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Mara und der Feuerbringer

Mara und der Feuerbringer

Titel: Mara und der Feuerbringer
Autoren: T Krappweis
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so populär, mit Pflanzen zu sprechen.«
    »Aber das verstehe ich nicht!« Mara konnte nicht anders, sie musste den Zweig unterbrechen. »Ich meine, ich verstehe eigentlich das meiste nicht von dem, was du sagst, aber das verstehe ich erst recht nicht! Heute saßen diese ganzen Schreckschrauben aus dem Kurs von der Flatterfrau vor euch, und ihr habt kein Wort gesagt, obwohl die drei Stunden lang drum gebettelt haben!«
    Können Zweige grinsen? Wenn ja, dann tat ihr Zweig das jetzt.
    »Du meinst, einmal abgesehen davon, dass Menschen wie die meistens nur sich selbst hören, und das in voller Lautstärke? Nein, Mara, wir Pflanzen sprechen nur zu euch Menschen, wenn wir etwas mitzuteilen haben. Das war schon immer so. Und ich muss mich jetzt trotz Wasserglas mal ein bisschen beeilen, denn man hat mir eine Menge aufgetragen, was ich dir erzählen muss.«
    Doch Mara unterbrach ihn schon wieder: »Wer? Wer hat dir das aufgetragen? Und warum erzählt er mir das nicht einfach selbst?«
    Der Zweig klang jetzt zum ersten Mal etwas unsicher: »Das weiß ich nicht. Ich kann dir nur sagen, dass uns allen heute Morgen bei Sonnenaufgang plötzlich klar war, was wir zu tun hatten und was ich zu sagen habe.«
    Der Zweig schwieg einen Moment, als würde er nachdenken.
    »Komisch eigentlich, ich könnte schwören, dass ich mir gestern über kaum mehr Gedanken gemacht habe als über ein paar Blattläuse«, sagte er. »Aber was soll’s, es ist, wie es ist, und wer auch immer wollte, dass ich dir was ausrichte, soll nicht von mir enttäuscht werden. Also, jetzt pass auf, denn nun geht es um dich: Mara, du bist eine
Spákona

    Mara starrte den Zweig verständnislos an. »Was bin ich?«, fragte sie, und der Zweig wiederholte das Wort noch einmal sehr langsam und überdeutlich: »Spá-ko-na. Eine
Spákona

    Der Zweig hielt kurz inne.
    »Du weißt nicht zufällig, was das bedeutet?«, fragte er, aber MarasGesichtsausdruck machte eine Antwort überflüssig. Der Zweig seufzte. »Tja, dann sind wir schon zwei. Aber so hat man mir das aufgetragen. Du bist eine
Spákona
! Was immer es ist – du bist es. Herzlichen Glückwunsch. Oder Beileid. Oder beides. In jedem Fall bitte merken:
Spákona

    »Äh … ich … ich schreib’s mir auf«, stammelte Mara und schrieb das Wort ebenso gewissenhaft wie verwirrt mit Bleistift auf die vollgekritzelte Unterlage auf ihrem Schreibtisch. Dabei bemerkte sie, dass sie über das
a
einen kleinen Strich gemacht hatte, obwohl sie dieses ungewöhnliche Detail niemals so aus den Worten des Zweigs hätte heraushören können. Trotzdem hatte sie das seltsame Strichlein ebenso unbewusst mitgeschrieben, wie sie auch einen Punkt über ein
i
gesetzt hätte.
    Dann sah sie wieder den Zweig an, und zwar mit dem Blick eines vier Meter großen, leuchtend rot blinkenden Fragezeichens, das jeden Moment in den schillerndsten Farben platzen und das gesamte Zimmer verwüsten würde, wenn nicht sofort irgendjemand erklärte, wer oder was eine
Spákona
war!!!
    Falls der Zweig Maras fragenden Blick bemerkte, ließ er sich zumindest nichts anmerken. Stattdessen räusperte er sich geräuschvoll, um weiterzusprechen.
    Mara ignorierte den Gedanken, dass der richtige Platz für Leute, die Zweige räuspern hörten, die Irrenanstalt war. Wenn dieses Gespräch zu nichts führte, konnte sie ja immer noch ihren Plan mit dem Langhaarschneider in die Tat umsetzen. Larissa würde ihr ja nicht weglaufen. Vorerst.
    »Kommen wir jetzt zu dem wichtigsten Teil meiner Botschaft«, sprach der Zweig und Mara bemerkte, dass seine Stimme plötzlich einen sorgenvollen Unterton bekam. »Bitte leg deine Finger auf meine Blätter.«
    Kurz dachte Mara darüber nach, was Larissa wohl sagen würde,wenn sie sie dabei erwischte, wie sie Händchen hielt mit einem Zweig. Doch da berührten ihre Finger auch schon seine Blätter, und etwas in Mara explodierte …

Kapitel 3

    S päter würde Mara einmal beschreiben, dass sich dieses erste Mal anfühlte, als wäre in ihrem Kopf ein Ballon geplatzt. Ein Ballon, den man nicht mit Luft, sondern mit Eindrücken aufgepumpt hatte: laut, verwirrend und vor allem sehr schmerzhaft!
    Bilder, Gefühle und Geräusche prasselten so heftig auf Maras Bewusstsein ein, als wollten sie eine Schlacht um die Vorherrschaft in ihrem Gehirn gewinnen! Doch so einfach ließ Mara das nicht zu! Und das war der schmerzhafte Teil des Ganzen. Mit aller Kraft stemmte sie sich gegen diese Bilder und versuchte, sie aus ihrem Kopf zu vertreiben.
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