Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marter: Thriller (German Edition)

Marter: Thriller (German Edition)

Titel: Marter: Thriller (German Edition)
Autoren: Jonathan Holt
Vom Netzwerk:
konterte Hapadi mit einer rhetorischen Frage. »Sie würde keine zehn Meter weit kommen.« Er zuckte mit den Schultern. »Andererseits, vielleicht war es ja genauso. Dass sie nicht weiter als zehn Meter kam, meine ich.«
    Piola runzelte die Stirn. »Zwei Schüsse in den Hinterkopf? Scheint mir ein klein wenig übertrieben.«
    »Colonnello?«
    Piola wandte sich um. Eine stark geschminkte, attraktive Frau im schwarzen Mantel, mit Überziehschuhen und allem Anschein nach nicht viel mehr am Leib winkte ihm von dem hölzernen Steg aus zu.
    »Hier können Sie nicht durch«, erklärte er automatisch. »Das hier ist ein Fundort.«
    Sie zog einen Ausweis aus der Tasche und hielt ihn hoch. »Capitano Tapo. Ich soll in diesem Fall ermitteln.«
    »Dann kommen Sie besser hier rüber.«
    Sie zögerte nur einen kurzen Moment, wie er bemerkte, bevor sie die Stiefel auszog und barfuß durch das Wasser auf ihn zugewatet kam. Kurz sah er den roten Lack auf ihren Zehennägeln aufblitzen, als sie einen Fuß in den Schlamm setzte.
    »Das letzte Mal, als ich jemanden in Venedig habe barfuß laufen sehen«, meinte Hapadi munter, »hat derjenige sich die Füße völlig zerschnitten. Im Wasser liegen unzählige Glasscherben.«
    Capitano Tapo achtete nicht auf ihn. »Hat er einen Ausweis bei sich, irgendeinen Hinweis auf seine Identität, Colonnello?«, erkundigte sie sich bei Piola.
    »Wir haben noch nichts dergleichen gefunden. Und soeben unterhielten wir uns über die Tatsache, dass unser Opfer hier in Wirklichkeit gar kein Er ist.«
    Tapos Blick schoss ungläubig zu dem Leichnam, doch Piola entging nicht, dass sie sich anders als er nicht bekreuzigte. Diese jungen Leute heute waren längst nicht mehr so tief im katholischen Glauben verwurzelt. Er hingegen hatte alle Mühe gehabt, sich davon zu lösen. »Könnte es sich um einen dummen Scherz handeln?«, fragte sie zögerlich. »Schließlich feiern wir heute La Befana.«
    »Möglich. Aber eigentlich sollte es doch umgekehrt sein, oder?« In Venedig, wo man keine Gelegenheit versäumte, sich zu verkleiden, zelebrierte man auch das Fest zu Ehren von La Befana mit Maskeraden; zumindest verkleideten sich die Fischer und Handwerker an diesem Tag als Frauen.
    Kat ging neben dem Leichnam in die Hocke und betrachtete ihn eingehend. »Das sieht mir aber alles ziemlich echt aus.« Behutsam zog sie eine Kette unter den Gewändern hervor. An deren Ende hing ein silbernes Kreuz.
    »Vielleicht sind das ja nicht ihre Sachen«, meinte Piola nachdenklich. »Aber wie auch immer, eins nach dem anderen, Capitano. Sichern Sie den Fundort, notieren Sie exakt, wer hier ein und aus geht, und wenn die Spurensicherung mit den Fotos fertig ist, veranlassen Sie bitte, dass man die Tote in den Obduktionssaal bringt. Vorher aber will ich noch einen Sichtschutz und ein Zelt für die Beweismittel – wir wollen die guten Bürger Venedigs doch nicht über Gebühr beunruhigen.« Er musste nicht gesondert betonen, dass es nicht der Mord an sich war, der für einen Riesenwirbel sorgen würde, sondern vielmehr die Tatsache, dass die Tote das Gewand eines Priesters trug.
    »Selbstverständlich. Soll ich Sie anrufen, sobald der Leichnam zur Obduktion bereitliegt?«
    »Mich anrufen?« Piola wirkte überrascht. »Ich fahre mit. Beweiskette, Capitano. Ich war der erste Beamte hier, daher habe ich bei dem Leichnam zu bleiben.«
    Wenn das nicht beeindruckend war. Der letzte leitende Beamte, mit dem Kat zusammengearbeitet hatte, hatte sich für gewöhnlich nicht lange nach einer ausgedehnten Mittagspause in den Feierabend verabschiedet, stets mit den Worten, »sie solle ihn anrufen, falls sich irgendwas tat«. Wobei er sein Handy immer schon abstellte, noch ehe er zur Tür raus war. Doch noch weit beeindruckender war das, was geschah, als die Barkasse der Staatspolizei aufkreuzte. Kat war inzwischen ganz blau, die eisige Kälte des Wassers fraß sich bis tief in ihre Knochen; als sie den Schriftzug »Polizia di Stato« erblickte, reagierte sie zunächst erleichtert.
    Ein Beamter sprang vom Boot herunter. Er war für den Anlass perfekt gekleidet und trug polizeiblaue Watstiefel. »Sovrintendente Otalo«, stellte er sich vor. »Vielen Dank, Colonnello, ab jetzt übernehmen wir.«
    Piola beachtete den Mann nur am Rande. »Eigentlich ist das ja unser Fall.«
    Otalo schüttelte unwirsch den Kopf. »Der Befehl kommt von ganz oben. Wir haben momentan Kapazitäten frei.«
    Natürlich habt ihr das , dachte Kat, da sie wie die meisten ihrer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher