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Marlene Suson 1

Marlene Suson 1

Titel: Marlene Suson 1
Autoren: Die Mitternachts-Braut
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mit den Händen hätte umfassen können. Der von vo- luminösen Unterkleidern gebauschte Rock fiel in reichen Falten bis zum Boden herab.
    Jerome hielt den Atem an. Obwohl er schönen Frauen aus tief- ster Seele mißtraute, brachte er es nur mit Mühe fertig, den Blick von ihr loszureißen. Ferris indessen starrte sie noch immer mit offenem Mund an, die Zügel lose in der Hand.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte Jerome den kleinen sil- berhaarigen Terrier, der wild bellend auf sie zugeschossen kam.
    Vom straffen Zügel befreit, stieg Ferris’ nervöser Brauner in panischem Schreck.
    Ferris, der auf das plötzliche Steigen nicht vorbereitet war,

flog im hohen Bogen aus dem Sattel und mitten in das tobende Wasser des Flusses.
    „Um Gottes willen, Ferris!‚ schrie Jerome auf.
    Der reiterlose junge Hengst jagte in gestrecktem Galopp über die Brücke und an der dort stehenden Gruppe vorbei, doch Jerome schenkte dem wertvollen Ausreißer keine Beachtung. Während er sich aus dem Sattel schwang, galt sein einziger Gedanke dem Freund. „Hilfe! So helft mir doch!‚ schrie Ferris in Todesangst.
    „Ich komme, Ferris!‚ rief Jerome und riß sich in fliegender Hast die Stiefel von den Füßen.
    Ferris’ Angstschreie trafen Jerome mitten ins Herz. Entsetzt sah er, wie der Kopf des Freundes unter der wirbelnden Oberfläche verschwand.
    Ein Blick in die entfesselten Wassermassen unter sich ließen leise Zweifel in ihm aufkommen, ob er es mit diesen Naturge- walten aufnehmen konnte, auch wenn er ein guter Schwimmer war. Aber er mußte es versuchen. Er würde Ferris nicht einfach ertrinken lassen.
    Die Strömung riß Ferris unter die Brücke, so daß Jerome ihn nicht mehr sehen konnte.
    Er sprang auf die andere Seite der schmalen Brücke und stürzte sich in den reißenden Fluß. Dicht neben Ferris tauchte er auf.
    Mit kraftvollen Schwimmstößen erreichte er den Freund, und es gelang ihm, dessen Hemd zu packen.
    Der um sein Leben kämpfende Reitknecht schlug so wild um sich, daß er Jerome mit sich unter Wasser zog.
    Als sie wieder auftauchten, keuchte Jerome: „Ruhig, Ferris, hör auf damit!‚ Hoffentlich hörte der Freund ihn trotz des tosenden Wassers. „Halt still, dann bringe ich dich zum Ufer.‚
    Offenbar hatte Ferris ihn verstanden, denn er hörte auf, sich zu wehren.
    Jerome klemmte sich Ferris’ Kopf in die Armbeuge, so daß sein Gesicht über Wasser war. Der Reitknecht hustete, würgte und spuckte.
    Nur mit einem Arm kämpfte Jerome sich unter Aufbietung aller Kraft durch die reißende Strömung, die ihn mit sich fortreißen wollte. Hoffentlich reichten seine Kräfte bis zum Ufer!

3. KAPITEL
    Rachel spürte, wie ihr das Herz bis zum Hals schlug. Mit angst- vollen Blicken verfolgte sie, wie der tollkühne Retter, behindert durch seine menschliche Last, gegen die starke Strömung an- kämpfte, um das Ufer zu erreichen. Man sah deutlich, daß seine Kräfte allmählich erlahmten. Rachel bezweifelte, daß es ihm ge- lingen würde, das rettende Ufer zu erreichen.
    Wenn sie doch nur ein Seil hätte, um es den beiden Reitknech- ten zuzuwerfen. Dann könnten sie und Toby die Männer an Land ziehen. Gehetzt sah sie sich nach einem anderen Hilfsmittel um. Doch vergebens. In ihrer Verzweiflung fielen ihr ihre Unterröcke ein. Man könnte sie aneinanderbinden. Obwohl Rachel wußte, daß eine Dame sich nie und unter keinen Umständen in aller Öf- fentlichkeit ihrer Unterröcke entledigen durfte, fand sie, daß das Leben zweier Männer bei weitem schwerer wog als die Etikette. Wenn sie nicht zumindest versuchte, den beiden zu helfen, würde sie ihres Lebens nicht mehr froh werden.
    Sie entfernte sich ein paar Schritte von Fanny und Toby, die den Kampf auf Leben und Tod wie gebannt verfolgten. Nachdem sie sich vergewissert hatte, daß keiner der beiden in ihre Richtung sah, zog sie hastig ihre drei weißen Unterröcke aus. In fliegender Hast knotete sie sie zusammen und beschwerte sie an einem Ende mit einem Stein. Dann rief sie: „Toby, komm mit!‚
    Sie rannte am Ufer entlang, und der Junge folgte ihr. Als sie auf gleicher Höhe mit den Männern war, holte sie weit aus und warf das beschwerte Ende ihrer provisorischen Rettungsleine mit aller Kraft in die schäumenden Fluten.
    Der eine Pferdeknecht, der nicht schwimmen konnte, griff da- nach und bekam es auch zu fassen. Die Leine straffte sich so plötzlich, daß Rachel beinahe umgerissen wurde.
    „Hilf mir, Toby!‚ schrie sie und kämpfte um ihr Gleichgewicht. Hastig griff
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