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Marathon Mosel

Marathon Mosel

Titel: Marathon Mosel
Autoren: Mischa Martini
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Vorbeigehen einen Blick durch das offene Tor der Baracke. Der hallenähnliche Raum hatte teils einen gepflasterten, teils betonierten Boden. Außer ein paar felgenlosen Reifen, die hochkant an eine Wand gelehnt waren, befand sich nichts darin.
    Die Tür zur zweiten, viel kleineren Baracke stand ebenfalls offen. Die Techniker durchstöberten die Schränke. Grabbe saß vor einem uralten Holzschreibtisch, über dem ein Monitor auf einer schiefen Metallplatte schwebte.
    »Der Rechner ist seit letztem Freitag nicht benutzt worden«, bemerkte er, als er seine Kollegen erblickte.
    »Und woher weißt du das so genau?«, fragte Gabi.
    »Soll ich dir das wirklich erklären?«
    »Nicht wirklich.« Gabi blickte sich im Raum um. »Hübsch hässlich haben die es hier beim Sprengkommando!«
    »Und geklaut wurde auch nichts.«
    »Wie willst du denn das wissen?«
    »Das sagt der Dienststellenleiter. Den müsstet ihr eigentlich gesehen haben.«
    Gabi lupfte den Kragen ihrer Bluse: »Der mit der schwitzigen Krawatte?«
    Grabbe reagierte nicht.
    »Der Dicke mit dem runden Kopf?«, führte Gabi weiter aus.
    Grabbe blickte nach oben und zog die Mundwinkel lang.
    Gabi schnaubte genervt: »Der da draußen Reden schwingt?«
    Hinter Walde und Harry stand ein Mann in der Tür.
    »Soester von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion«, stellte sich der Mann vor und tat, als habe er Gabis Personenbeschreibung nicht gehört. »Ich bin der Dienststellenleiter und stehe Ihnen zur Verfügung.« Er machte ein paar Schritte und blieb in der Mitte des Raumes stehen. »Ich hab’ meinen Leuten für heute frei gegeben, falls Sie …« Er blickte zu Gabi, die versuchte, eine interessierte Miene aufzusetzen.
    »Hans, also der Verstorbene, war ein sehr tüchtiger Kollege. Kein Draufgänger, die brauchen wir hier beileibe nicht. Der hat sein Handwerk verstanden, und nur das zählt. Der hat so gut wie jeden Zünder rausgekriegt. Da konnte ihm keiner das Wasser reichen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, warum jemand …« Der Mann rang um Fassung.
    »Er könnte einen Einbrecher überrascht haben.«
    »Soweit ich das auf den ersten Blick beurteilen kann, fehlt nichts.« Wie um seine Worte zu unterstreichen, ließ er den Blick über die Schränke gleiten. »Auch die Kasse wurde nicht angerührt.« Er legte eine Pause ein. »Wir haben eine Kasse, aus der einmal im Jahr eine gemeinsame Alpentour übers Wochenende finanziert wird, mit Hüttenübernachtung und so. Die Akten sind noch da.«
    »Welche Akten?«
    »Karten, Luftaufnahmen von Aufklärungsflugzeugen, Protokolle der Sicherstellung von Gewehrmunition bis zur Entschärfung von tonnenschweren Bomben.«
    »Ist noch Munition hier?«, fragte Harry.
    »Schon seit Monaten ist nichts mehr da. Das ganze Munitionszwischenlager wird nach Ulmen verlegt. Diese Woche sollte das Büro ausgeräumt und mit dem Abbruch der Baracken begonnen werden. Selbst der Boden wird, soweit er kontaminiert ist, abgebaggert.«
    »Welche Munition war hier gelagert?«
    »Alles, von der Gewehrmunition bis zur Luftmine …«
    »Könnte sich mal jemand da draußen ansehen, was die SpuSi entdeckt hat?« Rob stand in der Tür. Walde folgte ihm zu der großen Baracke und besah sich die orangefarbene Masse, die auf dem runden Gerät unterhalb des Scheinwerfers pappte.
    »Das müsste für einen genetischen Fingerabdruck reichen.« Ein Techniker kratzte den Kaugummi ab und verfrachtete ihn in einen Beutel. »Drüben im Wäldchen ist alles dermaßen zertrampelt worden, dass wir nur einen brauchbaren Schuhabdruck sichern konnten. Hinter dem Holzstapel, von wo vermutlich geschossen wurde.«
    *
    Zurück im Präsidium weigerte sich Harry weiterhin, den Fahrstuhl zu benutzen. Auf der Treppe beobachtete Walde, dass sein vor ihm gehender Kollege deutlich stärker hinkte als am Morgen. Er selbst spürte seine schweren Oberschenkel, in denen die vielen Trainingskilometer der letzten Tage und Wochen steckten. Siebzig waren es allein in der letzten Woche gewesen. Erst gestern war er mit Doris fünfundzwanzig Kilometer gelaufen. Das war die letzte große Trainingseinheit vor dem Marathon. Zum Glück, dachte er.
    Diese Woche waren nur kürzere Laufeinheiten geplant. Dies sollte die Kraft wieder zurückbringen. Das hatte Doris, ebenso wie den Trainingsplan, aus dem Laufbuch von Ralf Steffens erfahren. Na hoffentlich kam sie wirklich wieder, die Kraft. Walde war froh, als sie den Treppenabsatz erreicht hatten.
    In seinem Büro bestückte er die Kaffeemaschine
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