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Margos Spuren

Margos Spuren

Titel: Margos Spuren
Autoren: John Green
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habe ich ein Kleiderbündel unter ihre Decke in ihrem Zimmer gelegt.« Ruthie war Margos kleine Schwester. »Es ist wie Mission Impossible . Früher konnte ich wie ein ganz normaler amerikanischer Teenager ausreißen – einfach aus dem Fenster klettern und vom Vordach springen. Heute lebe ich wie in einer gottverdammten faschistischen Diktatur.«
    »Verrätst du mir irgendwann, wo wir hinfahren?«
    »Zuerst fahren wir zum Publix-Supermarkt. Du musst ein paar Lebensmittel für mich einkaufen, den Grund erkläre ich dir später. Und dann müssen wir zu Wal-Mart.«
    »Willst du eine Shoppingtour durch alle rund um die Uhr geöffneten Läden im Großraum Orlando machen?«, fragte ich.
    »Heute Nacht, mein Lieber, werden wir einiges Unrecht gerade biegen. Und ein paar Kleinigkeiten krumm biegen. Das Erste tun wir zuletzt und das Letzte zuerst; selig sind die Sanftmütigen, denn sie bekommen die Erde. Aber bevor wir die Welt radikal verändern, brauchen wir eine Ausrüstung.« Dann waren wir auf dem Parkplatz des Supermarkts, der um diese Zeit fast leer war, und ich parkte den Wagen.
    »Also«, sagte sie. »Wie viel Geld hast du dabei?«
    »Null Dollar und null Cent.« Ich stellte den Motor ab und sah sie an. Sie zwängte die Hand in die Tasche ihrer engen, dunklen Jeans und pulte mehrere Hundertdollarscheine heraus. »Glücklicherweise hat der liebe Gott für uns vorgesorgt.«
    »Woher hast du das?«, fragte ich erschrocken.
    »Das ist mein Bat-Mitzwa-Geld, Mann. Ich darf zwar nicht an das Konto ran, aber ich kenne das Passwort meiner Eltern, weil sie immer ›MYRNA MOUNTW3AZ3L‹ nehmen. Ich habe mir einen Vorschuss genehmigt.«
    Ich versuchte mir die Bewunderung nicht anmerken zu lassen, doch sie durchschaute mich und zwinkerte mir zu. »Eins verspreche ich dir«, sagte sie, »das wird die beste Nacht deines Lebens.«
3
    Wenn ich mit Margo Roth Spiegelman zusammen war, überließ ich das Reden ihr, und falls sie mit Reden aufhörte, ermutigte ich sie weiterzureden. Die Gründe dafür waren, dass ich 1. wahnsinnig verliebt in sie war, 2. sie absolut in jeder Hinsicht einzigartig war, und 3. dass sie nie eine Frage an mich richtete, so dass die einzige Möglichkeit, unangenehme Pausen zu vermeiden, darin bestand, sie reden zu lassen.
    Auf dem Parkplatz des Supermarkts sagte sie : »Also gut. Ich habe hier eine Einkaufsliste für dich. Falls du Fragen hast, ruf mich auf dem Handy an. Übrigens habe ich mir die Freiheit genommen, ein paar Vorräte in deinem Kofferraum zu bunkern.«
    »Was, du meinst, bevor ich überhaupt eingewilligt habe mitzukommen?«
    »Na ja. Streng genommen. Jedenfalls, ruf mich einfach an, wenn du Fragen hast. Und was die Vaseline angeht, du willst die große Packung, die, die größer ist als eine Faust. Es gibt die Baby-Größe und die Mama-Größe, und dann gibt es den dicken alten Großpapa der Vaseline-Packungen, und das ist die, die wir brauchen. Falls sie die nicht haben, kannst du auch drei Mamas nehmen.« Sie überreichte mir die Einkaufsliste und einen Hundertdollarschein und sagte : »Das sollte reichen.«
     
    Margos Liste :
     
    3 große Ganze schellfische, einzeln Verpackt
    veet ( das ist Zum beine rasieren nur Ohne rasierer;
    steht bei Den mädchensachen in Der drogerieabteilung )
    vaseline
    1 Sechserpack mountain dew
    1 dutzend tulpen
    1 flasche Stilles wasser
    Taschentücher
    1 dose Blaue sprühfarbe
     
    »Interessante Groß- und Kleinschreibung«, sagte ich.
    »Ja. Ich bin eine große Verfechterin der spontanen Groß- und Kleinschreibung. Die gängigen Regeln der Groß- und Kleinschreibung sind unfair den kleinen Worten gegenüber.«
     
    Ich war mir nicht sicher, was man zur Kassiererin sagt, wenn man nachts um halb eins mit sechs Kilo Schellfisch, einer Tube Enthaarungscreme, einer Großpapapackung Vaseline, einem Sechserpack Mountain Dew, einer Dose blauer Sprühfarbe und einem Dutzend Tulpen an der Kasse steht. Ich versuchte es mit : »Ist nicht so komisch, wie es aussieht.«
    Die Frau räusperte sich, ohne aufzublicken. »Trotzdem komisch«, murmelte sie.
     
    »Ich will wirklich keinen Ärger bekommen«, erklärte ich, als ich wieder im Wagen saß, während Margo sich mit dem Wasser und den Taschentüchern die schwarze Farbe aus dem Gesicht wischte. Anscheinend hatte sie die Schminke nur gebraucht, um aus dem Haus zu kommen. »In meiner Zulassung zur Duke University schreiben sie ausdrücklich, dass sie mich nur nehmen, wenn ich nicht vorbestraft bin.«
    »Du bist ein
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