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Marter: Thriller (German Edition)

Marter: Thriller (German Edition)

Titel: Marter: Thriller (German Edition)
Autoren: Jonathan Holt
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neben der amerikanischen zum Einsatz kam.
    »Man möchte doch meinen, dass die Itaker viel dankbarer sein müssten, weil wir hier sind und sie beschützen«, erklärte er, während sie das Tor passierten und dann am Straßenrand anhielten, weil man ihre Ausweise kontrollieren wollte. »Willkommen im Camp Ederle, Ma’am.«
    Vor ihr lag eine Stadt – oder vielmehr eine Festung, eine Stadt innerhalb der Stadt, deren Grenzen durch ebenjene bombensichere Mauer markiert waren, die sich in beide Richtungen schier endlos hinzuziehen schien. Amerikanische Straßenschilder lösten nun die italienischen ab; im Augenblick standen sie an der Kreuzung Main Street und Eighth. An den Fußgängerüberwegen wurde man auf Englisch dazu angehalten, die Straße zu überqueren oder stehen zu bleiben. Der Großteil der Passanten trug Armeeuniform, und neben Militärfahrzeugen waren hin und wieder auch Buicks oder Fords zu sehen.
    »Hey, die In-Processing-Stelle liegt ein paar Hundert Meter die Straße runter. Ich kann Sie direkt vor der Tür absetzen. Dort kriegen Sie übrigens auch eine Straßenkarte – am Anfang verläuft sich hier jeder. Die Anlage ist riesig.« Er bog an einem Kreisverkehr ab, in dessen Mitte an einem Mast die Stars-and-Stripes-Flagge wehte. »Möchten Sie mir vielleicht Ihre Nummer geben? Oh, ich vergaß, Sie haben ja bestimmt noch kein europäisches Handy.« Nachdem er angehalten hatte, kritzelte er etwas auf ein Stück Papier und reichte es ihr. »Ich denke, am Samstagabend müsste ich Zeit haben.«
    Mit einem Schmunzeln über Private Lewtas’ Selbstbewusstsein stieg sie aus. Vor ihr erstreckte sich eine riesige Militäranlage mit anonymen Gebäuden, vergleichbar mit jedem US -Army-Posten, an dem Holly je stationiert gewesen war. Nichts deutete darauf hin, dass die Vorkommnisse an diesem Ort ihre Loyalitäten, von deren Existenz sie im Augenblick noch nicht einmal etwas ahnte, schon bald auf eine harte Zerreißprobe stellen würden.

3
    Endlich hatte man den Leichnam in den Obduktionssaal geschafft, wo es Kat allerdings nicht viel wärmer wurde, da der Raum konstant auf neun Grad gehalten wurde. Piola schob immer noch Wache, und Kat war entschlossen, an seiner Seite zu bleiben, bis er nach Hause ging. Sie wollte ihm in nichts nachstehen und durchhalten, obwohl der Colonnello mehrmals vorgeschlagen hatte, sie möge doch heimgehen und ein wenig schlafen. Bestimmt dachte er insgeheim auch, dass sie sich endlich etwas Anständiges anziehen sollte.
    Der forensische Pathologe, ein Mann namens Spatz, erklärte soeben, warum es schwer werden würde, die Frau zu identifizieren.
    »Sehen Sie hier«, meinte er und hob das linke Handgelenk der Toten mit der behandschuhten Hand an. »Salzwasser richtet ganz schreckliche Dinge an. Fingerabdrücke werden kaum mehr zu finden sein.«
    »Gibt es irgendetwas, das Sie tun können, um sie wenigstens im Ansatz zu retten?«
    »Wir können ihr die Handschuhe abnehmen.«
    »Dann erledigen Sie das besser gleich.« Piola warf Kat einen Blick zu. »Wissen Sie, was damit gemeint ist, die Handschuhe abnehmen, Capitano?«
    »Nein, Colonnello«, gab sie offen zu.
    »Spatz wird dem Opfer die Haut von den Fingern ziehen und sie über eine Modellhand stülpen.« Er deutete mit dem Kinn in Richtung eines Regals, auf dem vier oder fünf Hände aus Holz in unterschiedlichen Größen standen, ähnlich den Modellen eines Handschuhmachers. »Das übliche Prozedere, wenn eine Leiche im Meerwasser gelegen hat. Was in unserer Stadt nun wahrlich keine Seltenheit ist. In Zukunft, wenn Sie irgendetwas hören, das Sie nicht verstehen, fragen Sie bitte nach, ja? Das hier mag ja Ihr erster Mordfall sein, aber trotzdem erwarte ich, dass Sie den nächsten Fall bereits selbst leiten.«
    »Ja, Colonnello«, erwiderte sie betreten.
    »Jetzt gehen Sie nach Hause und gönnen Sie sich ein paar Stunden Ruhe. Keine Widerrede. Und wenn wir uns wiedersehen, will ich nicht mehr ganz so viel Bein präsentiert bekommen.« Das Lächeln allerdings, das um seine Augen herum ein fächerförmiges Muster aus Fältchen hervorrief, nahm seinen Worten jeglichen aggressiven Anstrich, noch ehe er hinzufügte: »Wenn ich offen sein soll, bringen Sie mich damit ganz schön aus dem Konzept, dabei bin ich ein glücklich verheirateter Mann.«
    »Colonnello?«, mischte Spatz sich hinter ihnen nun zaghaft ein.
    Piola wandte sich zu ihm um. Der Gerichtsmediziner hielt nach wie vor den Arm der Leiche hoch. Der Ärmel der Robe war
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