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Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition)
Autoren: Mark Brandis
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vornherein im Bauplan enthalten. Auf keiner meiner Karten war die Station eingetragen.
    Ich blickte kurz hinüber zu Captain Monnier. Er machte ein steinernes Gesicht, dem sich nichts weiter entnehmen ließ. In gewisser Weise, fand ich, war er beneidenswert. Alle Verantwortung, wie immer ich mich auch entschied, lag bei mir; niemand konnte, niemand durfte sie mir abnehmen, solange ich am Leben und im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte war.
    Weshalb entschied ich mich für ASTROSTAT?
    Jeder Mensch, denke ich, ist ein Spieler, der eine mehr, der andere weniger.
    Als ich Lieutenant Stroganow, den Navigator, ins Cockpit rief, stand hinter diesem Entschluß allenfalls der Hang des Ertrinkenden, sogar nach einem Strohhalm zu greifen, aber nicht, wie manche Schreiberlinge heute behaupten, der kühne Entschluß zu einer historischen Tat.
    »Lieutenant Stroganow, Sie wissen von ASTROSTAT?«
    »Gewiß, Sir.«
    »Auf den Karten ist ASTROSTAT nicht eingetragen. Ist es Ihnen trotzdem möglich, eine Positionsbestimmung zu erarbeiten?«
    »Es würde etwas dauern, Sir.«
    »Was heißt etwas?«
    »Zehn Minuten vielleicht, Sir. Möglicherweise auch nur fünf. Ich müßte alte Daten abfragen, um die ursprüngliche Umlaufbahn zu ermitteln.«
    Sofern Lieutenant Stroganow durch meine Forderung überrascht war, mir gegenüber ließ er sich das nicht anmerken. Dabei wußte er genausogut wie ich, daß wir uns über etwas unterhielten, was längst im Raum zu Nichts verglüht sein mußte.
    »Tun Sie das, Lieutenant!« sagte ich. »Sobald Sie die Position von ASTROSTAT ermittelt haben, melden Sie sich wieder im Cockpit.«
    »Aye, aye, Sir.« Lieutenant Stroganow wollte hinausgehen.
    »Augenblick noch!«
    »Sir?«
    »Wie geht es unserem Kranken?«
    »Unverändert, Sir. Er hat dem Fieber nichts entgegenzusetzen.«
    »Glauben Sie, daß er die nächsten vierundzwanzig Stunden noch übersteht?«
    »Mehr aber auch nicht, Sir.«
    »Vierundzwanzig Stunden!« sagte ich mit Nachdruck. »Innerhalb dieser Zeit werden wir unsere Vorräte ergänzt haben. Und jetzt ab mit Ihnen, Lieutenant! Ich benötige die Koordinaten.«
    »Aye, aye, Sir!«
    Innerhalb von vierundzwanzig Stunden, so hatte ich beschlossen, mußte entweder ein Wunder geschehen, damit ich mein Versprechen einlösen konnte, oder aber ich würde aus freiem Entschluß von meinem Kommando zurücktreten: bereit, mich wegen Unfähigkeit zur Verantwortung ziehen zu lassen, falls wir dennoch überleben sollten.
    Vorerst jedoch galt es, den Schein zu wahren. Mehr als meinen Optimismus hatte ich meinen Männern nicht zu bieten; sie brauchten nicht zu wissen, wieviel er mich selber kostete.
    Ich mußte an Commander Harris denken, der vor mir den Kommandantensessel an Bord von Delta VII gedrückt hatte und der nun von seiner unterseeischen Festung Pacific III aus so etwas wie einen weltweiten Widerstand gegen den General organisierte – vorausgesetzt, er war noch am Leben: Stets hatte mich die Einsamkeit, in die er sich zurückzog, frösteln gemacht. Aus dieser Einsamkeit heraus kamen seine Befehle; uns allen, die wir unter ihm dienten, erschienen sie unbezweifelbar. Mittlerweile war mit der Verantwortung auch diese Einsamkeit auf mich übergegangen. Wenn ich von vierundzwanzig Stunden sprach, so mochte diese Frist für mich eine fromme Lüge sein; meine Männer glaubten daran.
    Ich blieb noch so lange im Cockpit, bis Captain Monnier den von Lieutenant Stroganow errechneten neuen Kurs entgegengenommen, bestätigt und eingesteuert hatte; danach stand ich auf und sah noch einmal nach Lieutenant Ibaka.
    Wider Erwarten war er bei Bewußtsein, als ich mich über ihn beugte.
    »Sir« – es war kaum mehr als ein Flüstern, »es tut mir schrecklich leid ... ich meine, daß ich Ihnen diese Scherereien machen muß.«
    Ich fand sein Taschentuch, faltete es und wischte ihm damit die Schweißperlen von der dunklen Stirn. Es kostete mich Überwindung, das zu tun; nicht, weil mich ekelte, sondern vielmehr, weil jede Bewegung an meinen letzten, unersetzlichen Energien zehrte. Jede körperliche Anstrengung bezahlte ich mit einem Schwindelanfall. »Reden Sie kein dummes Zeug, Lieutenant!«
    Mit diesen Worten wollte ich mich in meine eigene Kabine zurückziehen, doch Lieutenant Ibaka ließ mich nicht gehen. »Sir –«
    »Sie sollten nicht soviel reden, Ibaka.«
    »Es macht mir nichts aus, Sir. Wirklich nicht. Außerdem: Kommt es auf die ein, zwei Stunden überhaupt an, die ich gewinne?«
    »Sie wären nicht der erste,
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