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Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow
Autoren: Maria Beaumont
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äußerst merkwürdigen Anruf. Die Vermittlung fragte mich, ob ich ein R-Gespräch aus dem Lilongwe-Gefängnis annähme.«
    »Woher?«
    »Aus dem Knast. In Malawi.«
    »Himmel. Hast du mit ihm gesprochen?«
    »Selbstverständlich nicht. Glaub mir, im Grunde erweise ich ihm damit einen Gefallen. Noch ein paar weitere Monate auf Heuschrecken-und-zermahlene-Wurzeln-Diät können seinem Bierbauch nur gut tun.«
    Nachdem ich aufgelegt habe, bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Nein, nicht wegen Colin Mount. Sondern wegen meinem neuen Verleger. Dabei ist mir Arrow wirklich sympathisch. Ich meine natürlich meine Lektorin dort. Sie ist die Einzige, die mich zu Gesicht bekommen hat, und sie hat geschworen, meine Identität geheim zu halten - manche Dinge ändern sich eben nie.
    Nachdem Mary den Schock überwunden hatte, dass ich mit Jacobson nicht weiter zusammenarbeiten wollte (was etwa fünf Minuten dauerte), machte sie sich umgehend daran, einen neuen Verleger für mich zu finden. Zu guter Letzt gab es vier Kandidaten, die für mich boten. Mary war ganz in ihrem Element. »Ich wünschte, du hättest diesen schleimigen Schaumschläger schon Vorjahren in die Wüste geschickt«, meinte sie. »Das könnte ein heißes Rennen geben.« Arrow gewann mit einem Vorschuss von anderthalb Millionen für meine nächsten drei Bücher.
    Einskommafiinf Millionen!
    Verflucht, ich bin jetzt Millionärin!
    Unfassbar, unglaublich und ungeheuerlich.
    Das einzige Problem daran ist, dass ich ein unfassbar, unglaublich und ungeheuerlich schlechtes Gewissen habe, weil ich in der Zwickmühle stecke. Mir wird schon wieder schlecht. Ist das der Virus oder der Druck? Keine Zeit, darüber nachzudenken - es geht schon wieder los.
    Dritter Tag: Es geht mir ausreichend gut, dass ich mich aus dem Hotel wage. Wir befinden uns auf der Hauptflaniermeile, aber mit so etwas hat niemand gerechnet. Seit gestern Abend ist die US Navy in der Stadt. Und damit offenbar auch sämtliche thailändischen Huren. Vor lauter strammen amerikanischen Matrosen mit ihren Begleiterinnen im Arm - und zwar eine rechts, eine links - kommen wir kaum voran.
    »Die Amis sind furchtbare Angeber«, brummt Kurt.
    »Im Prospekt war davon aber keine Rede«, stichelt Lewis.
    »Tja, ich finde es klasse«, ruft Lisa begeistert. »So viele Huren auf einem Fleck - ist doch prima Recherchematerial.«
    »Aber du hast doch nicht einmal...«, widerspricht Lewis und unterbricht sich gleich darauf, da Kurt nicht eingeweiht ist.
    »Ich muss in die Szene eintauchen, Lewis«, erklärt sie. »Das verstehst du nicht. Du bist ja auch kein Schriftsteller.«
    Sie nimmt Kurt bei der Hand und schleift ihn in die nächstgelegene überfüllte Bar.
    Der arme Kerl.
    Was rede ich da?
    Er ist ja in den letzten Tagen selbst sehr häufig »in die Szene eingetaucht«. Bislang haben wir nicht viel von ihm gesehen.
    Es würde mich nicht überraschen, wenn er... äh ... einheimische Ware eingekauft hat. (Merke: vor der Abreise das Gepäck nach verräterischen kleinen Päckchen absuchen.) Kurt ist übrigens nicht der mit dem Striplokal. Das hat nur zehn Minuten gehalten. Nach der Verkündung ihrer neuen Identität konnte sich Lisa vor lauter Angeboten gar nicht retten. Am schrägsten war das von Jake Bedford. Er rief sie an, um sie zum Essen einzuladen, und bemerkte im Zuge dessen: »Das mit Amy ist zwar schade, aber es hätte ohnehin nicht funktioniert - da sie keine Schriftstellerin ist, kann sie mit meinem ... äh ... kreativen Level einfach nicht mithalten.« Lisa meinte, den Rest habe sie vor lauter Lachen nicht mehr mitbekommen.
    Letzten Endes hat sie sich für Kurt entschieden. Keine Ahnung, was der macht. Er behauptet zwar, gerade an seiner Karriere als DJ zu basteln, aber das muss nichts heißen, zumal er einem nicht in die Augen schauen kann, wenn er das sagt. Heute ist das erste Mal, dass Lisa einen ganzen Tag mit ihm verbringt, aber das scheint sie nicht weiter zu stören. Er sieht verschlagen und abgerissen aus, aber wenn er was will, ist er der Charmeur in Person - haargenau der Typ, auf den sie abfährt.
    Wie auch immer, sie war bisher viel zu beschäftigt, um seine Abwesenheit zu registrieren. Sie nimmt nämlich ihre Aufgaben als öffentliches Gesicht der Marsha Mellow GmbH sehr ernst, und daran ändert sich auch in ihrem Urlaub nichts.
    Seit dem ersten Interview für Working Girl hat sie unzählige weitere gegeben. Sie war auch in diversen Talkshows im Fernsehen zu Gast. Und dann die Termine in Hollywood.
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