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Marschfeuer - Kriminalroman

Marschfeuer - Kriminalroman

Titel: Marschfeuer - Kriminalroman
Autoren: Heike Denzau
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Mehrzweckhalle.
    »Ich nehme mir den Wirt
vor. Mal schauen, wer die letzten Gäste waren und wann sie gegangen sind.«
    Lyn deutete in die
andere Richtung. »Vor dem Kleingartengelände liegen der Kindergarten und die
Schule. Da war nachts natürlich niemand. Und hinter der Gartenkolonie sind nur
Felder und Wiesen. Kaum Chancen, dass jemand etwas beobachtet hat.«
    »Wir treffen uns am
Auto.« Hendriks Finger schlossen sich kurz um Lyns. »Ich freue mich auf heute
Abend. Insbesondere auf heute Nacht.«
    »Dito.« Lyn lächelte,
zog aber nach einem Blick Richtung Gartenkolonie schnell ihre Finger zurück.
Die Kollegen von der Spurensicherung waren in der Ferne zu sehen.
    ***
    »Hätte dieser
Geflügel-Waldi sich nicht einen anderen Tag aussuchen können, um sich umbringen
zu lassen?« Thilo Steenbuck warf genervt seinen Lederblouson über die Lehne des
Besprechungszimmerstuhls und griff nach der Kaffeekanne.
    »Hühner-Waldi«,
berichtigte Lyn ihn automatisch.
    »Tessa bringt mich um«,
fuhr er fort, ihren Einwand ignorierend. »Sie hat sich extra ein neues Kleid
für unser Blaulichtfest gekauft. Und jetzt kommen wir vielleicht gar nicht los
… Habt ihr ‘ne Ahnung, wie viele Kleingärtner wir abgegrast haben? Und keiner
hat etwas gesehen oder gehört. Verständlicherweise. Die buddeln ihre Kartoffeln
schließlich nicht nachts aus.«
    »Wäre ja auch ein
botanisches Wunder«, grinste Lukas, »Kartoffeln im April!«
    »So dramatisch wird’s
wohl nicht werden«, ließ Jochen Berthold sich vernehmen. »Das Opfer ist so gut
wie identifiziert, und ich geh nicht zu diesem völlig überflüssigen Ball. Also
mach ich die Nachtschicht, während ihr tanzt. Der Mörder ist ja noch nicht in
Sicht. Und morgen früh seid ihr doch wohl wieder fit.«
    »In Sachen DNA -Abgleich sieht’s noch nicht so rosig aus«, berichtete
Karin Schäfer und sah ihren Chef Wilfried Knebel an. »Meine Recherchen haben
mich in die Ukraine geführt. Über einen Verbindungsbeamten des BKA bin ich auf zwei Brüder von Waldemar Pankratz
gestoßen, die allerdings beide schon verstorben sind. Aber es gibt noch eine
Schwester. Da bin ich dran. Ich habe noch nicht herausgefunden, wo sie lebt.«
    »Was passiert denn, wenn
man keine Verwandten mehr auftreibt?«, fragte Barbara Ludowig. »Ich meine, in
diesem Fall ist die Sache doch klar. Der Tote ist der Pächter der Hütte. Ein
mehr oder weniger Obdachloser ohne Familie … und ohne Zähne. Allein daran ist
er doch zu identifizieren. Da ist so eine akribische DNA -Spurensuche
ja schon fast lächerlich.«
    Lyn tauschte einen
amüsierten Blick mit Hendrik. »Onkel Wilfried« sah nicht aus, als würde er
irgendetwas an diesem Fall lächerlich finden.
    »Wir sind hier nicht im
Wilden Westen, Barbara«, kam es auch schon gereizt über seine Lippen. »Mir und
dem deutschen Staat ist es egal, ob ein Opfer Millionär oder Obdachloser ist.
Es findet eine lückenlose Aufklärung statt.«
    »So hab ich’s doch gar
nicht gemeint.«
    Lyn bewunderte Barbara
für ihren perfekten Schmollmund.
    Wilfried schien dankbar,
als es an der Tür klopfte und Birgit hereinkam. Die Kommissariatssekretärin
hatte ihren kleinen, runden Körper wie gewohnt in ein höchst eigenwilliges
Outfit gehüllt. Heute trug sie zu einer weinroten Samtleggings einen Kaftan in
Regenbogenfarben.
    »Der Brandmittelspürhund
hat bei der Wewelsflether Hütte angeschlagen«, sagte sie und legte einen Zettel
vor Wilfried ab. »Hat der Kollege von der Schutzpolizei eben durchgegeben.«
    »Dann steht also
definitiv fest, dass jemand nachgeholfen hat. Bioethanol. Danke, Birgit.«
    Wilfried blickte in die
Runde. »Die Frage ist, ob es der gleiche Täter ist, der die anderen Hütten
angesteckt hat … Fassen wir zusammen, was wir bisher haben: Waldemar Pankratz,
ein fünfundsechzigjähriger Russlanddeutscher, der seit über dreißig Jahren in
einer Hütte ohne Strom und Wasser in einer Kleingartenkolonie in Wewelsfleth
hauste. Laut Bürgermeister Conrad, mit dem ich ein ausführliches Gespräch
hatte, durfte Waldemar Pankratz die sanitären Anlagen in der Sporthalle nutzen,
was er aber nur selten tat.«
    Wilfried zog ein DIN-A 4-Blatt aus einem Ordner. »Hier, diese Fotografie hat mir der
Bürgermeister zugefaxt. Es zeigt ihn und Waldemar Pankratz bei einem Dorffest,
bei dem Pankratz einen Tombola-Preis in Empfang nimmt.«
    Er schob das Foto Thilo
zu.
    »Dreimal darfst du
raten, welcher von beiden Hühner-Waldi ist«, sagte der mit gebleckten Zähnen zu
Lyn,
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