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Mark

Mark

Titel: Mark
Autoren: Celia Jansson
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verschwiegen,
aber Mark würde es ohnehin bald herausfinden, wenn er ihn nie draußen sah.
    „ Ich habe Hausarrest, zwei Wochen.“
    „ In den Sommerferien?“
    „ Ja. Na ja, war meine eigene Schuld.
Meine Eltern meinen, wenn ich bei ihnen wohnen bleiben will, muss ich mich
daran halten.“ Er zuckte die Schultern und spuckte einen Grashalm aus, den er
sich zuvor in den Mundwinkel gesteckt hatte.
    Schweigend fuhren sie zu ihren Häusern zurück.
    „ Vielleicht fahren wir morgens noch
mal zusammen“, sagte Mark zum Abschied.
     
    Zufrieden schob Daniel das Fahrrad in die Garage. Er
hatte es genossen, morgens allein um das Viertel und zum See zu laufen, aber
jetzt spürte er, dass ihm doch Gesellschaft gefehlt hatte. Carl trieb sich
immer noch in Berlin herum, und Janina war verreist, aber selbst wenn sie da
gewesen wären, hätte er sie nicht treffen können. Er wusste genau, dass Carl es
nicht geschafft hätte, so früh aufzustehen. Janina vielleicht schon eher.
    Nachdem er die Treppen hochgeschlurft war und
geduscht hatte, setzte er sich an den Küchentisch, schüttete Weizenpops in eine
Schüssel und schaltete den Fernseher ein. In den Nachrichten kam etwas über ein
abgestürztes Flugzeug, und danach gab es eine Sendung über gebärende Frauen. Er
schaltete um und landete bei einem Film von Alfred Hitchcock, den er
erstaunlicherweise noch nicht kannte. Seit er nur noch zehn Minuten am Tag ins
Internet durfte und sein Handy von seiner Mutter verwahrt wurde, war ihm auch
sein letztes Vergnügen verboten worden, sich Filme im Internet anzusehen. Immerhin
hatte Steven sich bereiterklärt, ihm während des Hausarrests einen Film in der
Woche aus der Videothek auszuleihen, aber das war viel zu wenig und grenzte an
Drogenentzug. Zwar las Daniel auch gerne, aber Filme waren, seit er denken
konnte, seine Leidenschaft. Er hatte sich vorgenommen, alle wichtigen Filme der
Filmgeschichte mindestens einmal zu gucken. Zunächst hatte er bei den
amerikanischen Filmen angefangen und war bis in die Sechziger gekommen, aber
nun interessierten ihn die asiatischen Filme der Gegenwart sowie Dogma-Filme.
Immerhin hatte er seine Sammlung rechtzeitig sichern und verstecken können.
    Als seine Mutter in Bademantel und Pantoffeln die
Treppe herunterkam, deutete sie mit mahnendem Blick nach oben. Daniel knurrte,
begab sich aber wieder in sein Zimmer, zog ein Matheheft hervor und schlug es
nicht auf. Warum musste er das lernen? Jedes Mal, wenn er darüber nachdachte,
wuchs sein Hass auf die Schule noch mehr. Er würde irgendwas mit Kunst
studieren, er würde nie wieder Mathe brauchen, nie wieder Chemie oder Physik,
nie wieder Biologie oder Geografie. Er seufzte. In den letzten drei Jahren
hatte er sich so oft gewünscht, die Zeit vordrehen zu können. Hatte sich so oft
vorgestellt, einfach die nötigsten Sachen einzupacken und nach Berlin oder
Hamburg zu ziehen. Aber wenn er bei der Vorstellung landete, dass er sich dann
einen Job als Kellner suchen müsste, verlor auch dies seinen Reiz. Er hatte
keine Lust zu arbeiten. Wenn er gekonnt hätte, würde er sich mit Carl und
Janina den ganzen Tag Filme angucken, am besten in einem Kino. Der
gutaussehende Mann am Empfang würde ihnen Essen bringen, und sie müssten das
Kino nie wieder verlassen.
     
     
    Es kam ihm vor, als wäre es über Nacht noch wärmer
geworden, was kaum sein konnte. Gerade, als er die Haustür schloss, hörte er
rennende Schritte.
    Mark kam auf ihn zu. „Hi.“
    „ Hi.“ Daniel sah ihn verwundert an,
wollte er tatsächlich wieder mit ihm Radfahren? Als er sah, dass seine Eltern
etwas in ihr Auto packten, zweifelte er daran.
    „ Wir wollten gleich zum Supermarkt
fahren. Weißt du, welche Abfahrt das ist?“
    „ Die zweite.“
    „ Sag mal, ich wollte dich noch was
wegen der Schule fragen. Darfst du den ganzen Tag nicht mehr raus?“
    Daniel schüttelte den Kopf.
    „ Gehst du auch nicht zum
Gottesdienst?“
    Daniel zog die Augenbrauen hoch. Mark schien diese
Frage für selbstverständlich zu halten. Daniel hatte sich schon gedacht, dass
seine Familie der evangelischen Freikirche angehörte, die im Ort ein
Gemeindezentrum hatte.
    „ Nein. Ich bin nicht religiös.“
    Mark sah ihn zögerlich an. „Ich könnte dich
anrufen.“
    So viel Interesse an ihm machte Daniel seltsam
befangen. Aber vielleicht wollte Mark ihn auch einfach wirklich nur etwas
fragen. Schließlich war er der einzige, den er hier kannte. Er schrieb ihm
seine Nummer in seinen Kalender, und Mark lief
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