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Marter: Thriller (German Edition)

Marter: Thriller (German Edition)

Titel: Marter: Thriller (German Edition)
Autoren: Jonathan Holt
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eingeschätzt.‹«
    »Wie schnell sich solche Nachrichten heute doch verbreiten«, entgegnete Gilroy nachdenklich. »Ich bin immer wieder überrascht, dass jeder über alles Bescheid zu wissen scheint, unmittelbar, nachdem die Dinge geschehen sind.«
    »Nur dass in diesem Fall keiner wirklich etwas weiß, nicht wahr? Ich schätze, das macht Ihr Vorhaben, einen ehemaligen Präsidenten der USA und seinen Verteidigungsminister für Kriegsverbrechen vor Gericht zu bringen, zunichte, da es sich als nicht durchführbar erweist?«
    Gilroy nickte bedächtig. »Nun, das ist sicherlich ein harter Rückschlag. Das will ich nicht leugnen.«
    »Wissen Sie, einen kurzen Moment hätte ich Ihnen fast geglaubt«, erwiderte Daniele. »Ich dachte wirklich, Sie meinen es ernst.«
    »Oh, Sie dürfen nicht denken …«
    »Sie haben mich reingelegt, Gilroy. Genau, wie Sie es mit allen anderen tun. Sie überlegen sich, was die Leute hören wollen, dann konstruieren Sie eine Story, an die wir glauben wollen.«
    »Daniele«, sagte Gilroy geduldig. »Ich dachte, wir hätten diese Phase hinter uns, in der Sie den misstrauischen Teenager spielen.«
    »Sie hatten nie die Absicht, irgendjemanden vor Gericht zu bringen. Genau, wie es nie der Plan war, dass Carnivia gehackt wird, nicht wahr? Sie haben mich nur glauben lassen, dass es so ist. Das war einer der ersten Hebel, die Sie in Bewegung gesetzt haben, damit ich genau das tat, was Sie wollten.«
    »Was wollte ich denn, Daniele?«, hakte Gilroy nach. Seine Augen verengten sich.
    »Die Ermordung zweier Männer, die zu viel wussten. Einen von ihnen – Bob Findlater – haben Sie eigenhändig getötet. Der andere – Dragan Korovik – war offensichtlich unerreichbar, in einer Gefängniszelle in Den Haag. Und als wäre das alles noch nicht schlimm genug, war er auch noch kurz davor, alles auszuplaudern, um seine eigene Haut zu retten. Doch Sie wussten, dass es andere gab, die die schmutzige Arbeit für Sie erledigen würden, sofern man ihnen ausreichend Anreiz bot. Wusste Korovik, was in diesen Pillen drin war, die er eingenommen hat? Auch sein Tod geht zweifelsohne auf Ihr Konto, Gilroy – Sie haben den Mann überzeugt, freiwillig Gift zu schlucken, indem Sie ihn glauben ließen, es wäre zu seinem Besten.«
    »Daniele, das klingt ja alles recht schlüssig. Fast eines Ihrer Internetforen würdig. Pater Uriel hatte mich bereits gewarnt, dass Sie im Laufe Ihrer Behandlung verstärkt Anfälle von Paranoia erleben würden. Ich gehe doch davon aus, dass es nicht den Hauch eines Beweises gibt, der diese Fantastereien stützt?«
    »Noch nicht.«
    »Noch nicht«, wiederholte der ältere Mann.
    Den Bruchteil einer Sekunde sah Daniele so etwas wie Erleichterung in Gilroys strahlend blauen Augen aufblitzen.
    »In der Mathematik nennen wir das eine Vermutung, wenn wir etwas für wahr halten, jedoch nicht wissen, wie wir es beweisen sollen«, fuhr Daniele fort. »Das heißt nicht, dass es falsch ist, sondern nur, dass der beste Weg, es zu beweisen, ist, sich vorzustellen, dass es stimmt, und dann abzuwarten, wohin einen das führt. Diese Sache hier jedenfalls bringt mich zu der Schlussfolgerung, dass jemand die Leitung in der Planung von William Baker übernommen haben musste. Ich glaube nicht, dass MCI das allein hätte schaffen können. Diese Leute sind Söldner, keine Strategen. Die Kirche, die Mafia, die ehemaligen Gladio-Stabsoffiziere der NATO – keine dieser Organisationen war für sich gesehen groß genug, um eine solche Koalition von Giftnattern zu organisieren. Dazu brauchte es jemanden, bei dem in Italien die ganzen Machtstränge zusammenliefen und der wusste, wie man sie betätigte. Jemanden wie Sie, genau genommen.«
    »Faszinierend, Daniele. Wirklich faszinierend und, wie Sie selbst sagten, völlig ohne Grundlage.«
    »Möglich. Aber eine Sache gibt es vielleicht doch. Bob Findlater hat es Kat Tapo gegenüber erwähnt, ehe Sie ihn erschossen. Er sagte: ›Es gibt kein besseres Gefühl als die Macht, mit einem ganzen Land zu tun und zu lassen, was man will, wie wir es mit eurem tun.‹ So lauteten exakt seine Worte – wie wir es mit eurem tun . Kat hat das sehr verblüfft.«
    »Ein Versprecher. Er meinte damit sicher, wie wir es mit Bosnien getan haben.«
    Daniele schüttelte den Kopf. »Er konnte nur Italien gemeint haben. Und dieses Wir – ich glaube nicht, dass er damit ausschließlich MCI gemeint haben kann.«
    Gilroy hob die Hände in die Luft. »Und das war’s? Ein nicht ganz
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