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Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)

Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)

Titel: Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)
Autoren: Markus Majowski
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– richtig! – sanierten Altbau. Ha, geschafft! Und bei uns ist ein historischer Mitbewohner am Werk. Ab und zu. Ähnlich wie in einer alten Ritterburg. Wenn man für so etwas wie Geister empfänglich ist, kann das regelrecht Freude bereiten.
    Jedenfalls habe ich das Gefühl, dass wir derzeit bei unserem ultimativen Hausgeist angekommen sind. Ich bin schon anderen begegnet. Ich will ihn gar nicht näher beschreiben, unseren Hausgeist. Das steht mir nicht zu. Nein, ich verhalte mich höflich und versuche lediglich, „ihn“ oder „sie“ in einem spirituellem Zusammenhang zu sehen. Jesus sprach: „Liebet eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen. Wenn ihr nur für die betet, die euch lieben, was könnt ihr dafür schon an Lohn erwarten?“ Nun, ich kann einfach mal versuchen, umzusetzen, was er meint. Und ich beziehe mich dabei lediglich auf die Tatsache, dass unser Hausgeist uns in gewisser Hinsicht verfolgt. Ob er uns liebt oder hasst, das weiß ich nicht. Ich habe aber zumindest ein gutes Gefühl, wenn ich ihn um mich herum spüre. An mir, über und unter mir. Ich bin mir übrigens sicher, er ist sich selbst genug. Er bringt mich zum Lachen. Das ist also schon mal nicht schlecht. Wie kam es zu unserer Bekanntschaft?
    Begleiten Sie mich auf Wohnungssuche! Stellen Sie sich vor, Sie schlagen die Sonntagszeitung auf. Sie wollen nicht kaufen, sondern mieten. Und bitte günstig. Und Sie finden eine ganz, ganz kleine Anzeige. Es wird eine Wohnung beschrieben, die so sehr im Zentrum Ihrer Stadt liegt wie sonst nichts. Wenn Sie den Namen der Straße lesen, denken Sie an Autos, Autos, Autos. Dann steht da schwarz auf weiß: „Altbau mit Garten“. Kann nicht sein, denken Sie, und rappeln sich nochmal auf. Der Tag war lang. Aber Sie wollen es wissen. Eine kurze Autofahrt und eine sehr lange Parkplatzsuche. Sie klingeln, und eine freundliche Diplom-Psychologin öffnet Ihnen. Als eine solche stellt sich die Dame jedenfalls vor. Warum, weiß kein Mensch. Wir, meine Frau und ich, sind mit unserem Baby im Bauchwickel schon da und wollen gerade die Besichtigungstour beginnen. Das, was dann passiert, müsste Ihnen eigentlich sofort signalisieren: Das ist nichts für mich! Frau Psychologin ist sehr aufgeschlossen und führt uns durch einen langen dunklen Flur in den Salon. Hier stehen gefühlte siebenundzwanzig Schränke für Kleider, Bücher und Wein. Die für den Wein sind gekühlt. Es fröstelt uns etwas. Man bahnt sich einen Weg durch das Schranklabyrinth und findet sich vor einer Terrassentür wieder. Prima! „Der Garten ist da draußen“, sagt sie. Denkste! Da draußen ist ein Urwald. Gespenstisch und wild. Und warm. Wir tanken kurz etwas Sonnenlicht. „Och, schauen Sie doch noch den Rest der Wohnung an!“ Das, was vom Rest noch übrig ist. Nach wenigen Minuten ist klar: Nach dem Krieg ist hier vielleicht mal gestrichen, Strom über Putz verlegt und eine provisorische Küche eingebaut worden. Mehr nicht.
    Wir schreiben aber das Jahr 2004. Es ist interessant – können sich Bombenschäden aus dem Zweiten Weltkrieg so lange halten? Eine Druckwelle muss quer durch zwei der Räume und den mittleren Flur geschossen sein. Richtig! Frau Psychologin hat zu dem Thema die passende Anekdote parat: Eine Fliegerbombe fiel am letzten Kriegstag in den Hof. Wäre möglich.
    Sie erzählt weiter: „Der erste Bewohner des Hauses, um 1895, war ein Politiker aus der Weimarer Republik.“ „Wer? Nein! Der olle Bismarck, er wohnte hier mit seinem Sekretär?“ „Ja! Später zog irgendwann für kurze Zeit die Gestapo ein.“ „Was? Wie unangenehm.“ Die Wohnung sei den Alliierten bekannt gewesen, daher die Bombe. Nun, Fenster, Wände und Türen sind dezent schief und die gelblichen Wände lachen frech vor sich hin. Alles knarzt und ächzt. Vielleicht stimmt die Geschichte von Frau Psychologin. Der Fußboden, die Türrahmen und, wie es scheint, auch die Heizungsrohre – alles macht Geräusche. Immerhin, Zentralheizung ist vorhanden! Und vorhanden ist auch noch etwas anderes: eine Persönlichkeit. Die Wohnung spricht mit Ihnen. Wenn Sie sich, werter Leser, an dieser Stelle von der freundlichen Psychologin verabschieden, sei es Ihnen verziehen. Man muss einfach zusammenpassen, Wohnung und Mieter. Und es kommt auf die Resonanz an. Auch eine Wohnung ist ein Klangkörper. Diese Wohnung ist ein großer Klangkörper. Was nicht unbedingt etwas Schlechtes sein muss. Okay, Sie, werter Leser und werte Leserin, sind gegangen. Aber Sie
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