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Marschfeuer - Kriminalroman

Marschfeuer - Kriminalroman

Titel: Marschfeuer - Kriminalroman
Autoren: Heike Denzau
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Blauröcke.
Ehrenurkunden, Pokale, Fotografien und Auszeichnungen schmückten die getäfelte
Frontwand. Die Fensterwand gab den Blick auf den Sportplatz frei, der an diesem
Freitagmorgen menschenleer war.
    »Was wissen Sie über
Waldemar Pankratz, Herr Steffens?«, fragte Hendrik den Wehrführer. »Über
Freunde oder Feinde? Über Verwandtschaft? Über seine Gewohnheiten?«
    Jörg Steffens zuckte die
Schultern. »Von Verwandtschaft weiß ich nix. Rein gar nix. Der war ja nicht von
hier, der Waldi. Ist irgendwann in den siebziger Jahren rüber. Aus der Ukraine
war er doch, oder?« Er sah seine Feuerwehrkollegen an, die um den Tisch saßen.
Alle nickten.
    »Vom Arbeiten hielt er
nicht allzu viel«, berichtete Jörg Steffens weiter, »hat mal hier, mal da im
Ort oder auch in den umliegenden Dörfern geholfen. Bei den Kaufleuten Laub
gefegt, im Winter Schnee geschippt. Und seine Hühner-Eier hat er verkauft. Hat
immer nur so viel getan, dass er leben und seinen Korn kaufen konnte.«
    »Die Jugendlichen haben
sich gern einen Spaß daraus gemacht, ihn zu ärgern«, warf ein anderer
Feuerwehrmann ein, »besonders seit die Gemeinde den Container für die
Dorfjugend hier auf dem Parkplatz aufgestellt hat. War’n ja nur ein paar
Schritte bis zum Priesterland.«
    »Priesterland?«, fragte
Hendrik.
    »So nennen wir das
Kleingartengelände«, erklärte der Feuerwehrmann. »Seit ewigen Zeiten. Das Land
gehört der Kirchengemeinde. Die Kleingärtner sind nur Pächter. Die Pacht
beträgt ‘n Appel und ‘n Ei. Das können sich auch die Ärmsten leisten.«
    »Wie haben die
Jugendlichen Herrn Pankratz denn geärgert?«, fragte Lyn.
    »Na ja, so richtig
schlimm war’s nicht. Haben seine Hühner wild gemacht und Erdklumpen an seine
Hütte geworfen. Dann konnte er richtig wütend werden. Ist hinter ihnen her mit
Harke oder Besen und hat geflucht auf Teufel komm raus. Die Kinder haben sich
köstlich amüsiert.«
    »Manchmal verschwinden
auch Schubkarren von den Parzellen«, ergänzte Jörg Steffens. »Die tauchen dann
im Schulgraben wieder auf, oder an anderen Stellen. Machen wohl
Schubkarren-Rennen, die Gören. Heute Morgen stand auch wieder eine am
Schulhofparkplatz. Aber solange man es ihnen nicht nachweisen kann …«
    »Es wird aber auch
gemunkelt, dass sie Waldi seinen Schnaps geklaut haben«, warf ein blonder
Feuerwehrmann mit rußgeschwärztem Gesicht ein. »Der Waldi hat seine Hütte nie
abgeschlossen. Jedermann konnte da reinspazieren.«
    »War das allgemein
bekannt, dass Herr Pankratz seine Hütte nie verschloss?«, fragte Lyn.
    Alle Feuerwehrmänner
nickten.
    »War die Hütte schon
runtergebrannt, als Sie dort ankamen?«, wechselte Hendrik das Thema.
    Wehrführer Steffens
nickte. »Da war nicht mehr viel zum Löschen. Waldis Möbel haben wohl wie Zunder
gebrannt. Ein paar von den Kameraden haben die aufgescheuchten Hühner
eingefangen. Die legen bestimmt nie wieder Eier.«
    Lyn warf Hendrik einen
bösen Blick zu, weil er grinste. »Wo sind die Hühner jetzt?«, fragte sie.
    »Die haben wir Uschi
gebracht«, antwortete ein Feuerwehrkamerad, »die hat selbst Hühner. Auf dem
Grundstück hinter Waldi. Uschi war zwar nie so gut auf Waldi zu sprechen, aber
für die Tiere wird sie schon sorgen.«
    »Warum war Uschi denn
nicht so gut auf Herrn Pankratz zu sprechen?«, fragte Hendrik.
    »Weil das Unkraut von
seinem Grundstück zu ihr rüberwuchs. Gartenpflege fand bei Waldi nicht statt.
Sie war deswegen schon ein paarmal beim Pastor.«
    »Sie sind ja bestens
informiert«, sagte Hendrik.
    Der Feuerwehrmann zuckte
die Schultern. »Dorfleben.«
    »Wolltest du dir nicht
Namen und Anschrift dieser Uschi geben lassen?«, fragte Lyn Hendrik fünfzehn
Minuten später. Sie standen auf dem Parkplatz vor der Mehrzweckhalle.
    »Lurchi und Thilo grasen
doch mit Barbiepüppchen gerade die Pächter ab. Da ist Uschi Wer-auch-immer auch
dabei.«
    Lyn nickte. »Stimmt.«
Ihr Blick blieb an einem blauen Container auf dem Schotterplatz hinter dem
Parkplatz hängen. »Das muss der Jugendcontainer sein«, sagte sie. »Charlotte
hat mir davon erzählt. Er ist Treffpunkt der Dorfjugend. Ich werde mal
anklopfen, obwohl … die Kids sind jetzt alle in der Schule oder bei der Arbeit.
Das müssen wir auf später verschieben. Aber die beiden Häuser hinter dem Schotterplatz
werde ich abchecken. Vielleicht hat einer der Bewohner heute Nacht etwas
gesehen oder gehört.«
    »Alles klar.« Hendrik
deutete auf den Eingang der Gaststätte in der
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