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Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition)
Autoren: Mark Brandis
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was ich mit meinen eigenen Augen sah.
    Ich sah es wirklich.
    Es war kein Fieberwahn, keine Halluzination, auch wenn ich in meinem geschwächten Zustand gegen Blendwerk sicherlich nicht gefeit war.
    Ich sah es nicht allein.
    Lieutenant Stroganow hatte es vor mir entdeckt und mich deshalb gerufen, und Captain Monnier bestätigte es mit einem stummen Kopfnicken.
    Das, was sich auf dem Radarschirm in aller Deutlichkeit abzeichnete, ein kegelförmiger Körper mit einer kleinen runden Landeplattform, war jene Raumstation ASTROSTAT, die auf keiner unserer Karten eingezeichnet war, jene Raumstation, die nach menschlichem Ermessen längst hätte verglüht sein müssen.
    »Sir«, Lieutenant Stroganow konnte es nicht verhindern, daß seine Stimme auf einmal brüchig klang, »der Radarkontakt ist identifiziert als ASTROSTAT.«
    »Danke, Lieutenant«, erwiderte ich mit der gleichen gemessenen Förmlichkeit. Nach einigem Schweigen fügte ich hinzu: »Das haben Sie gut gemacht.«
    Die Exaktheit, mit der Lieutenant Stroganow navigierte, versetzte mich stets aufs neue in Erstaunen. Im allgemeinen galt ein Navigator bereits dann als überdurchschnittlich gut, wenn er in freier Navigation auf hunderttausend Meilen nicht mehr als fünf Korrekturen benötigte. Stroganow korrigierte einen einmal errechneten Kurs so gut wie nie. Langjährige Erfahrung, zum Teil gesammelt in einer Epoche, die man nicht zu Unrecht die Pionierzeit nennt, mochten ihm dabei zugute kommen. Aber auch – anders kann ich mir das nicht erklären – Instinkt muß mit ihm im Bunde gewesen sein: Instinkt, der von Generationen von Stroganows herrührte, die in sibirischer Taiga den weißen Tiger gejagt hatten.
    Ich ließ mir Zeit, bevor ich mich zu einem Befehl aufraffte. Einige Atemzüge lang saß ich stumm da und versuchte mich an den Gedanken zu gewöhnen, daß es ASTROSTAT gab, daß sich das Bild nicht auflöste.
    Ein in der Wüste Verdurstender hatte die rettende Oase gefunden. Nun mußte er, bevor er die letzten Schritte tat, erst seinem Herzen Zeit geben, sich zu beruhigen.
    Erst als ich völlig sicher war, mich in jeder Weise in der Gewalt zu haben, wandte ich mich an Captain Monnier. »Commander an Pilot: Auf zwanzig Meilen herangehen!«
    »Auf zwanzig Meilen herangehen. Aye, aye, Sir.«
    Es war ein Augenblick, wie ihn vor mir Kolumbus erlebt haben mochte, als er, von Meuterei und schmählicher Niederlage bedroht, auf dem Achterdeck seiner Santa Maria stehend, die ersehnte fremde Küste im Westen erblickte. Zum erstenmal begriff ich seine Tat als die eines lebendigen Menschen.
    Gleich ihm hatte ich mein Schiff durch unerforschte, nie zuvor befahrene Zonen geführt, und dennoch gab es einen gewichtigen Unterschied. Mir war, anders als ihm, der wußte, wohin er steuerte, im letzten Augenblick ein Zufall zu Hilfe gekommen. Es war alles andere als mein Verdienst, daß wir auf ASTROSTAT gestoßen waren; ebensogut hätte uns die vor einundzwanzig Stunden erfolgte Kursänderung vollends in das Nichts führen können.
    Kein Grund für persönlichen Stolz. Dennoch festigte es meine Stellung als Commander auf ungeahnte Weise. Bisher war ich an meinem zur Legende gewordenen Vorgänger gemessen worden; nun jedoch verblaßte John Harris als Vorbild.
    Eine Minute lang oder noch länger sprach keiner ein Wort. Eine Feier fand statt, ohne daß es hierzu einer Aufforderung bedurfte.
    Das Schweigen im Cockpit hielt an, auch als Captain Monnier die Fahrt aus dem Schiff nahm: letzte, routinemäßig geübte Vorsichtsregel, die einen neuen Befehl meinerseits erforderlich machte.
    Im Raum sind zwanzig Meilen keine Entfernung. Eine Weile lang betrachtete ich ASTROSTAT mit bloßem Auge. Die Station schien verlassen zu sein; andererseits waren – anders als bei den STELLANORMEN – die Luken geschlossen.
    ASTROSTAT machte einen gut erhaltenen, ja geradezu gepflegten Eindruck. Sogar der silbrig glänzende, hitzeabweisende Anstrich, der die Sonnenstrahlen reflektierte, wies keinerlei schwarze Stellen auf.
    Eigentlich hätte mich dieser Umstand warnen müssen – und nicht nur mich, sondern die anderen auch, die sich zusammen mit mir im Cockpit befanden. In der Schule der Erfahrungen, durch die wir gegangen waren seit jenem verhängnisvollen September 69, war uns nichts geschenkt worden. Wir hatten es unter Opfern gelernt, auf der Hut zu sein, nur deshalb waren wir noch am Leben.
    In diesem Fall jedoch warnte uns kein Instinkt, vielleicht weil wir uns einfach nicht warnen lassen
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