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Marianowicz-Methode

Marianowicz-Methode

Titel: Marianowicz-Methode
Autoren: M Marianowicz
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chronischen Schmerzen hat der Schmerz seine gesunde Warnfunktion verloren.

    Der Vergnügungspark im Kopf
    Was passiert eigentlich genau im Körper, wenn uns etwas wehtut? Angenommen, Sie heben beim Kochen den Topfdeckel an und kommen mit der Hand zu nah an den heißen Dampf. Das verletzt das Gewebe, spezielle Schmerzrezeptoren werden aktiviert. Über Nervenbahnen gelangt dieser Schmerzreiz zunächst ins Rückenmark. Dort wird der Reflex »Hand wegziehen!« ausgelöst. Das alles geht blitzschnell, der Reiz rast mit rund 15 Metern pro Sekunde durch die Nervenfasern. Erst danach geht ein Schmerzreiz in Richtung Gehirn. Und zwar in den Thalamus, der als eine Art Filter darüber entscheidet, was gerade für den Körper wichtig ist und was nicht. Erst wenn der Schmerzreiz hier ankommt, merken wir auch, dass uns etwas wehtut. Gleichzeitig gelangt der Schmerzimpuls aber auch in den ältesten Teil unseres Gehirns, das sogenannte limbische System. Der bekannte Münchner Hirnforscher Ernst Pöppel nannte diesen Bereich einmal den »Vergnügungspark im Kopf«. Doch in diesem Verwaltungsbereich für unsere Gefühlswelt geht es leider nicht immer nur lustig zu. Schmerzreize werden hier auch mit früheren negativen Erfahrungen und Gefühlen verknüpft.
    Wenn das Schmerzsystem aus der Balance gerät
    Glücklicherweise hat der Körper ein System, das normalerweise verhindert, dass aus akuten Schmerzen chronische werden. Bei Schmerzen werden sogenannte Endocannabinoide ausgesandt, das sind hanfähnliche Stoffe, die das Gehirn produziert. Sie lindern den akuten Schmerz, beruhigen aber auch in hektischen Situationen und können sogar das Hungergefühl dimmen. Sie sind eine Art Wohlfühl-Balance-System, wenn der Körper aus dem Gleichgewicht geraten ist. Dieser körpereigene Drogencocktail wird gleichzeitig mit dem Schmerzreiz ausgesandt, damit die Schmerzinformation in den Zellen so schnell wie möglich wieder gelöscht werden kann.

    Das Tückische an dem »Dopingsystem«: Endocannabinoide können selber auch schmerzfördernd sein. Das hat jetzt ein Forscherteam aus Zürich festgestellt. In einer Studie von Hanns Ulrich Zeilhofer, Professor am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, konnte bewiesen werden, dass Endocannabinoide bei bestimmten Schmerzformen zu einer Schmerzsensibilisierung führen können.
    Reize gegen Schmerzen
    Wenn wir Schmerzen haben, reiben wir instinktiv die schmerzende Stelle. Und das macht durchaus Sinn. Denn dadurch werden Nervenfasern aktiviert, die wie ein Hemmer auf die anderen Nervenfasern wirken, welche den Schmerz weiterleiten. Der Schmerz wird dadurch zumindest temporär gelindert. Nach diesem Prinzip arbeiten übrigens auch sogenannte spezifische Reiztherapien bei Rückenschmerzen wie Akupunktur, Akupressur oder auch die Triggerpunkt- oder Neuraltherapie (siehe auch Kapitel 6).
    Sogar Streicheln kann schmerzhaft sein
    Normalerweise kann das Gehirn zwischen einer sanften Berührung und Schmerz unterscheiden. Denn beide Gefühle werden über zwei unterschiedliche Systeme durch das Rückenmark in Richtung Hirn geleitet. Diese beiden Systeme stehen allerdings im Zentralnervensystem durch Nervenfasern miteinander in Verbindung. Für die Kommunikation sorgen bestimmte Botenstoffe, sogenannte Neurotransmitter. Durch bestimmte Erkrankungen oder auch starke Schmerzreize können diese Neurotransmitter in ihrer Funktion gestört werden. Es kommt zu einer Art Kurzschluss im Rückenmark, Informationen werden falsch weitergegeben. Dabei scheinen die Endocannabinoide eine große Rolle zu spielen. Die
Folge: Schon eine leichte Berührung kann plötzlich das Gefühl von Schmerz auslösen. Zudem vergrößern sich die Areale, die als schmerzhaft empfunden werden. Das ist auch einer der Gründe, warum Rückenschmerzen bis ins Bein ausstrahlen können oder Nackenschmerzen bis in Schulter und Arm.
    Der Schmerz brennt sich im Gehirn fest
    Bestimmte erlernte Dinge im Leben wie Autofahren oder Tennisspielen können wir fast automatisch, ohne über die Bewegungsabläufe noch groß nachzudenken. Auf den Nervenbahnen ist quasi eine Spur gelegt, die immer wieder abgerufen werden kann. Leider können solchen Automatismen auch in Sachen Schmerz stattfinden. Wenn nämlich ein Schmerzreiz über längere Zeit bestehen bleibt, lernt das Gehirn damit zu leben, es bildet sich ein Schmerzgedächtnis oder ein Schmerzpfad. Wenn dieser Reiz in regelmäßigen Abständen auftritt,
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