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Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition)
Autoren: Mark Brandis
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auseinanderhalten; erst wenn man genauer hinsah, erkannte man geringfügige Unterschiede: einen Leberfleck, eine etwas härtere Linie, einen abweichenden Haaransatz.
    Ich erinnere mich auch an ein Gefühl des Erstaunens, weil sie so ganz anders waren, als ich sie mir hätte vorstellen wollen.
    Jedesmal, wenn die Rede auf den künstlichen Menschen kam, der in den Retorten des Generals und seiner hörigen Wissenschaftler heranreifen sollte, hatte ich ihn mir als einen plumpen Roboter mit halbwegs menschlichen Zügen und Bewegungen vorgestellt.
    Die zehn Männer, die ihre Gewehre auf uns gerichtet hielten, waren weder plump noch roboterhaft. Im Gegenteil: sie waren auf eine bestürzende Art schön und zugleich von einer faszinierenden Eleganz in den Bewegungen.
    Das jedoch, was mich am meisten überraschte und verwirrte, war der Ausdruck ihrer Augen.
    Er war von einer geradezu gespenstischen Intelligenz. Alles Wissen der menschlichen Rasse, alle Erfahrungen, die je von Menschen gesammelt worden waren, schienen darin vereinigt zu sein. Allerdings: es fehlte die Güte, die – man kann es zum Glück nicht völlig abstreiten – gleichfalls zum Erfahrungsschatz der Menschheit gehört. Der Blick dieser Männer war von eisiger Kälte. Henker, Scharfrichter mochten so ähnlich geblickt haben – freilich ohne alle jene Zusätze, die dem Blick eines Menschen jenes Fluidum der Intelligenz verleihen.
    Der HF, der Homo Factus , war Wirklichkeit geworden.
    Was ich für eine dreiste Propagandalüge gehalten hatte, stand mir nun in Fleisch und Blut gegenüber: gereift und gewachsen in der Retorte in genau 23 Monaten und 17 Tagen, mit Intelligenz erfüllt durch die Spritze eines zu gleichen Teilen genialen wie skrupellosen Arztes.
    Von allen Waffen, über die der General in seinem Arsenal des Schreckens verfügte, war der Homo Factus die furchtbarste. Gerade weil sie aus Menschen bestand, manifestierte sich in ihr ein Höchstmaß an Unmenschlichkeit und Macht. Die Reinigende Flamme zeigte sich darin ohne Maske: brutal, zynisch und bar jeder Moral.
    »Sir!« Captain Monniers Stimme war zu einem atemlosen Flüstern herabgesunken. »Was sollen wir tun?«
    »Vor allen Dingen«, erwiderte ich, genauso leise und gepreßt, »versuchen Sie nicht, den Helden zu spielen, Captain! Sobald Sie zur Pistole greifen, sind wir erledigt.«
    Einer von ihnen, offenbar der Anführer, sprach es sogar aus. »Wie ich sehe«, sagte er, »haben Sie Ihre Henkersmahlzeit bereits eingenommen. Dann kann die Veranstaltung wohl endlich zu ihrem Höhepunkt kommen.«
    Seitdem kann es geschehen, daß ich mich vor der Stimme eines kleinen Kindes fürchte.
    Mit den wissenden Augen ohne Güte, mit vollkommen schöner Gestalt verband sich die Stimme eines zweijährigen Knaben.
    Es war gespenstisch.
    Damals hielt ich das noch für eine Ausnahme, für einen Kunstgriff des Retortenmeisters; später erfuhr ich, daß alle HFs mit dieser hellen, quäkenden Knabenstimme sprachen. Dies ließ sich in der Eile der Produktion anscheinend nicht vermeiden.
    Wir haben es nie herausgefunden, wo sich die HFs, als wir ASTROSTAT durchsuchten, verborgen gehalten haben. Auch war die Durchsuchung ja oberflächlich gewesen; der gedeckte Tisch hatte uns überrumpelt.
    Damals erfuhr ich, was bitter ist. Bitter ist: ein Schiff sicher durch tausend Gefahren zu führen, um dann an einer Kleinigkeit zugrunde zu gehen. Der intakte Anstrich von ASTROSTAT hätte mich alarmieren müssen.
    An Lieutenant Stroganow dachte ich erst wieder, als er lautlos hinter den HFs auftauchte und die Pistole hob. Offenbar erfaßte er die Situation auf Anhieb, denn er eröffnete das Feuer sofort.
    Nicht ohne Grund trugen die HFs auf ihren schwarzen Uniformen statt des weißen Totenkopfes die rote züngelnde Schlange. Der Unterschied zwischen der Tödlichen Garde, so wie ich sie kennengelernt hatte, und ihnen war wie Tag und Nacht. Die Totenkopf-Gardisten, einmal für den Angriff programmiert, verloren jeden Sinn für die Erhaltung des eigenen Lebens. Ihre fanatische Sturheit war zugleich ihre vernichtende Schwäche.
    Mit den HFs war das anders. Bis auf jene zwei, die es schon nicht mehr erlebten, reagierten sie auf den überraschenden Angriff mit schlangengleicher Geschmeidigkeit. Sie versuchten sich in Deckung zu bringen. Und während sie das taten, vermeinte ich, so etwas wie Angst in ihren Zügen zu erkennen.
    Später ließ ich mir sagen, daß ich mich nicht getäuscht hatte. Der Homo Factus des Jahres 2071 war
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