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Marlene Suson 1

Marlene Suson 1

Titel: Marlene Suson 1
Autoren: Die Mitternachts-Braut
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alles dafür geben, wieder in dieser Lage zu sein, die ihn damals so gedemütigt hatte.
    Was war er nur für ein Narr gewesen. Zu spät erkannte er, was für einen kostbaren Schatz er verschmäht hatte. Sein Herz lag schwer wie Blei in seiner Brust.
    Die Haustür war nicht verschlossen, und er ging hinein. Auf

dem Tisch neben dem Eingang stand eine Kerze. Er nahm sie und zündete sie an.
    Langsam ging er auf das Schlafzimmer zu, in dem Rachel sein geworden war. Während er sich dem Bett näherte, dachte er an die leidenschaftliche Liebesnacht, die sie hier verbracht hatten. Er dachte auch daran, wie er am nächsten Morgen erwacht war und ihr bezauberndes Gesicht neben sich auf dem Kopfkissen betrachtet hatte.
    Er schaute aufs Bett hinab – und ließ beinahe die Kerze fallen, als er an genau derselben Stelle ihr Gesicht auf dem Kissen sah. Ihr schimmerndes schwarzes Haar rahmte es ein. Für einen Au- genblick glaubte er, seine Phantasie spiele ihm einen Streich.
    Doch so war es nicht. Es war wirklich Rachel, Rachel in Fleisch und Blut.
    Und – o Wunder – sie atmete tief und ruhig.
    Reglos starrte er auf sie nieder, und eine unbändige Freude er- griff Besitz von ihm. Er stellte die Kerze auf den Nachttisch und riß Rachel in seine Arme. Er stieß unzusammenhängende Worte des Dankes hervor, während er ihren warmen Körper an sich preßte und tief ihren Duft einatmete.
    Ihre Augen flogen auf und sahen ihn verschlafen und verständ- nislos an.
    Doch schon im nächsten Moment klärte sich ihr Blick. Sie schien sich zu erinnern, wo sie war und was geschehen war. Ihre Augen wurden kalt, und sie machte sich steif in seinen Armen. Sie versuchte ihn wegzustoßen, doch er gab sie nicht frei.
    „Laß mich los‚, fuhr sie ihn an und wehrte sich so heftig, daß er widerstrebend gehorchte. Sie gegen ihren Willen festzuhalten, war sicher nicht der richtige Weg, um ihre Verzeihung zu erlangen.
    Sein Herz zog sich zusammen bei dem Blick, den sie ihm zuwarf, während sie bis zur Bettkante zurückwich.
    Sie zog sie Decke zum Kinn hinauf. „Ich will nichts zu tun ha- ben mit einem Mann, der sein eigenes Kind verleugnet.‚
    Jerome streckte die Hand nach ihr aus. „Bitte ...‚
    „Rühr mich nicht an!‚Ihre Stimme war kalt wie Eis.
    Sie ließ Jerome frösteln. Er sah die tiefe Ernüchterung in ihren Augen und hatte das Gefühl, in ein schwarzes Loch zu fallen.
    Die Rollen waren vertauscht. Jetzt wußte auch er, wie sie sich gefühlt haben mußte, als er sie so kalt und verachtungsvoll zu- rückgewiesen hatte.
    „Hör mir doch bitte zu.‚ Beschwörend sah er sie an. „Wir wa-

ren beide Opfer von Sophias teuflischem Plan, uns auseinander- zubringen. Laß nicht zu, daß es ihr am Ende doch noch gelingt.‚
    „Sophia?‚ fragte Rachel verständnislos.
    „Sie hat die Briefe an Denton gefälscht. Sie wollte dich und unsere Ehe zerstören. Sophia hat hinter allem gesteckt. Die An- schläge auf dein Leben, Stephens Verschwinden und auch das gefälschte Dokument, das deinem Onkel zu Wingate Hall verhalf – alles ihr Werk.‚
    Jerome berichtete Rachel von Sophias Vergangenheit und ihr- rer Kunstfertigkeit als Fälscherin.
    Rachel schauderte. „Was für ein verderbliches Talent! Ich konnte ihre Handschrift wirklich nicht von meiner unterschei- den.‚
    „Ich auch nicht, aber ich hätte es besser wissen müssen.‚ Je- rome griff nach Rachels Hand, doch sie zog sie zurück. „Ich war ein unglaublicher Narr, an dir zu zweifeln.‚
    „Ja, das warst du‚, sagte sie kalt und unversöhnlich.
    „Dem Himmel sei Dank, daß du die vergiftete Milch nicht ge- trunken hast, die Sophia dir auf die Terrasse gebracht hat.‚
    Rachels Augen weiteten sich schockiert. Dann war ihr schreck- licher Verdacht also richtig gewesen. Sie erschauerte. „Ich hatte so etwas befürchtet.‚
    „Wieso?‚
    Stirnrunzelnd versuchte sie, ihre vagen Ahnungen in Worte zu fassen. „Tante Sophia war so katzenfreundlich zu mir, und so verständnisvoll. Als ich auf Wingate Hall ankam, schien sie das gar nicht zu überraschen. Ich kann es nicht erklären, aber es war, als hätte sie mich erwartet. Sie war so anders als sonst, besonders, als sie mir das Glas Milch selbst brachte, anstatt einen Diener zu schicken.‚
    „Hast du die Milch deshalb nicht getrunken?‚
    „Um ein Haar hätte ich es getan.‚ Fröstelnd dachte Rachel daran, daß sie das Glas schon an die Lippen geführt hatte. Doch dann war ihr plötzlich eingefallen, was Benjy von den Kätzchen und
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