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Mara und der Feuerbringer

Mara und der Feuerbringer

Titel: Mara und der Feuerbringer
Autoren: T Krappweis
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wünschst dir manchmal, eine St…«
    »Scherz.«
    »Ah, okay.« Mara war einfach nicht in der Stimmung für Scherze.
    »Und du«, setzte der Zweig wieder an, »du kannst dein einzigartiges Talent so lange niederkämpfen, bis es sich anfühlt, als hättest du es nie besessen. Und vielleicht wirst du dir dann sogar vorkommen, als wärst du ein anderer Mensch. Aber wisse dies, Mara, und wähle dann weise: Wenn du jetzt nicht alles tust, um deine Gabe zum Wohl von uns allen einzusetzen, wirst du später keine Gelegenheit mehr haben, dich für oder gegen irgendetwas zu entscheiden. Denn dann wirst du zusammen mit uns allen aufhören zu sein.«
    Mara hatte bereits den Mund geöffnet, um etwas zu entgegnen, aber mit dem letzten Satz hatte sie nicht gerechnet. Sie sollte ihre Gabe einsetzen, um zu verhindern, dass alle aufhörten
zu sein
?
    Das klang so unscheinbar, so einfach und direkt. Aber geradedeswegen war Mara so erschrocken. Sie bemerkte, dass ihr linkes Bein begonnen hatte, hektisch auf- und abzuwippen, und befahl ihm, dies zu unterlassen. Zu ihrem Erstaunen schien das Bein nicht auf sie zu hören und hopste weiter nervös auf und ab, als würde sie einbeinig Fahrrad fahren.
    »Also kann ich dich nur bitten,
dich nicht zu verschließen
, Mara«, beendete der Zweig seine Ansprache in eindringlichem Tonfall.
    Mara schwieg. Was konnte man schon erwidern, wenn ein Zweig mit einem in kursiven Buchstaben sprach?
    Und dann tat sie das Einzige, was ihr in dem Moment sinnvoll erschien. Sie streckte die Hände aus, berührte noch einmal die Blätter des Zweigs und hieß die Bilder mit offenen Türen herzlich willkommen.
    Zu ihrem Erstaunen wartete diesmal kein schmerzhafter Bildersturm hinter der Berührung. Stattdessen flossen die Eindrücke sanft in ihr Bewusstsein und fügten sich dort sofort zu einem Ganzen zusammen, dessen Echtheit ihr schier den Atem raubte …
    Sie spürte steinernen Boden unter ihren Füßen … einen leichten Windhauch, der ihr über die Augen strich. Mara musste blinzeln. Sie sah sich um. Sie stand in einer Art Höhle oder eher Grotte, weiße Kalksteine hingen von der Decke und verloren sich nach oben in unergründliche Schatten. Tropfen kalkweißen Wassers rannen an ihnen herab und trafen viele Meter weiter unten auf ihre spitzen Zwillingsbrüder, die sich nach ihren steinernen Verwandten an der Decke zu strecken schienen. Ein einziger heller weißer Lichtstrahl fiel von oben in den ansonsten dunklen Raum. Er beleuchtete eine Stelle, an der man ein paar der dicken Kalksteine offenbar mit roher Gewalt schrägabgeschlagen hatte. Die schroffen Kanten wirkten so scharf, als könnten sie den Himmel von der Hölle trennen.
    Plötzlich tanzten Schatten über den Boden und in der nächsten Sekunde blickte Mara in das Gesicht eines blonden Mannes mit den wildesten und dunkelsten Augen, die sie jemals gesehen hatte. Sie standen in starkem Kontrast zu seiner hellen Haut und dem lockigen strohblonden Haar, das so lang war, dass es bis auf den Boden hinunterreichte.
    Der Mann trug einen geflochtenen Kinnbart, dessen Spitze nach oben gebogen war und ihm einen seltsam frechen Ausdruck verlieh. Außerdem lächelte er schief, und das, obwohl er wahrlich keinen Grund dazu hatte: Denn er wurde von mehreren starken Händen auf die scharfkantigen Steine gedrückt, während an seinen Armen und Beinen etwas langsam emporkletterte. Schlangen? Oder Würmer? Die seltsam nass glänzenden Bänder wirkten, als wären sie lebendig, als sie sich fast sehnsüchtig um den Körper des Mannes legten. Und darum schien es Mara auch fast wie ein Verrat, als sich diese ganz plötzlich wie auf ein Kommando gleichzeitig festzogen, tief in das Fleisch des Mannes einschnitten, seine Glieder streckten, den Rücken beugten und ihn so mit einer fürchterlichen Gewalt auf die spitzen Felsen drückten. Lebendige Fesseln? Mara spürte, wie die Panik in ihr hochstieg, und musste sich zwingen, weiter zuzusehen.
    Fast glaubte sie nun zu hören, wie sich die schroffen Kanten in den Körper bohrten. Und sie sah, dass sich die Fesseln veränderten … Hatten sie eben noch nass und irgendwie weich gewirkt, schien es nun, als seien sie aus glänzendem Eisen geschmiedet. Und als sich der Mann gegen die Fesseln sträubte, bewegten sie sich keinen Millimeter.
    Mara wollte sich abwenden und wagte es doch nicht, die Bilder zu vertreiben. Sie sah, wie sich die Schatten der anderen Männer zurückzogen und eins wurden mit der Dunkelheit in der Höhle …
    Und
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