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Mars

Mars

Titel: Mars
Autoren: Ben Bova
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einem schlammigen, vom Regen gepeitschten Hügel mit einem guten Blick auf die noblen residencias von Rio de Janeiro, hatte Alberto Brumado verbissen die staatliche Schule und das College absolviert und eine brillante Karriere als Astronom und Lehrer gemacht. Der Kampf war ihm nicht fremd.
    Der Mars wurde zu seiner fixen Idee. »Mein einziges Laster«, pflegte er bescheiden über sich zu sagen.
    Als die ersten unbemannten Raumsonden auf dem Mars landeten und keine Spuren von Leben fanden, behauptete Brumado hartnäckig, ihre automatisierte Ausrüstung sei zu simpel, um aussagekräftige Tests durchzuführen. Als eine ganze Reihe russischer und später auch amerikanischer Sonden Steine und Bodenproben mitbrachte, die nichts Komplexeres enthielten als simple organische Stoffe, wies Brumado darauf hin, daß sie kaum ein Milliardstel der Oberfläche jenes Planeten angekratzt hatten.
    Er tauchte auf den wissenschaftlichen Kongressen und industriellen Konferenzen der Welt auf und zeigte die Marsfotos vor, auf denen riesige Vulkane, ungeheuer tiefe Grabenbrüche und Schluchten zu sehen waren, die aussahen, als wären sie von enormen Wasserfluten geformt worden.
    » Es mu ß Wasser auf dem Mars geben « , sagte er immer wieder. » Und wo es Wasser gibt, da gibt es auch Leben. «
    Er brauchte nahezu zwanzig Jahre, um zu erkennen, da ß er mit den falschen Leuten sprach. Was Wissenschaftler dachten oder wollten, war irrelevant. Auf die Politiker kam es an, jene M ä nner und Frauen, die ü ber die Staatsfinanzen geboten. Und auf die Bev ö lkerung, die W ä hler, die diese Finanzen mit ihren Steuergeldern auff ü llten.
    Immer mehr verkehrte er in den Hallen der Macht – und in den Sitzungss ä len der Konzerne, wo die Politiker vor dem Geld buckelten, das sie w ä hlte. Er wurde zu einer Medienber ü hmtheit, indem er – unterst ü tzt von talentierten Studenten mit strahlenden Augen -Fernsehshows kreierte, die die Menschen ü berall auf der Welt in Staunen und Ehrfurcht ü ber das majest ä tische Universum versetzten, das darauf wartete, von M ä nnern und Frauen erforscht zu werden, die an etwas glaubten, die eine Vision hatten.
    Und er hörte zu. Statt den Führern und Entscheidungsträgern der Welt zu erzählen, was sie tun sollten, hörte er sich an, was sie wollten, worauf sie hofften und wovor sie sich fürchteten. Er hörte zu, stellte sich auf sie ein und schmiedete allmählich mit List und Geschick einen Plan, der ihnen allen gefallen mußte.
    Er stellte fest, daß jede Pressuregroup, jede Organisation der Regierung, der Industrie oder der ganz normalen Bürger ihre eigenen Ziele, Bestrebungen und Ängste hatte.
    Die Wissenschaftler wollten aus Neugier zum Mars fliegen. F ü r sie war die Erforschung des Universums ein Ziel an sich.
    Die Vision ä re wollten zum Mars fliegen, weil er da war. Sie betrachteten die Expansion der Menschheit in den Weltraum mit religi ö sem Eifer.
    Die Milit ä rs waren der Meinung, es habe keinen Sinn, zum Mars zu fliegen; der Planet sei so weit entfernt, da ß er keine milit ä rische Funktion hatte.
    Die Industriellen erkannten, da ß eine bemannte Marsmission als Stimulus zur Entwicklung neuer Techniken dienen w ü rde – mit risikolosem Geld, das von der Regierung zur Verf ü gung gestellt wurde.
    Die Vertreter der Armen beklagten sich, da ß man die Milliarden, die in die Marsmission flie ß en w ü rden, lieber f ü r die Nahrungsmittelproduktion, f ü r Wohnungen und Bildung ausgeben sollte.
    Brumado h ö rte ihnen allen zu und begann dann, leise und ruhig mit ihnen zu sprechen, und zwar in Worten, die sie verstehen und akzeptieren konnten. In seiner Reaktion spielte er auf der Klaviatur ihrer Ä ngste und Tr ä ume und manipulierte sie so geschickt, da ß er ihre Aufmerksamkeit auf sein Vorhaben lenkte. Er orchestrierte ihre Sehns ü chte, bis sie selbst zu glauben begannen, da ß der Mars das logische Ziel ihrer eigenen Pl ä ne und Bestrebungen sei.
    Mit der Zeit begannen die Makler der Macht in aller Welt vorherzusagen, daß der Mars die erste Probe des neuen Jahrhunderts auf die Kraft, Entschlossenheit und Stärke einer Nation sein werde. Medienexperten sprachen ernste Warnungen aus, daß es für die Wettbewerbsposition eines Staates auf dem Weltmarkt kostspieliger sein könnte, nicht zum Mars zu fliegen, als es zu tun.
    Staatsmänner erkannten allmählich, daß der Mars als Symbol einer neuen Ära weltweiter Zusammenarbeit bei friedlichen Unternehmungen dienen und
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