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Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow
Autoren: Maria Beaumont
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Bombe endlich geplatzt ist«, plappert sie weiter.
    »Du hast das mit dem Interview gewusst?«, ruft Julie aus.
    »Oh Mann, und du hast es die ganze Zeit für dich behalten?«
    »Mir ist klar, dass du das nicht verstehen kannst«, erwidert sie und bedenkt Julie mit einem abfälligen Blick, »aber Diskretion ist das A und O für eine Chefsekretärin.«
    »Hast du denn mal mit ihr gesprochen? Du weißt schon, wegen irgendwelcher Formalitäten oder was auch immer?«, stammelt Julie aufgeregt.
    »Ja, mehrmals«, antwortet Deedee.
    »Und, wie ist sie so?«, frage ich - ich konnte einfach nicht widerstehen.
    »Ach ... ihr wisst schon«, ziert sie sich. »Am Telefon kann man das schwer beurteilen.«
    »Sie ist doch bestimmt ganz schön arrogant«, bohre ich weiter, »du weißt schon, nach ihrem ganzen Erfolg?«
    »Äh ... ein bisschen schon, schätze ich.«
    »Und woher stammt sie? Spricht sie mit Akzent?«
    »Äh ... eigentlich nicht.«
    »Aber irgendeinen Akzent musst du doch herausgehört haben. Vielleicht Nordengland? Birmingham? Irland?«
    »Ahm ... äh ...«
    »Wales?«
    Während Deedee verlegen an den Fingernägeln zupft, wird mir bewusst, wie sehr ich ihre Verlegenheit auskoste. Dabei bin ich eigentlich überhaupt nicht sadistisch veranlagt - aber wahrscheinlich kann man nicht so anschaulich über SM schreiben, ohne dass das irgendwie auf einen abfärbt.
    »Jetzt weiß ich wieder - in der Mail stand, dass sie aus London ist«, sage ich weiter. »Spricht sie so wie ich?«
    »Ah, nein, eigentlich nicht. Sie klingt ziemlich ...« Sie unterbricht sich kurz, weil sie nach dem richtigen Wort sucht.
    »... einfach vielleicht? Ja, das trifft es. Einfach.«
    Über ihre Schulter hinweg beobachte ich, wie Lewis sich gerade durch die Menge kämpft. Als er zu uns stößt, überfällt ihn Julie sofort. »Sagen Sie uns, Lewis, bitte, sagen Sie uns, wie sie so ist?«
    »Abwarten, Sie werden schon sehen«, entgegnet er mit bescheidenem Lächeln, das seine wahre Begeisterung verhüllt - wäre er ein Hund, würde er wild mit dem Schwanz wedeln.
    »Ooooh, bitte bitte«, bettelt sie.
    »Ich verrate Ihnen was«, sagt er grinsend. »Sie ist alles andere als einfach.«
    »Deedee behauptet das Gegenteil.«
    »Woher will sie das wissen? Ich habe nie mit ihr darüber gesprochen.«
    Während ich Deedee dabei beobachte, wie sie gerade in das Grab steigt, das sie sich selbst geschaufelt hat, geht mir durch den Kopf, dass das Leben manchmal seltsam ist: Da wartet ganzen Jahre auf einen Hollywood-Moment, und dann bekommt man gleich zwei nacheinander.

KAPITEL 28
    Die Werbeplakate hängen seit einer Woche. Unter dem Schriftzug Working Girl verkündet die riesige Schlagzeile: ENTHÜLLUNGEN - DAS WELTWEIT ERSTE INTERVIEW MIT MARSHA MELLOW, was nicht besonders originell ist, aber dennoch zieht. Obwohl wir die Auflage um ein Dreifaches erhöht haben, waren bis halb neun heute Morgen bereits sämtliche Exemplare in den U-Bahn-Stationen vergriffen. »Schätze, wir hätten sogar zehn Pfund pro Stück verlangen können und sie hätten uns das Heft immer noch aus der Hand gerissen«, bemerkte Lewis dazu.
    Er hat bei dem Interview ganze Arbeit geleistet. Es ist durchdacht und ausgewogen und offenbart eine Menge, ohne mich vor dem Leser auszuziehen. Ich persönlich finde ja das Foto am besten. Gestylt von Nicky Clark und in einem Outfit von Donna Karan sieht Lisa einfach umwerfend aus.

KAPITEL 29
    Später erster Tag: Ich räkele mich wie eine zufriedene Katze auf meinem Handtuch, nehme einen langsamen Schluck von meinem Daiquiri und beobachte durch halb geschlossene Lider den spektakulären Sonnenuntergang über dem Andaman Meer. Noch immer spüre ich die wohltuende Wirkung der Thai-Massage, und ich habe alle Zeit der Welt, das Leben in vollen Zügen zu genießen. Ein Stück weiter unten am Strand liegen Lisa und ihr neuer Freund unter einer Palme aneinander geschmiegt. Lisa sieht so aus, wie ich mich fühle - sorgenfrei, glücklich und frisch verliebt. Ich sehe, wie eine gebräunte Gestalt aus dem warmen, kristallklaren Wasser auftaucht und auf mich zukommt. Während sie näher kommt, gratuliere ich mir selbst zu meinem gelungenen Geburtstagsgeschenk - der persönliche Fitnesstrainer für Lewis hat Unvorstellbares bewirkt. In diesem Moment beugt er sich herunter, um mir einen langen, salzigen Kuss zu geben, und hockt sich anschließend neben mich auf den weichen weißen Sand. »Das hier ist der idyllischste Flecken Erde, an dem ich jemals war«, sagt er.
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