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Marlene Suson 1

Marlene Suson 1

Titel: Marlene Suson 1
Autoren: Die Mitternachts-Braut
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wußte, daß Stephen praktisch keine Überlebenschance hatte und somit auch nicht nach England zurückkehren würde.

Sie wußte auch, daß er unter der brutalen Behandlung an Bord schrecklich leiden würde, bevor er schließlich starb. Und genau das hatte diese niederträchtige Person beabsichtigt.
    Eine andere Eintragung enthüllte, daß sie auf Rachels Schön- heit und Beliebtheit äußerst eifersüchtig gewesen war. Als ihr irgendwann klar wurde, daß nach Stephens Tod seine Schwester und nicht George Wingate Hall erben könnte, ließ sie ihren Bru- der einen Mörder dingen, um sich Rachel vom Hals zu schaffen. Leonard sollte sich zuerst in dem bewußten Wirtshaus herum- treiben, um den Eindruck zu erwecken, daß er in Georges Auftrag handelte.
    Just an dem Tag, als der Schuß Rachel verfehlte, hatte Lord Fe- lix bei Alfred um Rachels Hand angehalten. Daraufhin verschob die habgierige Sophia ihre Mordpläne bis nach der Hochzeit, denn sie witterte einen beachtlichen Profit.
    Doch dann hatte Rachel ihre Pläne durchkreuzt. Sie hatte Je- rome geheiratet, den Mann, hinter dem Sophia selbst her war. Wutentbrannt versuchte sie, Rachel mit der Milch zu vergiften, die dann die Kätzchen getötet hatte. Als dieser Plan mißlang, be- fahl sie ihrem Bruder, einen zweiten Mörder zu dingen, diesmal jedoch einen besseren Schützen. Er wurde nach Royal Elms ge- schickt mit der Anweisung, es wieder so aussehen zu lassen, als wäre George der Übeltäter.
    Als Jerome den Anschlag vereitelte und die Westleighs nach London fuhren, fälschte Sophia die beiden Briefe an Denton und ließ sie mit Hilfe ihres Bruders Jerome zukommen. Sie war sicher, daß der Herzog in seiner Wut Rachel wegjagen würde. Und wo- hin sollte sie dann gehen, wenn nicht nach Wingate Hall? Wenn Sophia Rachel erst einmal in ihrer Gewalt hatte, würde sie sich ihrer genauso entledigen, wie sie es mit ihren Ehemännern ge- tan hatte.
    Wer würde bezweifeln, daß die verstörte, von ihrem Gemahl verstoßene und vermutlich von einem anderen Mann schwangere junge Herzogin sich das Leben genommen hatte?
    Schaudernd ließ Jerome das Tagebuch auf den Schreibtisch fallen und lief hinaus auf die Terrasse, wo Rachel zum letztenmal gesehen worden war. Er riß eine der beiden Fackeln aus ihrem Halter neben der Tür, lief hinunter auf den Rasen und begann wie ein Wilder nach seiner Frau zu suchen.
    Immer wieder rief er ihren Namen, doch er bekam keine Ant- wort. Wenn sie tot war, wollte auch er nicht mehr leben. Er würde

den Gedanken nicht ertragen, sie – wenn auch, ohne es zu wollen - in den Tod getrieben zu haben.
    Er bemerkte nur am Rande, daß sich auch die anderen – George, Morgan, Ferris und die Dienstboten – an der Suche beteiligten.
    Sie fanden keine Spur von Rachel, doch das war kein Wunder, denn die Dunkelheit behinderte sie natürlich sehr bei ihrer Suche.
    Jerome wußte nicht, wie viele Stunden schon vergangen waren, als Morgan zu ihm trat. Im Licht der Fackel sah Jerome, daß die Augen seines Bruders feucht waren. Da wußte er, daß Morgan Rachel aufgegeben hatte.
    „Es hat keinen Sinn mehr, Jerome. Es ist zu dunkel, um weiter zu suchen. Du mußt dich mit dem Gedanken abfinden, daß wir ohnehin nur ihren Leichnam finden können.‚
    Doch Jerome, vor Kummer und Schuldbewußtsein wie von Sinnen, wollte es nicht wahrhaben. Er weigerte sich, an den Tod seiner Frau zu glauben, bevor er sie fand und sich davon über- zeugen konnte. Wie ein Ertrinkender klammerte er sich an die Hoffnung, daß Rachel vielleicht durch irgendein Wunder doch noch am Leben war.
    „Ich kann nicht aufgeben‚, sagte er tonlos. „Ich muß sie finden.‚
    Die anderen gingen ins Haus zurück, denn sie wußten, daß es hoffnungslos war. Doch Jerome machte weiter. Nachdem er noch mehrere Stunden erfolglos gesucht hatte – die Nacht war zu einer Ewigkeit geworden, in der die Zeit keine Bedeutung mehr hatte - überkam ihn eine so tiefe, grenzenlose Verzweiflung wie noch nie zuvor in seinem Leben.
    Mit schleppenden Schritten ging er zum Stall, sattelte schwei- gend und mit mechanischen Bewegungen ein Pferd und ritt in die Nacht hinaus. Er schlug die Richtung zu dem Kavaliershaus ein, das Rachels Großvater gebaut hatte. Als er das dunkle, stille Gebäude erreichte, spürte er einen dicken Kloß in der Kehle. Er erinnerte sich daran, wie Rachel ihn hierher ,entführt’ hatte. Wie zornig war er gewesen, als er beim Erwachen feststellte, daß er ans Bett gefesselt war.
    Jetzt würde er
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