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Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow
Autoren: Maria Beaumont
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ohnmächtig auf dem Boden vor. Während er sich um sie kümmerte, wählte ich den Notruf. Plötzlich stach mir die leere Flasche WC-Reiniger ins Auge. Fieberhaft las ich den Warnhinweis: Bei versehentlichem Verschlucken Wasser trinken und sofort ärztlichen Rat einholen . »Schnell, gib ihr Wasser zu trinken«, schrie ich.
    »Unnötig«, widersprach mein Vater in ruhigem Ton, nachdem wir das große Garagentor aufzogen hatten, und stellte sich zu uns. »Damit kann sie sich mit Sicherheit nicht umbringen.«
    Mum konnte nicht wissen, dass Dad die leere Flasche WC-Reiniger mit destilliertem Wasser gefüllt hatte - weil sich der gebogene Hals hervorragend eignet, um Kühlwasser nachzufüllen. Während ihrer gesamten Ehe hat sie sich über seine seltsamen Ideen beschwert, und jetzt hat sie Dads Einfallsreichtum das Leben zu verdanken. Ich nehme an, dass sie wegen des Schocks in Ohnmacht gefallen ist, eine Vergiftung durch Essigkraft und Kiefernadelfrische droht ihr jedenfalls nicht.
    Nachdem die Rettungssanitäter eingetroffen waren, rollten sie meine immer noch ohnmächtige Mutter auf einer Bahre davon. Anschließend kümmerten sie sich um Ant, der blutend auf dem Rasen saß und von Lisa umsorgt wurde.
    Momentan fahren wir dem Krankenwagen hinterher, in dem sich Mum und Dad befinden. Das Absurdeste daran ist, dass Ant ebenfalls mit an Bord ist. Ich fände das ziemlich witzig, wenn ich mir nicht ernsthaft Sorgen um ihn machen würde.
    »Sie wird doch wieder gesund, oder?«, fragt Lisa schuldbewusst den Arzt, während wir aus sicherer Entfernung zu Mum hinüberblicken, die friedlich auf einer rollbaren Krankenliege schlummert.
    »Sie hat einen ziemlichen Schock erlitten, aber sie wird sich davon erholen«, entgegnet er in der typischen »Ich bin der Arzt und Sie können ganz beruhigt sein«-Stimme. Dann fügt er hinzu: »Obwohl sich in ihrer Lunge hartnäckig Spuren von Kalkstein halten.«
    Bestimmt sorgt die Story mit dem WC-Reiniger noch länger für Gesprächsstoff während der langen Nachtschichten im Krankenhaus.
    In diesem Augenblick tippt mir eine Krankenschwester auf die Schulter. »Verzeihung, Miss. Ihr Freund möchte Sie gern sehen. Er ist da drüben hinter dem Vorhang.«
    Ich begebe mich in die genannte Kabine, wo Ant gerade von einer jungen Ärztin genäht wird, die aussieht, als hätte sie schon seit mehreren Monaten nicht mehr geschlafen. Ich setze mich und warte darauf, dass sie fertig wird beziehungsweise gleich einschläft und Ants Augenlider aus Versehen zunäht.
    »Bist du okay?«, frage ich, als sie zu guter Letzt doch noch den Knoten macht.
    »Ich vermute, dass immer noch ein paar Splitter von dieser beschissenen Porzellanfigur drinstecken ... Aber, ja, mir geht es wunderbar - außerdem wollte ich immer eine Narbe haben. Wie steht es mit dir?«
    »Alles okay so weit. Stehe zwar noch etwas unter Schock, aber nicht weiter schlimm.«
    »Ich gehe wohl recht in der Annahme, dass sie es mittlerweile weiß«, mutmaßt er.
    »Nicht ganz ... Sie hält Lisa für Marsha.«
    Er bricht in Gelächter aus. »Sag jetzt nichts ... Das ist dermaßen verrückt, das muss ich erst einmal verdauen.«
    »Da wir gerade von verrückt sprechen«, sage ich, »warum bist du eigentlich nachgekommen?«
    »Ich dachte, ich könnte unter Umständen helfen. Ziemlich blöde Idee, was?«
    »Was hattest du denn vor?«
    »Ich wollte das Feuer auf mich lenken, einen Teil der Schuld auf mich nehmen. Ich dachte mir, dass ich für sie das ideale Opfer wäre. Und ich hatte verflucht noch mal Recht«, erwidert er und befühlt die frisch genähte, fünf Zentimeter lange Wunde auf seiner Stirn.
    »Das war sehr nobel von dir, Ant... Danke.«
    »Dein Lewis macht einen ganz netten Eindruck«, bemerkt er.
    »Es überrascht mich, dass du überhaupt einen Eindruck von ihm gewinnen konntest, nachdem die Hölle losgebrochen ist.«
    »Nun ja, es handelt sich auch nur um einen ersten Eindruck. Wir haben uns kurz miteinander bekannt gemacht, als wir gemeinsam in den Büschen herumgekrochen sind - er macht übrigens eine gute Figur auf allen vieren.«
    »Ich habe es dir zu verdanken, dass mich nicht der Mut verlassen hat, als ich ihm alles erzählt habe«, sage ich. »Zuerst dachte ich, dein Plan funktioniert nicht, aber dann ...«
    »Du kannst mir grundsätzlich vertrauen, Amy. Wo ist Lewis jetzt?«
    »Er muss dringend ein paar Telefonate erledigen - er hat nämlich ganz vergessen, dass heute Drucktermin ist.«
    »Was heißt das?«
    »Du weißt schon, dass
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