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Marathon Mosel

Marathon Mosel

Titel: Marathon Mosel
Autoren: Mischa Martini
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leider nicht zum Einkaufen.«
    »Schaffst du es denn bis fünf zum Training?«
    »Ich hoffe es. Was macht Annika?«
    »Die probiert gerade aus, wie unsere Wiese schmeckt.«
    In Waldes Telefon knackte es unangenehm, weil Doris den Hörer wahrscheinlich hart auf den Gartentisch gelegt hatte. Im Hintergrund hörte er Vogelgezwitscher, Straßenlärm und das Protestgeschrei von Annika. Scharfer Zigarettenrauch mischte sich in seine Atemluft.
    »Rufst du später noch mal an?«, meldete sich Doris wieder.
    »Okay.« Walde wechselte die Wegseite.
    »Wann sind die denn endlich durch?« Gabi hielt ihre himmelwärts gerichtete Zigarette neben dem Kopf und trat gegen den Stein.
    »Die Spurensicherung hat es auch ohne deine Pumps schon schwer genug.« Walde deutete zum Wäldchen, wo die Kollegen in weißen Schutzanzügen unterwegs waren.
    »Am frühen Morgen stand das Tor offen und der Wagen des Getöteten mit offener Tür vor den Baracken.« Gabi kam von nebenan, wo sie bei der Vernehmung der Leute des Kampfmittelräumdienstes war. »Erst wurde rumtelefoniert und dann auf eigene Faust das Gelände abgesucht, bis sie die Leiche entdeckt haben.«
    »Das da sollte sich die SpuSi nachher mal ansehen?« Harry deutete auf den Stein.
    »Ich hab’ zwar damit nichts am Hut, aber ist die Jakobsmuschel nicht so eine Art Pilgerabzeichen, das den Weg nach Santiago de Compostela …«
    »Nein, das meine ich nicht«, unterbrach Harry Gabis Erklärungen. »Das scheint Lack zu sein.«
     
    Zwei Männer in weißen Overalls kamen hintereinander aus dem Wald.
    »Sie sind dran«, rief der Erste, in dem Walde den Gerichtsmediziner Dr. Hoffmann erkannte.
    Als der Pathologe Waldes fragenden Gesichtsausdruck bemerkte, fügte er hinzu: »Zwei Schuss von vorn in Stirn und Herzbereich. Noch keine zwölf Stunden tot. Ich hätte ihn gerne möglichst bald auf dem Tisch. Es wird heiß heute.«
    Dem Mediziner folgte ein Mann mit Kamera und Stativ. Walde nickte Rob, dem Schnauz, zu, der seit Monaten auf die Verfolgung von Sprayern angesetzt war.
    »Die SpuSi brauchte mal wieder einen Fotografen«, Rob hob die Schultern, als müsse er sich dafür entschuldigen, dass er hier war. »Ich gehe mal vor. Die SpuSi untersucht noch das Waldstück zwischen Tatort und Lager. Der Tote hat drüben im Lager gearbeitet.«
    Die vier trotteten hinter Rob den Weg entlang.
    »Hier könnte der Wagen des Täters gestanden haben.« Rob deutete auf die Markierungen. »Sie haben einen Reifenabdruck gesichert.« Er schulterte die Kamera und wies mit dem Stativ auf einen verrotteten Holzstoß. »Hinter dem Gerümpel wurden zwei Projektile gefunden und dahinter … da liegt er.«
    Walde sah auf die mit Moos überzogenen Holzscheite. Dahinter lag ein Mensch auf dem Rücken, mit den Füßen in seine Richtung weisend. Den kleinen Graben, an dessen Kante der Kopf leicht in den Nacken gebeugt lag, bemerkte Walde erst, als er neben der Leiche in die Hocke ging. Wie das Mal einer Inderin prangte das Einschussloch mitten auf der Stirn zwischen den kurz geschnittenen Haaren und der hochgerutschten Brille.
    »Was wollte der hier?« Harry ging ebenfalls neben ihm in die Hocke. Walde hörte das Knacken seiner Kniegelenke. Er betrachtete den Blutfleck im Brustbereich des Toten.
    »Er hat jemanden verfolgt«, beantwortete Harry selbst die Frage.
    »Aber wie konnte der Verfolgte so gezielt treffen? Außerdem hätte das Opfer, wenn es im Laufen angeschossen worden wäre, mit dem Kopf nach vorn und auf dem Bauch landen müssen.«
    »Der Täter muss sich umgedreht, seine Waffe gezogen und den Mann irgendwie zum Stehen gebracht haben.« Harry stand auf und deutete, mit dem Zeigefinger eine Pistole nachahmend, in Richtung des Lagers. »Wenn dir jemand eine Knarre vor die Nase hält, bleibst du auch stehen.«
    »Dann wäre es eine Exekution gewesen.«
     
    Sie folgten der Spurensicherung auf das Gelände des Lagers. Nahe den grauen Betonruinen des Bunkers knieten zwei Kollegen am Zaun und untersuchten die Stelle, an der, nach den Fußspuren zu urteilen, der Eindringling oder die Eindringlinge hereingekommen und wahrscheinlich auch hinaus verfolgt worden waren.
    Eine Gruppe Männer in blauer Arbeitskleidung stand im Schatten der ersten Baracke. Sie hörten einem Mann mit rundem Kopf und gedrungenem Körper zu, der vor ihnen in der Sonne stand. Schweißflecken färbten sein weißes Hemd unter den Achseln und am Halsausschnitt, um den eine gelöste Krawatte baumelte.
    Walde, Gabi und Harry warfen im
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