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Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow
Autoren: Maria Beaumont
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Schwafeln, aber ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Ich hefte den Blick auf Mum und versuche, Lewis‘ Rat zu beherzigen. Ich zwinge mich dazu, mir vorzustellen, wie sie sich mit Pat, dem Gärtner, in einem Blumenbeet herumwälzt, aber leider drängt sich mir dabei unweigerlich das Bild von einem rotbackigen Old McDonald auf. Das ist alles andere als hilfreich. Konzentrier dich gefälligst , Amy. Sag es ihr.
    »Du hast Recht, Mum«, schwafele ich noch ein wenig weiter, als würde das den bevorstehenden Knall abmildern. »Ich hätte ehrlich zu dir sein sollen, was Ant betrifft...«
    Ants brillanter Rat von eben! Das ist es.
    »... Wir sollen doch alle aufrichtig zueinander sein, nicht wahr?«, sage ich weiter, unsicher, wie ich Ants magische drei Worte einstreuen soll, allerdings fest entschlossen, es zu versuchen. »Damit meine ich uns alle ... Nehmen wir zum Beispiel ... ähm ... Dad ...«
    Mum macht ein völlig verdattertes Gesicht. Hingegen steht Dad die Panik ins Gesicht geschrieben - worauf läuft das hinaus?
    »... Stell dir vor, er würde dir erzählen, dass er wegfährt... ähm ... zu irgendeinem Geschäftstermin, aber dass er in Wirklichkeit heimlich auf Spritztour geht...«
    Mum ist jetzt ganz Ohr. Als würde sie kurz davor stehen, sowohl mich als auch Dad völlig zur Schnecke zu machen.
    »... und die ... ähm ... Blumenausstellung in Chelsea besucht.«
    Jetzt steht meiner Mutter die Panik ins Gesicht geschrieben.
    »Warum sollte ich da hingehen? Schließlich ist eure Mutter die Hobbygärtnerin«, wendet mein Vater ein, das Gesicht ein einziges Fragezeichen.
    Mum bleibt stumm. Es ist das erste Mal, dass ich sie so kleinlaut sehe. Los, du schaffst das. Du bist spitze, Ant.
    »Das war rein hypothetisch gemeint, Dad«, erkläre ich. »Ich will damit lediglich sagen, dass wir offener miteinander sein sollten ... Ich gehe jetzt mal mit gutem Beispiel voran ... Ich muss dir nämlich sagen, dass ...«
    »Was? Was musst du ihm sagen?« Meine Mutter ist außer sich vor Panik. Was kann sie mir schon tun? Ihr geht richtig die Düse. Ich stehe so kurz davor. Ich packe das.
    »Ich muss euch sagen, dass ich Mmm ...«
    »Mutter wirst?«, ruft Dad erschrocken.
    Warum denkt nur jeder, dass ich schwanger bin?
    »Ouatsch! Lass mich doch ausreden, Dad. Ich wollte soeben sagen ...«
    »Halt! Was auch immer es ist, du weißt nicht alles über die Blumenausstellung in Chelsea. Dieses Jahr war ich nicht mal da, sondern ich war...«
    »Lass sie ausreden, Charlotte. Was, Amy?«
    »Ich wollte soeben sagen ...«
    Ich bringe keinen weiteren Ton heraus. Meine Stimmbänder funktionieren nicht mehr. Jetzt habe ich zum ersten Mal die Oberhand über meine Mutter und bringe es trotzdem nicht fertig. Ich bin ein richtiger Waschlappen. Jetzt bin ich mit der Blumenausstellung so weit gekommen, und trotzdem kann ich mich nicht zum entscheidenden Schritt überwinden. Ich fühle mich wie traumatisiert, und mein Körper beschließt, dass der Zeitpunkt perfekt ist, um Pause zu machen. Ich spüre, wie meine Knie nachgeben - offenbar stellen sie als Nächste ihre Funktion ein. Hilflos sehe ich Lisa an, die erstaunlich gelassen wirkt.
    »Schon gut, Amy«, sagt sie, erhebt sich und stellt sich vor Mum und Dad. »Was sie euch mitteilen will, ist, dass sie Marsha Mellows Schwester ist.«
    »Wovon in Gottes Namen redest du?«, sagt Mum entsetzt. »Mum, Dad«, verkündet Lisa daraufhin seelenruhig, »ich bin Marsha Mellow.«

KAPITEL 26
    »Hätte schlimmer kommen können«, meint Lisa, als Lewis uns beide zum North Middlesex Hospital fährt. »Wir könnten jetzt auch im Leichenwagen liegen. Ende gut, alles gut, oder?«
    Ich persönlich würde es nicht unbedingt als glückliches Ende bezeichnen, dass Mum mit ihrer Schäferin aus feinem Porzellan die Scheibe des Wohnzimmerfensters zertrümmerte (und Ant damit an der Stirn traf), bevor sie sich in der Garage verbarrikadierte, um eine Flasche WC-Reiniger zu trinken.
    Während Dad versuchte, von außen das Garagentor aufzukriegen, warf sich Lewis mit der Schulter gegen die Tür, die von der Küche in die Garage führt. Es war, als würde ich Tom Cruise in Mission Impossible zuschauen, und ich war ziemlich begeistert (obwohl es mir zugleich peinlich war, dass er seine Männlichkeit im Kreise meiner Familie beweisen musste, die sich wie eine Horde wild gewordener Schimpansen mit ernsthaften Persönlichkeitsstörungen verhielt). Die Tür gab Lewis‘ Schulter nach und nicht umgekehrt, und wir fanden Mum
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