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Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow
Autoren: Maria Beaumont
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Ich habe nämlich die Filmrechte für Ringe an ihren Fingern verkauft. (Ich sage lieber nicht, für wie viel - das ist mir peinlich.) Für die Rolle der Donna waren Sarah Michelle Gellar und J-Lo im Gespräch, aber als die Produzenten Lisa kennen lernten, hatte einer von ihnen einen Geistesblitz.
    »Süße, kannst du eigentlich genauso gut schauspielern wie du schreibst?«, wollte er wissen.
    Noch ist nichts sicher, aber wer weiß? Nächsten Monat fliegt sie immerhin zu Probeaufnahmen, und schließlich sind in letzter Zeit schon seltsamere Dinge passiert.
    Arme Mum. Sie ist alles andere als bereit, sich damit abzufinden, dass Lisa so etwas geschrieben hat. Wie soll sie bloß damit klarkommen, dass ihre Tochter eventuell vor der Kamera die Hüllen fallen lassen wird, um unzüchtigen Sex zu simulieren? Irgendwie bezweifle ich, dass wir sie mit dem »Das verlangt aber das Drehbuch«-Argument beruhigen können. Aber Lisa ist jetzt nun einmal Marsha Mellow, und unsere Mutter wird sich über kurz oder lang damit abfinden müssen.
    Es macht mir nichts aus, zuzugeben, dass sie eine weitaus bessere Marsha abgibt als ich. Wir ziehen das beide gemeinsam durch - was wir ja schon von dem Moment an taten, als sie ungebeten mein erstes Manuskript an Mary schickte. Während ich mich nicht einmal halb so medienwirksam und erotisch präsentieren könnte, fällt es ihr sogar schwer, eine Postkarte zu schreiben, wie sie selbst zugibt. Zusammen sind wir ein ziemlich gutes Team. Während sie in der Öffentlichkeit glänzt, habe ich das bekommen, was ich immer wollte - nämlich meine Ruhe.
    Sechster Tag: Lewis und ich relaxen gerade an einer Strandbar. Kurt ist mal wieder abwesend. Lisa ist zwar mitgekommen, aber sie wollte vorhin in einem Laden auf der anderen Straßenseite Postkarten kaufen (die ich wahrscheinlich für sie schreiben muss). Auf dem Weg zu uns ist sie von einer Meute Matrosen angesprochen worden, die sie erkannt haben. Im Moment gibt sie gerade zum Besten, wie sie für das Bäumchenwechseldich-Kapitel in Ringe recherchiert hat. Die Kerle hängen ihr förmlich an den Lippen, was nicht weiter verwunderlich ist für Männer, die zudem noch wochenlang auf See waren.
    Irgendwann reißt Lisa sich von ihren Bewunderern wieder los und gesellt sich zu uns. Sie nimmt Platz und gibt mir eine Postkarte. »Möchtest du die vielleicht an Mum und Dad schicken?«, fragt sie. Mein Blick fällt auf das Motiv von zwei nackten hängenden Brüsten über den Worten »Phuket, Stadt der Freuden«.
    Ja, klar doch.
    Womöglich wird irgendwann der Tag kommen, an dem die Bickerstaffs wieder eine halbwegs glückliche und intakte Familie sein werden, aber bis dahin ist es noch ein langer Weg. Mum weigert sich nach wie vor hartnäckig, mit Lisa zu sprechen, und mir gegenüber ist sie nicht viel herzlicher. Momentan komme ich nur mit ihr klar, weil ich die drei magischen Worte aus dem Pflanzenreich als Druckmittel habe, wenn sie wieder einmal über die Stränge schlägt.
    Unser neuer, selbstbewusster Dad tut alles, um ihre schlimmsten Exzesse unter Kontrolle zu halten - folglich gibt es auch keine weiteren Vorfälle von sinnlosem Vandalismus zu berichten. Offenbar hat ihm diese ganze Geschichte den Mut verliehen, sich nicht mehr alles von ihr gefallen zu lassen. In der letzten Zeit kommt es häufiger zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden, doch er scheint fest entschlossen, ihr Paroli zu bieten, selbst unter höchster Lebensgefahr. Ich glaube, sein neues Selbstbewusstsein ist zum großen Teil darauf zurückzuführen, dass er stolz auf seine schriftstellernde Tochter ist. Er redet von nichts anderem mehr - neulich war ich mit ihm auf der Finchley High Road, wo er mich zu Waterstones geschleppt hat, um vor der Auslage jedem potenziellen Käufer des Buches mitzuteilen: »Das ist meine Tochter, wissen Sie.« Zwar kann er sich nicht überwinden, es selbst zu lesen, jedoch hindert ihn das nicht daran, nachdrücklich darauf hinzuweisen, dass es sich um eine literarische Glanzleistung handelt. Hingegen vertritt Mum nach wie vor die Meinung, dass man es sofort vom Markt nehmen sollte, und zwar am besten samt der Autorin.
    Hey, vielleicht hätten wir sie auf diese Reise mitnehmen sollen, um den Versöhnungsprozess zu beschleunigen.
    Das sollte ein Witz sein!
    Der Anblick von so vielen Prostituierten und Striplokalen hätte Mum endgültig den Rest gegeben. Sie hätte ohnehin nicht mitfliegen können, selbst wenn sie gewollt hätte. Schließlich darf sie das
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