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Marschfeuer - Kriminalroman

Marschfeuer - Kriminalroman

Titel: Marschfeuer - Kriminalroman
Autoren: Heike Denzau
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sogar.
    »Ich begleite dich«,
sagte Hendrik und blickte in die Runde. »Ist das okay?«
    »Ab mit euch.« Wilfried
wedelte mit seiner Hand Richtung Tür.
    Als die beiden
aufsprangen, rief Wilfried hinterher: »Nehmt Barbara mit. Da hat sie was Nettes
für ihren Bericht.«
    ***
    »Guten Morgen,
Karrasch«, begrüßte Paul Lindmeir den Pförtner der Beidenflether
Jacobsen-Werft, nachdem er das Fenster seines silberfarbenen Mercedes 270 CDI heruntergefahren hatte.
    Der Grauhaarige war aus
seiner Loge gesprungen, als er den Wagen des Geschäftsführers der Werft erkannt
hatte, der vor dem geschlossenen Eisentor hielt.
    »Guten Morgen, Herr
Lindmeir. Ich öffne das Tor sofort. Ich wollt Ihnen nur sagen, dass die Frau
Jacobsen grad angerufen hat und Sie sprechen wollte. Sie klang sehr aufgeregt.
Ich hab ihr gesagt, dass Sie sie gleich zurückrufen. Das war doch in Ordnung?«
    »Frau Jacobsen?« Paul
Lindmeirs Stimme klang erstaunt. »Sie weiß doch, dass ich freitags erst um neun
Uhr im Büro bin … In Ordnung, Karrasch. Ich werde sie gleich anrufen.«
    Der Pförtner nickte und
eilte in seinen kleinen Raum zurück, um das schwere blau gestrichene Tor mit
den beiden ineinander verschlungenen Buchstaben, einH und einJ, per Knopfdruck
für seinen Chef zu öffnen.
    Paul Lindmeir parkte
seinen Wagen direkt vor dem sandfarbenen Bürohaus, lief– in offene Bürotüren
ein Guten Morgen rufend– zügig durch das Gebäude und schloss seine Bürotür auf.
Er legte seine Aktentasche auf den hellen Kunststoffschreibtisch und setzte
sich in den ledernen Chefsessel. Er drehte ihn Richtung Fenster und blickte
hinaus.
    Kein Sonnenstrahl drang
durch die geschlossene graue Wolkendecke. Die Stör schlängelte sich trübe durch
die Wiesen Richtung Elbe. Kein Boot war zu sehen, obwohl die meisten Segler und
Motorbootfahrer ihre Schiffe schon zu Wasser gelassen hatten.
    Er stand auf und trat an
das riesige Fenster. Sein Blick verharrte auf der Jacht, die angetäut in der
Stör lag. Sie war nach einer Tankreinigung am Vortag wieder betankt worden. Er
sah auf seine Armbanduhr und atmete tief aus. In fünf Stunden würde sie
Richtung Nordsee auslaufen.
    Sein Blick glitt nach
links. Seit gestern lag die Doppelbodensektion für den Neubau auf dem Helgen.
Vom anderen Ende des Geländes hörte man Schleifgeräusche. Auf der unter Planen
im Dock liegenden Megajacht des brasilianischen Milliardärs wurde mit Hochdruck
gearbeitet. Die Tätigkeiten sollten Ende April abgeschlossen sein. Es würde
knapp werden, aber zur Not könnte man noch eine Schicht mehr einlegen. Auf der
Jacobsen-Werft wurden Termine eingehalten.
    Paul Lindmeir seufzte
tief. Die Werft war sein Leben.
    Ruckartig drehte er sich
um, trat an den Schreibtisch und griff zum Telefon. Er drückte die Taste mit
der eingespeicherten Nummer der Jacobsens.
    »Margarethe? Paul hier.
Karrasch sagte, du hättest angerufen? Was gibt es denn Dringendes?«
    ***
    »Ist das hier ein
Volksfest, oder was?«, blaffte Hendrik Wolff einen Schutzpolizisten an, als sie
das Kleingartengelände in Wewelsfleth betraten. »Sperren Sie bitte großzügiger
ab! Die Gaffer stehen ja fast in der Hütte. Schon mal was von Spurensicherung
gehört? Die Kollegen von der Kriminaltechnik haben’s schon schwer genug.«
    Der Kopf des jungen
Schutzbeamten färbte sich mohnrot. Lyn verspürte Mitleid, aber sie musste
Hendrik recht geben. Halb Wewelsfleth schien sich an diesem nasskalten
Freitagmorgen vor den nahen rot-weißen Flatterbändern zu tummeln. Sie erkannte
einige Gesichter unter den Hüten, Mützen und Kapuzen und winkte pauschal in die
Menge.
    »So ist das in einem
Dorf«, sagte sie, während sie Hendrik über den matschigen Boden folgte. Links
und rechts des aufgeweichten Grasweges lagen die Schrebergärten mit ihren
kleinen Hütten, die zumeist aus Holz und sehr gepflegt waren. Vereinzelte
Reihen von Lauch warteten darauf, noch abgeerntet zu werden. Aber es gab auch
Grundstücke, auf denen sich Müll und Abfälle stapelten und in deren Beeten
vergessene und über den Winter abgefrorene Gemüsepflanzen ein klägliches Bild
boten. Lyns Blick erfasste das Stück Land, auf dem die abgebrannte Hütte stand.
Es machte einen äußerst ungepflegten Eindruck, aber daran konnten natürlich
auch die Löscharbeiten schuld sein. Schwarz verkohlte Holzreste stachen von den
weißen Overalls der Spurensicherungsbeamten ab, die sich vorsichtig in der
Brandruine bewegten.
    »Schon mal eine
Brandleiche gesehen?«, fragte Hendrik
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