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Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)
Autoren: Mark Brandis
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Erfahrung mit Olivia Shellaberger war ich auf den Anblick eines gebrochenen, zerstörten Menschen gefaßt; ich hatte die Kraft des Geistes unterschätzt, die sich hinter der hohen Gelehrtenstirn verbarg.
    Ruhig und würdevoll reichte mir der große alte Mann der Wissenschaft die Hand. »Sie riskieren viel für mich, Commander.«
    Es kam mich hart an, diesem verehrungswürdigen Menschen die Wahrheit zu sagen, aber es mußte sein: »Nicht für Sie, Professor. Es geht um mehr.«
    Professor Kalaschnikow runzelte die Stirn und blickte mich eine Weile lang schweigend an.
    Dann nickte er. »Ich verstehe. Sie haben recht. Es geht um mehr.«
    In der Messe setzte ich mich so, daß ich die Titan im Auge behalten konnte.
    In einer Entfernung von knapp vierzig Schiffslängen trieb sie mit gedrosseltem Triebwerk durch den Raum. Obwohl ich mich mittlerweile davon hatte überzeugen können, daß Captain Eckmann ein ehrliches Spiel spielte, zog ich es vor, die anbefohlene Gefechtsbereitschaft vorerst nicht aufzuheben. Die Ares I hielt sich bereit, dem Schnellen Kreuzer, falls nötig, mit einem mächtigen Satz ins Genick zu springen.
    Professor Kalaschnikows Bericht war knapp und bündig: Es traf zu – er hatte ein Attentat auf SALOMON 76 versucht und war dabei festgenommen worden.
    »Ich war zu langsam«, erklärte er. »SALOMON 76 hatte Zeit, sich auf mich einzustellen und Alarm zu schlagen. Außerdem« – der Professor lächelte – »bin ich kein Wildwestheld. Ein anderer an meiner Stelle hätte sich möglicherweise den Weg freigeschossen.«
    Ich wagte die entscheidende Frage: »Sie hatten also allen Ernstes vor, SALOMON 76, Ihr Werk, zu zerstören?«
    Einen Atemzug lang glaubte ich Trauer in den Augen des alten Mannes zu sehen.
    »SALOMON 76 ist verrückt geworden. Vielleicht, wenn man ihn auseinandernähme, würde man erfahren, warum und wieso – aber aus erklärlichen Gründen ist das nicht möglich. SALOMON 76 muß vernichtet werden!«
    Wir waren darin einer Meinung.
    »Was schlagen Sie vor, Professor?« fragte ich. »Angenommen, ich könnte Captain Eckmann dazu bewegen, die wachhabenden Schiffe auf sich zu ziehen ...«
    »Um dann mit Ihrer Ares einen Angriff auf SALOMON 76 zu fliegen?« Der Professor schüttelte den Kopf. »Sie hätten keine Chance, Commander! Auch wenn SALOMON 76 gewissermaßen den Verstand verloren hat, so ist und bleibt er doch der intelligenteste Computer, der je gebaut wurde. Sie kämen nicht einmal auf Sichtweite an ihn heran.«
    »Aber Sie ...«, setzte ich an.
    Der Professor hob, mir Schweigen gebietend, die Hand. »Auch SALOMON 76 hat seine Achillesferse, Commander. Nur müßte man, um sie zu zerschneiden, schneller sein, als ich es war, und entschlossener. Es käme auf einige wenige Sekunden an ...«

Kapitel 16
    Nachdem ich an Bord des Schnellen Kreuzers Titan eine Viertelstunde lang auf Captain Eckmann eingesprochen hatte, willigte er ein, sich meinem Kommando zu unterstellen. Im Grunde war er ein unpolitischer Mensch; sein ganzer Lebensinhalt war das Fliegen; was darüber hinaus ging, interessierte ihn nur am Rande. Er gab es offen zu: am liebsten würde er sich aus allem heraushalten. Mit der Auslieferung des Gefangenen freilich hatte er sich selbst den Rückzug abgeschnitten. Auf ihn wartete ein kriegsgerichtliches Verfahren – und darüber, wie das Urteil ausfallen mußte, konnte es keinerlei Zweifel geben. Seine Pflicht wäre es gewesen, zu kämpfen und zu fallen – nicht aber, wie er es tat, mit einem alten Freund Kaffee zu trinken.
    »Mark«, sagte er abschließend, »du hast mich in dieses Schlamassel gebracht – du mußt mich da auch wieder rausholen.«
    »Das kann ich nur«, erwiderte ich mit Nachdruck, »wenn du dich an meine Befehle hältst.«
    Captain Eckmann zuckte mit den Achseln. »Was bleibt mir anderes übrig, Mark? Was du vorschlägst, klingt verrückt – ehrlich gesagt: ich hab‘ noch nie so was Verrücktes gehört! Aber es ist immer noch besser als überhaupt keine Chance.«
    Captain Eckmann hatte eingewilligt; fortan verlor ich keine Zeit – nicht zuletzt, weil ich ihm innerlich beipflichtete und mir die Qual des nochmaligen Überlegens ersparen wollte. Der Plan, den Professor Kalaschnikow entwickelt hatte, leuchtete mir ein; dennoch blieb das ganze Unternehmen ein reines Himmelfahrtskommando. Alles, was mir dabei Kraft gab, war der Gedanke an Ruth O‘Hara. Die Menschheit war als Begriff zu abstrakt.
    Ein letztes Mal, bevor ich endgültig auf die Titan
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