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Marlene Suson 1

Marlene Suson 1

Titel: Marlene Suson 1
Autoren: Die Mitternachts-Braut
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den Speichelleckern, Emporkömmlingen und Langweilern zurückzog, und auch vor den schönen Verführerinnen, die sich so angelegentlich mühten, seine Aufmerksamkeit zu erringen.
    Die Straße führte durch ein Hochmoor, das mit Heidekraut

und Farn bewachsen war. Die Sonne, die sich seit Tagen hinter schweren Regenwolken versteckt hatte, war endlich durchge- brochen und schien angenehm warm auf die baumlose Gegend herab. Noch blühte die Heide nicht, aber hier und da setzte ein Büschel Stechginster goldene Farbtupfer in das triste Einerlei.
    Jerome warf einen Blick über die Schulter zurück. Die Kutsche war zurückgeblieben, und er konnte sie nicht mehr sehen. Trotz der wärmenden Sonne war die Straße noch immer so schlammig, daß ein Wagen nur mühsam vorwärtskam.
    Ein Schneehase schoß vor ihnen über den Weg. Ferris’ Pferd scheute und stieg auf die Hinterläufe.
    „Thunder ist so zimperlich wie eine Jungfrau‚, brummte der Reitknecht, während er sich bemühte, das nervöse Pferd zu zügeln.
    Die Sonne brannte inzwischen unbarmherzig auf die aufge- weichte Straße, an deren Rand kein einziger Baum ein wenig Schatten spendete, und Jerome war froh, als er ein Stück voraus ein Birkenwäldchen auftauchen sah. Dort würden sie nicht nur Schutz vor der Sonne finden, sondern vermutlich auch die Stelle, wo Gentleman Jack am Vortag Lord Creevy überfallen hatte.
    Als Jerome und Ferris den Wald erreichten, ließen sie ihre Pferde in einen gemächlichen Schritt fallen. Falls Gentleman Jack in der Nähe war, sollte er reichlich Zeit haben, Jerome und seinen Reitknecht zu entdecken.
    Als die beiden um eine scharfe Wegbiegung kamen, hörten sie plötzlich eine barsche Stimme: „Hände hoch, oder ihr kriegt eine Ladung Blei in die Rippen!‚
    Ein großes schwarzes Pferd versperrte ihnen den Weg. Auf seinem Rücken saß ein kräftiger, hochgewachsener, ganz in Schwarz gekleideter Mann. Er trug eine schwarze Maske und einen ebenfalls schwarzen Hut, den er tief in die Stirn gezogen. hatte. In jeder Hand hielt er eine auf Jerome und Ferris gerich- tete Pistole.
    Gentleman Jack!
    Jerome stieß einen erleichterten Seufzer aus und machte kei- nerlei Anstalten, der Aufforderung des Straßenräubers nach- zukommen. Statt dessen sagte er grinsend: „Eine Ladung Blei? Also wirklich, Morgan!‚
    „Hölle und Teufel! Du doch nicht!‚ Obwohl die Maske das Gesicht des Räubers verdeckte, hörte man an seiner Stimme, daß er verärgert war.

„Wie schön, daß mein Besuch dich so freudig stimmt, Gentle- man Jack‚, sagte der Herzog friedfertig. „Und bitte, sei so nett und steck diese ... hm ... Bleispritzen weg.‚
    Gehorsam schob der Räuber die Pistolen ins Halfter. Er trug keinen Mantel, und sein schwarzes Hemd stand am Hals offen. „Ich habe dich für Birkhall gehalten, diesen Bastard. Man er- wartet ihn heute auf seinem Landsitz nördlich von hier, und normalerweise kommt er über diese Straße.‚
    Insgeheim hoffte Jerome, daß es Gentleman Jack gelingen würde, Lord Birkhall, diesem nichtswürdigen Subjekt, einen Denkzettel zu verpassen. Vielleicht würde er sich dann zur Ab- wechslung einmal mit etwas anderem befassen als seinen mor- biden, abartigen Vergnügungen.
    „Wieso, zum Teufel, treibst du dich hier herum?‚ fragte der Bandit nicht eben freundlich.
    „Um mit dir zu reden. Weshalb sonst sollte ich mich all den Strapazen unterziehen und in diese gottverlassene Einöde kom- men? Du weißt ja, wie sehr ich den Norden verabscheue.‚
    „Dies ist weder der richtige Zeitpunkt noch der passende Ort für eine Unterhaltung‚, erklärte Gentleman Jack, mit dem eine bemerkenswerte Veränderung vorgegangen war, was sowohl seine Stimme als auch seine Redeweise betraf. „Hier kommen zu viele Leute vorbei. Wir befinden uns ganz in der Nähe von Wingate Hall, dem Landsitz des Earl of Arlington.‚
    „Ja, ich weiß. Dort werde ich erwartet.‚
    Die Augen des Straßenräubers hinter der schwarzen Maske glitzerten vor Überraschung und Neugier. „Jetzt sag bloß nicht, du hättest ein Faible für die schöne Lady Rachel gefaßt!‚
    Fragend sah Jerome ihn an. „Wer ist die Dame?‚
    „Arlingtons Schwester.‚
    „Ich wußte gar nicht, daß er eine Schwester hat.‚
    „Dann begreife ich nicht, weshalb du nach Wingate Hall willst. Wenn ich mich recht erinnere, kannst du Arlington doch nicht leiden.‚
    Das traf zu. Jerome hatte keinerlei Verständnis für derartig verantwortungslose Burschen wie den jungen Arlington, die
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