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Mara und der Feuerbringer

Mara und der Feuerbringer

Titel: Mara und der Feuerbringer
Autoren: T Krappweis
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Aber der Bildersturm bäumte sich nur noch mächtiger auf und warf sich mit all seiner flackernden, lärmenden Kraft gegen ihre schwindenden Barrieren. Mara warf vor Schmerz den Kopf in den Nacken und biss die Zähne zusammen, um nicht laut loszuschreien.
    Doch der Sturm machte den gleichen Fehler wie Maras Mutter – er rechnete nicht mit Maras Trotz. Jajaja, sie hatte akzeptiert, dass ein Zweig mit ihr sprach, und sie hatte sogar geantwortet. Aber sie würde nicht zulassen, dass man dafür ihren Kopf mit noch mehr Wahnsinn flutete. Jetzt nicht und
so
schon gleich überhaupt nicht! Schließlich hatte sie doch vorhin erst beschlossen, endlich normal zu werden, und diesen Entschluss würde auch ein sprechender Zweig nicht rückgängig machen!
    Wütend ignorierte Mara die Tatsache, dass der Bildersturm viel stärker war als sie, und stemmte sich urplötzlich mit ihrem gesamten 14-jährigen Trotz dagegen!
    Aber da drang wie aus weiter Ferne und doch klar und verständlich eine bekannte Stimme zu ihr: »Was tust du da, Mara?«, und sie erkannte, dass es die Stimme des Zweiges war.
    Es fiel ihr schwer, einen klaren Gedanken zu fassen, aber trotzdem schaffte sie es, vier Worte hervorzustoßen: »Aber … ich … hasse das!«
    Daraufhin drang die Stimme des Zweiges nun noch eindringlicher zu ihr: »Tu das nicht!«
    Doch Mara hatte sich bereits für das Gegenteil entschlossen und mobilisierte nun auch noch das letzte Fünkchen bockigen Widerwillen gegen die tosende Bilderflut!
    Fast glaubte sie ein
Plopp
zu hören, als sie mit einem Mal wieder in ihrem Zimmer landete. Unsinn, warum denn
wieder
, dachte Mara. Ich bin doch gar nicht weg gewesen. Ich sitze schließlich immer noch an meinem Schreibtisch und …
    Da bemerkte sie, dass sie genau das nicht tat. Stattdessen starrte sie auf ein Poster der Beatles, von dem sie wusste, dass es über ihrem Bett an der Decke hing. Sie sah sich um und stellte fest, dass sie tatsächlich in Rückenlage auf ihrem Bett gelandet war. Der Drehstuhl war umgefallen und die Tür zu ihrem Zimmer stand weit offen. Im Türrahmen stand Maras Mutter und starrte ihre Tochter an.
    »Was … was tust du denn da, Mara? Hast du dir wehgetan?«
    Mara sprang sofort auf, um den Eindruck zu vermitteln, dass alles in bester Ordnung war. Dabei wurde ihr augenblicklich schwarz vor Augen, aber sie schaffte es trotzdem, mit fester Stimme und möglichst beiläufig zu antworten: »Neinnein, haha, alles gut. Ich mussdoch in unserem Theaterstück umfallen, weilweilweil jemand ein … eine … ein Skateboard auf der Bühne liegen gelassen hat, und ich spiele ja die Putzfrau, und die rutscht dann darauf aus.«
    Und als Mara in das zweifelnde Gesicht ihrer Mutter blickte, fügte sie noch hinzu: »Das ist. Lustig. Haha.«
    »Also ich weiß ja nicht, wie ich das finden soll, wenn die Lehrer euch so gefährliche Sachen machen lassen«, sagte Mama, und Mara wusste ganz genau, wie sie das meinte. Sie meinte damit eigentlich: »Da werd ich wohl mal wieder in der Schule anrufen und mich beschweren müssen.«
    Und das war für Mara immer das Aller-Aller-Allerschlimmste! In diesem Fall kam noch hinzu, dass Mara gar nicht in der Theatergruppe war und dort auch ganz bestimmt kein Stück gespielt wurde, in dem irgendwer auf einem Skateboard ausrutschen musste! Das wusste Mara sicher, und zwar weil es in ihrer Schule gar keine Theatergruppe gab.
    »Neinnein, so schlimm ist das doch gar nicht, Mama!«, beeilte sie sich zu erklären. »Du musst dir keine Sorgen machen, ich steh doch in der Szene auch direkt vor einem Bett, und da fall ich dann drauf. Ich bin nur eben mit dem Fuß gegen den Drehstuhl gestoßen und der ist dabei umgekippt.«
    Mara wollte den Drehstuhl mit nur einer Hand und einer besonders beiläufigen Bewegung wieder aufstellen, aber irgendwie klappte das nicht so recht, und sie musste etwas ungelenk die andere Hand zu Hilfe nehmen. Während die Lehne einmal ziemlich lautstark gegen die Tischplatte krachte und die Plastikrollen an den fünf Beinen besonders nervig klapperten, sprach Mara trotzdem weiter, als wäre nichts gewesen: »Die Frau Englbrecht passt schon auf uns auf, wir machen keine gefährlichen Sachen. Ehrlich nicht. Schau!« Und sie ließ sich noch einmal betont spielerisch auf ihr Bett fallen. »Siehst du? So sieht das dann aus. Ich kann bestimmt auch noch eine Deckezusätzlich auf das Bett legen oder so. Kein Problem. Echt. Gar nicht. Schau!«
    Maras Mutter sah zu, wie sich ihre Tochter ein weiteres Mal
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