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Marillenknoedel und das Geheimnis des Gluecks

Marillenknoedel und das Geheimnis des Gluecks

Titel: Marillenknoedel und das Geheimnis des Gluecks
Autoren: Emma Sternberg
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erinnerst, habe ich dann immer komisch herumgedruckst, habe abgewunken oder es kleingeredet, dieses Glück. Aber unser Glück war nicht klein, Sophie. Ich hatte nur Angst, dass Du meine Worte in den falschen Hals kriegen und plötzlich auf die Idee kommen könntest, mein Rezept auf diesen Jan anzuwenden. Oder auf wen auch immer. Doch eine lange Liebe kann nur dann funktionieren, wenn die Basis stimmt – wenn man sich hundertprozentig sicher ist, dass man den anderen ganz genau so mag, wie er ist, und ihn ganz genau so, wie er ist, schätzt und respektiert.
    Das ist übrigens der Grund, warum so viele Ehen schiefgehen, Sophie. Viele lieben gar nicht den Menschen, mit dem sie zusammenleben, sondern den, der er sein könnte, wenn er ein bisschen anders wäre. Oder den, der er ganz am Anfang einmal gewesen ist. Oder den, den sie anfangs hofften zu finden. Nun, ich hoffe, Du findest irgendwann jemanden, der ganz genau richtig ist, einfach so, wie er ist. Und vielleicht hast Du ihn ja schon gefunden? Na, Sophie?
    Ich spüre, wie meine Augen anfangen zu brennen und mir ein riesiger Kloß im Hals anschwillt. Ich muss die Augen schließen um nicht zu heulen. Mein Herz klopft, so, wie Tante Johannas Herz geklopft haben muss, als Schorschi in die Bauernküche getreten ist. Ja, Tante Johanna. Ich glaube, ich habe diesen Menschen gefunden. Er liegt oben in meinem Bett.
    Wenn man sich ganz ehrlich fragt und sich dann auch noch eine ehrliche Antwort gibt (auch noch so ein Problem in vielen Ehen), dann merkt man es ganz genau, wenn man auf diesen Menschen trifft. Und wenn man den gefunden hat, den man also nicht nur liebt, sondern auch noch mag und schätzt und respektiert, dann muss man diese Liebe, die eben obendrein vor allem auch eine Freundschaft ist, auch wollen. Man muss zu ihr stehen, auch dann, wenn es gerade einmal schwierig ist. Mehr ist es gar nicht, Sophie. Es ist ganz wenig, aber eben auch ganz schön viel.
    Ich habe Schorschi immer gewollt, von Anfang an. Und natürlich war es am Anfang auch eine Portion Glück, dass er mich nicht einfach davonjagte, als ich mich auf seine Bettkante setzte (ich fürchte ja bis heute, dass er möglicherweise nur zu sehr fieberte, um sich zu wehren und dass es, als er wieder bei Verstand war, einfach nur zu spät war). Ich habe ihn sogar so sehr gewollt, dass ich ihm einen Heiratsantrag gemacht habe, und nicht umgekehrt, wie damals üblich.
    Willst Du wissen, wie ich es gemacht hab? Ich hab mich nicht vor ihn hingekniet oder sonstigen Blödsinn gemacht, denn ein Antrag muss etwas mit der Liebe zu tun haben, um die es geht, und unsere Liebe ging immer auch durch den Magen. Wie du ja jetzt weißt, gab es da dieses ganz besondere Essen für uns, Hühnerbrühe mit Speckknödeln, ein bescheidenes Arme-Leute-Gericht, eigentlich ein Resteessen, aber für uns waren die Knödel reich mit Erinnerungen gespickt. Nun, eines Tages kochte ich ihm diese Suppe, und während er aß und löffelte und schlürfte und wieder einmal davon sprach, wie großartig er es fände, wenn ich immer an seiner Seite blieb, fand er in seinem Speckknödel einen Ring. Er hat den Ring angestarrt, und irgendwann hat er verstanden – er hatte immer nur von unserer Zukunft geträumt, ich hingegen habe das Glück geschmiedet. Er hat gelacht, und dann hat er mich geküsst. So bin ich eine Pichler geworden und habe nach ein paar Jahren Alrein geerbt. Aber das war nur mein zweitgrößtes Glück. Das größte war unsere Liebe.
    Oh Gott, bin ich gerührt. Wenn das so weiter geht, dann weine ich aber wirklich.
    Und jetzt Schluss mit dem Gesülze, Sophie, denn Du weißt ja – zu viel Schmalz macht dick. Alles, was ich sagen wollte: Liebe ist nichts, worüber man redet, sondern etwas, was man tut. Und immer ist es besser, wenn Du dein Glück selbst in die Hand nimmst, Sophie, denn dann kann es Dir auch niemand so leicht entreißen.
    Immer die Deine
    Tante Johanna
    Ich lese diese letzten Zeilen wieder und wieder und spüre, wie der Kloß in meinem Hals langsam an- und wieder abschwillt. Tante Johannas Worte stellen irgendetwas mit mir an, wecken eine Energie in mir, die nicht so richtig weiß wohin. Und dann, plötzlich, habe ich eine Idee.
    Ich nehme den Brief und will ihn mir unter den Arm klemmen, da fällt mir auf, dass auf der Rückseite des letzten Blattes noch etwas steht. Ich drehe die Seite also um und lese, was dort noch geschrieben ist.
    P.S. Ich hoffe, dass Du es nicht als Einmischung empfindest, aber ich habe Dir den
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