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Mara und der Feuerbringer

Mara und der Feuerbringer

Titel: Mara und der Feuerbringer
Autoren: T Krappweis
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schaute der Zweig auch auf Mara, aber keiner sagte das erste Wort.
    Hatte sie sich das Ganze doch nur eingebildet? Oder sah es tatsächlich so aus, als würde der Zweig gerade ihr Zimmer inspizieren?
    Von seinem Platz auf dem Schreibtisch konnte er immerhin an ihr vorbei den ganzen Raum überblicken und plötzlich war Mara der Hello-Kitty-Bettbezug unangenehm. Eigentlich mochte sie den ganz gerne, aber nicht, wenn Besuch da war.
    Links neben dem Bett stand Maras klappriger Kleiderschrank, rechts davon ein kurzes Wandregal mit Büchern und neben dem Regal kam auch schon die Tür. Mehr passte in das kleine Zimmer beim besten Willen nicht hinein – zumindest nicht, wenn man irgendwo noch eine Mara unterbringen wollte.
    An allen Wänden und sogar an der Decke klebten Poster der Beatles. Mara war ein großer Beatles-Fan. Ganz besonders von Ringo, dem Schlagzeuger, denn der wirkte irgendwie immer gut gelaunt und auch ansonsten so ganz anders als Mara selbst. Außerdem hatte Ringo eine deutlich dickere Nase. Kannten Zweige die Beatles? Konnte man die Beatles nicht kennen? Machten Zweige Musik? Hilfe!
    Mara hielt es einfach nicht mehr aus.
    »Hast du jetzt gesprochen oder hab ich mir das nur eingebildet?«
    Der Zweig blickte sie an, als wolle er sagen: »Das ist eine alberne Frage.«
    »Das ist eine alberne Frage«, sagte der Zweig und es passte gut zu seinem Blick.
    Seine weiche, volltönende Stimme klang wie die eines erwachsenen Mannes, obwohl er gar nicht so alt wirkte. Aber das war bei Zweigen vermutlich etwas anders. Die bekamen ja auch keine grauenHaare und fanden auch nicht automatisch alles besser, was es seit mindestens zwanzig Jahren nicht mehr gab.
    »Entschuldigung«, murmelte Mara.
    »Schon in Ordnung«, sagte der Zweig. »Aber du solltest wissen, dass wir für so etwas leider keine Zeit haben. Genau genommen, haben wir höchstens noch vier bis fünf Stunden.«
    Mara blickte den Zweig so verständnislos an, wie man einen Zweig nur anblicken konnte, der Dinge sagte, die man nicht verstand.
    Der Zweig machte ein Geräusch, das wie ein Seufzer klang, und dabei schienen seine Blätter leise zu flattern.
    »Gut, dann stell dir mal einen Zweig vor, der mehr als ein paar Stunden von seinem Baum getrennt ist.«
    »Ah! Oh! Äh … soll ich dir vielleicht ein Glas Wasser holen?«, schlug Mara vor.
    »Das wäre wirklich nett von dir«, antwortete der Zweig in einem im wahrsten Sinne des Wortes trockenen Tonfall.
    Mara sprang so hektisch von ihrem Stuhl auf, dass der fast nach hinten umgefallen wäre, und nur 21 Sekunden später fand sich der Zweig in einem wohltemperierten Wasserglas wieder.
    »Ah … schon viel besser!«, sagte er und irgendwie drängte sich Mara der Vergleich zu einer Badewanne auf, als sich ihr Gast in dem Glas wohlig räkelte. Oder war das nur ein Luftzug gewesen?
    Aber Mara wollte darüber gar nicht weiter nachdenken, denn sie hatte ganz andere Fragen zu klären: »Was meintest du denn damit, dass wir keine Zeit haben? Für was denn?«
    »Nun, ich muss dir ein paar Dinge erklären, und du musst erst mal gar nichts machen, außer gut zuzuhören …«
    Mara wollte gerade nachfragen, was der Zweig mit
erst mal
meinte, als sich überraschend die Tür zu ihrem Zimmer öffnete.
    »Sprichst du mit irgendwem?«, fragte Maras Mutter und sah sich suchend im Zimmer um.
    Mara sprang auf und hätte dabei fast das Wasserglas umgeworfen.
    »Nein, nein, ich meine … na ja, fast … ich übe für … für das Schultheater!«, stotterte Mara, die nicht im Schultheater war.
    Das Gesicht von Maras Mutter erhellte sich schlagartig: »Du bist im Schultheater? Aber das ist ja großartig! Warum hast du mir das denn nicht erzählt?«
    »Ämpf«, machte Mara und fragte sich im selben Moment, was sie eigentlich hatte sagen wollen.
    Doch ihre Mutter lächelte sie an: »Ach, ist schon gut. Solange es das einzige Geheimnis ist, das du vor mir hast, mache ich mir keine Sorgen, haha!«
    »Ja. Haha. Ha«, sprach Mara und wusste, dass man sie so im Schultheater gleich wieder gefeuert hätte.
    Aber ihrer Mutter fiel das genauso wenig auf, wie ihr ja auch ansonsten nicht so viel auffiel. Also zog sie sich Mama-mäßig lächelnd zurück und die Tür hinter sich zu.
    »Ist ja leicht zu überzeugen, deine Mutter«, bemerkte der Zweig.
    »Meine Mama geht dich gar nix an!«, zischte Mara schärfer, als sie beabsichtigt hatte.
    Wie sie selbst über ihre Mutter dachte, war ganz allein ihre Sache. Andere hatten gefälligst nicht über Mama
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