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Marianowicz-Methode

Marianowicz-Methode

Titel: Marianowicz-Methode
Autoren: M Marianowicz
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Jahres nach der Operation wegen erneuter Schmerzen zum Arzt zurück.

1
»Virus« Rückenschmerz
    In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg klagten nur zwei bis drei Prozent der Menschen über Rückenschmerzen. Heute dagegen sind Menschen, die »Rücken haben«, die Regel und nicht mehr die seltene Ausnahme. In den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts nahm die Zahl der Rückenpatienten und der Operationen auf einmal sprunghaft zu. Dabei gibt es Bandscheibenvorfälle und andere Rückenleiden natürlich nicht erst seit 30 Jahren. Ganz im Gegenteil, die Zahl der degenerativen Rückenerkrankungen war vor rund 100 Jahren sicher deutlich höher als jetzt. Was ist da also passiert? Neben der veränderten Lebensweise sind neue Verfahren wie die Computer- und Magnetresonanztherapie, die seit dieser Zeit eingesetzt wurden, der Grund für mehr Rückenleidende. Denn wo es ein eindrucksvolles Bild gibt, da sind natürlich plötzlich auch mehr therapiebedürftige Rückenpatienten – die Folge eines wahren Diagnose-Wahns. Rückenschmerzen scheinen heute richtiggehend ansteckend zu sein. Und infizieren kann man sich durch das vermehrte Wissen darum.
    Kernspintomographie sorgt für mehr Operationen
    Bevor es moderne bildgebende Verfahren wie die Computer- und Kernspintomographie gab, sind viele Rückenpatienten einer Operation mit ungewissem Nutzen entkommen, weil sie sich zeitlich aufwändigeren Verfahren wie etwa einer Myelographie unterziehen mussten. Bei diesen Diagnoseverfahren war ein stationärer Krankenhausaufenthalt nötig, bis
zum Befund dauert es einige Zeit. Und allein durch diesen Faktor Zeit trat die Spontanheilung ein, die Schmerzen wurden von ganz alleine besser und der Leidensdruck niedriger – damit sank die Bereitschaft zu einer Operation.
    Heute, mit den modernen bildgebenden Verfahren, ist eine Diagnose in kürzester Zeit möglich. Und bei akuten Schmerzen geben sich immer noch viele Patienten der Illusion hin, dass einzig eine Operation sie ein für alle Mal von ihrem Leiden befreien würde. Leider ist heute die Kernspintomografie die häufigste Argumentationshilfe für unnötige Operationen. Da liegt beispielsweise meine Heimatstadt München wieder ganz weit vorne. Denn alleine in dieser Stadt stehen so viele Kernspingeräte wie in ganz Norditalien. Auf dem Land, weit entfernt von der nächsten Großstadt oder Klinik, ist die medizinische Versorgungslage zwangsläufig dünner. Bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall kann das kritisch sein, bei einem Bandscheibenvorfall ein echter Segen. Denn je näher Sie an einer neurochirurgischen Klinik wohnen, umso schneller landen Sie auf dem Operationstisch. Das ist insofern besonders tragisch, weil rund 80 Prozent aller Bandscheibenoperationen unnötig sind, häufig nicht den gewünschten Erfolg bringen oder sogar zu Dauerschmerzen führen und Bandscheibenvorfälle in 90 Prozent aller Fälle von selber abheilen.
    40 Prozent aller Rückenoperationen gehen schief
    Der Grund für die Zunahme von Rückenoperationen liegt nicht zuletzt auch an den Horrorszenarien, die Patienten von manchen Ärzten aufgezeigt bekommen. Da wird in äußerst detailreichen Bildern erklärt, was alles passieren könnte, wenn man nicht sofort operiert: Von Lähmungen, dauerhaften Schmerzen und eventuell sogar einem Leben im Rollstuhl ist da nicht selten die Rede. Untermauert werden diese Schauerthesen dann mit Kernspinbildern, auf denen es vielleicht wirklich chaotisch aussieht. Das ist vor allem bei älteren Menschen sehr häufig und insofern besonders
eindrucksvoll, als hier nach einer Studie der Universität Harvard 92 Prozent der schmerzfreien (!) Männer und Frauen unter degenerativen Veränderungen der Wirbelsäule leiden und der Rücken im Bild eben fast immer wie ein Autofriedhof aussieht. Hat der Patient dennoch keine oder nur leichte bis mittlere Beschwerden, lehne ich diese präventive Chirurgie vehement ab. Und selbst wenn die Beschwerden stark sind, steht eine Operation für mich an allerletzter Stelle. Darüber sollte man erst nachdenken, wenn alle weniger belastenden und weniger riskanten Therapiemethoden keinen Erfolg gebracht haben.
    Zudem gehen zahlreiche Rückenoperationen schief! Kurz nach einer Bandscheibenoperation sind viele Menschen durchaus schmerzfrei und atmen erst mal auf. Doch bereits in der Reha schleicht sich häufig zwei bis drei Wochen später der Schmerz wieder ein. Statistisch kommen rund 40 Prozent aller Operierten innerhalb eines Jahres wieder wegen Schmerzen zum
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