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Marschfeuer - Kriminalroman

Marschfeuer - Kriminalroman

Titel: Marschfeuer - Kriminalroman
Autoren: Heike Denzau
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als er die Fotografie weitergab.
    Aber Lyn war nicht zum
Lachen zumute, als sie das Bild betrachtete. Breit grinsend hielt ein
struppiger Grauhaariger mit lückenhaftem Gebiss einen gut gefüllten Präsentkorb
in die Kamera.
    Lyn musste schlucken.
Ihr Gehirn hatte Probleme, diesen fröhlichen Kauz auf dem Foto mit der
skelettierten Brandleiche vom Morgen in Einklang zu bringen. »Warum musste er
sterben?«, stellte sie als Frage in den Raum, als sie die Fotografie an Hendrik
weitergab. »Wer hasste ihn so sehr, dass er ihn tötete?«
    »Was ist mit den
Anwohnern am Parkplatz zur Kleingartenkolonie und dem Wirt?«, erkundigte sich
Wilfried und sah von Lyn zu Hendrik. »Hat keiner etwas bemerkt?«
    »Die Gaststätte war
geschlossen, aber ich habe den Wirt zu Hause angetroffen«, gab Hendrik seinem
Chef Auskunft. »Die letzten vier Gäste, eine Stammtischrunde, haben gegen ein
Uhr die Kneipe verlassen. Sie haben den Nachhauseweg gemeinsam angetreten und
nichts Auffälliges bemerkt. Der Wirt und seine Angestellte sind eine halbe
Stunde später gefahren. Ihnen ist niemand begegnet.«
    »Ich habe auch so gut
wie nichts«, sagte Lyn. »Nur die Aussage von dem Anwohner, der das Feuer
bemerkt und die Feuerwehr alarmiert hat. Henry Sägebrecht ist gegen vier Uhr
durch das Bersten der Dachplatten aus dem Schlaf hochgeschreckt. Er ist zum
Fenster, hat den hellen Feuerschein gesehen und die Wehr alarmiert. Er hat sich
dann angezogen und ist zum Gartengelände. Da brannte die Hütte schon
lichterloh.«
    »Er war also als Erster
am Brandort«, stellte Wilfried fest. »Hat er sonst niemanden gesehen? Wer war
nach ihm der Nächste, der an die Brandstelle kam?«
    »Ihm ist nichts
aufgefallen«, antwortete Lyn, »und nach ihm kamen die Feuerwehrleute. Das hat
auch der Wehrführer so zu Protokoll gegeben.«
    Lyn blickte auf ihre
Notizen. »Beim Jugendcontainer habe ich niemanden angetroffen. Die Kiddies
treffen sich erst am Spätnachmittag oder abends dort. Ich habe mit meiner
Tochter Charlotte telefoniert. Sie war gestern Abend im Container. Charlotte
selbst kennt die meisten der Jugendlichen nicht mit Namen, aber über ihre Freundin
habe ich eine komplette Liste zusammengestellt. Ich habe alle über das
Elternhaus oder den Arbeitgeber erreicht. Neun Mädchen und Jungen gilt es zu
verhören. Der Wehrführer hat den Aufenthaltsraum der Feuerwehr dafür zur
Verfügung gestellt. Außerdem können wir den Bürgermeister-Raum in der
Mehrzweckhalle nutzen.«
    Sie sah auf ihre Armbanduhr.
»Es ist gleich sechzehn Uhr. Wir können also los … Wer kommt mit?«
    Hendrik stand schon,
bevor sie die Frage zu Ende gestellt hatte. Thilo Steenbuck hievte sich
ebenfalls aus dem Stuhl und griff nach seiner Jacke. »Einer für alle. Alle für
einen. Je eher wir durch sind, desto eher können wir bei der Blaulicht-Fete
einen draufmachen.«

DREI
    »Und dir ist ganz sicher
nichts Ungewöhnliches in der Gartenkolonie aufgefallen? Wenn ihr aus der Tür
eures Containers tretet, blickt ihr direkt Richtung Schrebergärten. War gestern
Abend Licht in der Hütte von Waldemar Pankratz? Denk noch mal genau nach,
Sarah«, forderte Lyn das junge Mädchen mit dem blau getönten Pony auf, nachdem
sie deren Aussage protokolliert hatte.
    »Es war kein Licht. Da
bin ich mir ganz sicher. Weil das komisch war.«
    Lyn horchte auf.
»Warum?«
    »Der Waldi hatte immer
seine Gaslampe an, wenn wir den Container verlassen haben. Der ging nie so früh
schlafen.«
    »Und in der vergangenen
Nacht brannte kein Licht?«, fragte Lyn noch einmal nach.
    »Nicht nur in der
letzten Nacht. Auch in der Nacht davor nicht«, antwortete Sarah.
    »Aha.« Lyn machte ein
fettes Ausrufezeichen hinter ihre Notizen. »Es könnte ja sein, dass Waldemar
Pankratz früher schlafen gegangen ist«, sagte sie dann zu dem Mädchen.
    Sarah sah Lyn nicht in
die Augen, als sie sagte: »Ich weiß aber, dass er nicht in der Hütte war.«
    »Woher?«
    Sarah zögerte einen
Moment. Dann sagte sie leise: »Jan-Ole und Ruben sind gleich in der ersten
Nacht rüber, als kein Licht brannte. Er war nicht da.«
    »Die Jungen sind in der
Hütte gewesen?«
    »Waldi hat nie
abgeschlossen … Das ist doch nicht verboten, dass man eine offene Tür öffnet,
oder?« Sie starrte Lyn mit großen Augen an.
    »Keine Angst«, beruhigte
Lyn sie. »Waren die Jungs auch in der letzten Nacht an oder in der Hütte?«
    Sarah bekam knallrote
Wangen und nickte. »Waldi war nicht da.«
    »Also waren die Jungs
gestern Abend in der Hütte. Sind
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