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Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)
Autoren: Mark Brandis
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überwechselte, konferierte ich mit Captain Romen, der die Ares I weiterführen sollte. Die Einzelheiten der Aktion wurden besprochen und zeitlich aufeinander abgestimmt.
    Ich verabschiedete mich von ihm mit einem festen Händedruck. »Wir sollten einander Lebewohl sagen, Captain! Die Wahrscheinlichkeit, daß wir uns wiedersehen, ist gering.«
    Captain Romen lachte. »Unkraut vergeht nicht, Sir, und erst recht kein Zigeuner! Vergessen Sie nicht – ich habe Sie in meinen Stamm aufgenommen.«
    Auf die Titan folgten mir die Lieutenants Minkowski und Mercier und Sergeant Dahlsen. Auch Professor Kalaschnikow stieg mit über, diesmal als freier Mann.
    Die Scheinwerfer blinzelten ein letztes Hals- und Beinbruch, dann trennten sich die beiden Schiffe. Ich starrte der Ares I nach, sah sie kleiner und kleiner werden, bis sie gleich einem erlöschenden Stern in der Unendlichkeit des Raumes entschwand. Wer von uns das gefahrvollere Los gezogen hatte – es ließ sich nicht sagen.
    Die Titan steuerte ihren ursprünglichen Kurs wieder ein, und diesen behielt sie bei, bis drei Tage später Metropolis in Sicht kam, diese unvergleichliche Stadt im Schnittpunkt der Drei Vereinigten Kontinente.
    Im allgemeinen rief ihr Anblick in mir fast lyrische Gefühle wach; diesmal überkam mich lediglich ein Frösteln – und auf einmal erschien mir, in was ich mich da eingelassen hatte, als völlig undurchführbar.
    SALOMON 76 war alles andere als ein gewöhnlicher Gegner; er war reaktionsschnell, mißtrauisch und gefährlich wie eine Kobra, der man mit nackten Händen zu Leibe ging.
    Und vor ihm stand schützend und schirmend der blinde Gehorsam der Massen. Sie litten und stöhnten unter seiner Herrschaft, aber die Furcht hielt sie bei der Stange.
    Ein offenes Wort, eine kritische Bemerkung – und SALOMON 76 setzte über seine Tochtercomputer die blauuniformierten Schergen in Marsch. In einem solchen Klima konnte Opposition nicht gedeihen. Jeder mußte zwangsläufig des anderen Feind sein – um zur gegebenen Zeit seine eigene Haut zu retten.
    Im Verlauf dieses Fluges führte ich mehrere längere Gespräche mit Professor Kalaschnikow. Er, der mit SALOMON 76 sein wissenschaftliches Lebenswerk hatte krönen wollen, war niedergeschlagen und verzweifelt. Immer wieder beteuerte er mir, daß das Fehlverhalten des Computers nicht auf mangelhafte Berechnungen zurückzuführen sei.
    »Was mit ihm wirklich geschehen ist«, wiederholte er immer wieder, »werden wir wohl nie erfahren. Auf jeden Fall ist er krank.«
    Er sprach von ihm mit jener Mischung von Abscheu und Liebe, mit der ein verzweifelter Vater von seinem mißratenen Sohn zu sprechen pflegt. Und er bestand darauf, bis zuletzt mit dabeizusein. Er hatte SALOMON 76 das Leben und die Intelligenz gegeben – und er, mit eigener Hand, wollte ihm beides wieder nehmen.
    Ich verstand ihn.
    Dies war sein ganz persönlicher Opfergang.
    Im Äther wurde es lebendig. Die Raumüberwachung hatte die Titan erfaßt und forderte ihr die Kennung ab.
    Captain Eckmann wandte mir sein schweißnasses Gesicht zu. »Mark, willst du‘s dir nicht doch noch überlegen? Noch könnten wir abhauen!«
    »Und uns verkriechen wie die Hasen, bis die Jäger zur Stelle sind?«
    Er seufzte und nickte. »Du hast recht, Mark. Aber die reine Freude ist das gerade nicht.«
    Captain Eckmann gab Kennung und Order bekannt, und die Raumüberwachung war zufriedengestellt. Bald darauf meldete sich der Tower und gab die Titan zur Landung frei.
    Niemand in Metropolis schöpfte Verdacht – und auf diesem Umstand fußte Professor Kalaschnikows zugleich verwegener wie wahnwitziger Plan. In der unsichtbaren Mauer, die es zu erstürmen galt, klaffte diese eine, winzig-schmale Bresche.
    Von dem, was in der unkontrollierbaren Weite des Raumes vorgefallen und besprochen worden war, konnte zu diesem Zeitpunkt auf der Erde niemand etwas ahnen. Alle Aufmerksamkeit konzentrierte sich einzig und allein auf die Verfolgung und Aufbringung der flüchtigen Ares I.
    Captain Eckmanns Titan hingegen war ein ordnungsgemäß gemeldetes, bereits erwartetes Schiff, das den Sperrgürtel unbeanstandet passieren durfte.
    »Willi«, sagte ich aufmunternd, »wenn alles klappt, bekommst du einen dicken Orden!«
    Eckmann verzog angewidert den Mund. »Und was, wenn‘s schief geht? Dann gibt‘s für mich nicht einmal ein Denkmal. Wohin sollen all die hübschen Mädchen dann wohl pilgern?«
    Die Titan tauchte ein in das Dunkel der Nacht.
    Ich warf einen Blick auf die Uhr:
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