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Manta 01 - Omnivor

Manta 01 - Omnivor

Titel: Manta 01 - Omnivor
Autoren: Piers Anthony
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zu bezeichnen. Der Wettbewerb, an dem er gerade teilgenommen hatte, war eine ziemlich handgreifliche Manifestation dieses Bedürfnisses gewesen. Es war wichtig für Veg, genau zu wissen, wo seine Grenzen verliefen, und das obwohl das Land ihm nur insoweit gehörte, als begrenzte Schnittrechte eingeräumt waren. Die erfolgreiche Verteidigung dieser Grenzen gab ihm eine fundamentale Befriedigung. Er hatte für sein Territorium gekämpft und gewonnen. Neurotisch? Kaum. Es war eine Rückkehr zur Normalität.
    »Sie haben verdammt recht, nein. Diese verrückten Psychiater haben niemals ihren kleinen Zeh in den Wald gesetzt. Sie haben niemals den Planeten verlassen. Und warum.«
    Abermals diese Pause. Veg tastete sich an den Kern heran und machte dann wieder einen Rückzieher.
    »Sie sind ein Vegetarier, und das ist möglicherweise einer der Gründe dafür, daß man mich hergeschickt hat«, sagte Subble, um ihm zu helfen. »Aber Sie sehen sich nicht in der Lage, mir etwas über den Zusammenhang zu erzählen.«
    »Ja.«
    Sie sägten eine Weile schweigend weiter. Ein kleiner Wurm kletterte auf Subbles Schuh. Er kämpfte, um sich auf den unsicheren Sägespänen zurechtzufinden, und erstarrte, als er sich beobachtet glaubte. Alle Kreaturen hatten ihre Probleme und ihre Ängste, dachte Subble. Ein Wurm schützte sich durch Bewegungslosigkeit, ein Mensch durch Schweigen.
    Veg versuchte es wiederum. »Sagen Sie mir, ob Sie jemals so etwas gehört haben. Vielleicht ergibt es für Sie einen Sinn. Als ich ein kleiner Junge war, hat mein Bruder. Nun, er war ein guter Junge. Jeder mochte ihn. Ich mochte ihn. Wir kämpften manchmal gegeneinander, aber es gab nie echten Ärger, will ich sagen. Ich hatte die Muskeln, und er hatte den Grips, so fühlten wir uns nicht eingeengt. Wir machten alles gemeinsam, aber ich wußte, daß er derjenige war, der es zu etwas bringen würde. Auf lange Sicht, verstehen Sie, wegen seines Verstands. Mir machte es nichts aus. Er war der Richtige dafür. Dann wurde er krank. Er war im Krankenhaus, aber er sah ganz okay aus. Ich besuchte ihn da, und er sagte, daß er sich gut fühlte, und sie erzählten ihm, daß er bald wieder in die Schule gehen könnte. Ich glaube, das war das einzige Mal, daß ich ein bißchen eifersüchtig auf ihn war. Er konnte den ganzen Tag herumliegen, während ich mich mit dem langweiligen Unterricht herumplagen mußte. Dann starb er. Ein Lehrer kam eines Tages zu mir und erzählte mir, daß er den Weg gegangen war, vom dem sie immer gewußt hatten, daß er ihn gehen würde. Fast vom ersten Tag an hatten sie es gewußt. Sie hatten es nur ihm und seinen Freunden und mir nicht gesagt. Krebs! Und alle diese Ärzte hatten gelogen und uns erzählt, daß es ihm immer besser ging, obwohl er im Sterben lag. Sie und ihr heuchlerischer Eid!
    Ich glaubte es zuerst gar nicht. Ich träumte, daß er noch immer da war und daß er nur ein Bein oder so was gebrochen hatte, und daß sie es alle für sehr schlimm hielten, aber am Schluß doch wieder alles in Ordnung käme, verstehen Sie? Ich glaube, ich brauchte ein paar Jahre, um zu begreifen, daß er wirklich gegangen war, tief in meinem Innersten. Und es traf mich schwer. Ich meine, hier war also mein Bruder, ein guter Junge, gegen den niemand etwas hatte, aber er starb.
    Und ich wurde mir klar darüber, daß, wenn es diesen Gott gegeben hätte - ich glaube nicht an Gott -, diesen Burschen, der nach unten blickt und sagt: >einer von diesen zwei Jungs muß gehen, es ist nicht genug Platz für beide da<, und er eine Wahl hätte treffen müssen, dann.
    Verstehen Sie, ich war derjenige, den er hätte nehmen müssen, weil ich der Welt ohnehin nicht viel zu geben hatte. Man muß das Schaf retten und den Bock entfernen oder so, und er war das Schaf. Aber dieser Gott nahm den Falschen. Und da war dieses Schicksal, dieses gute Leben, das für meinen Bruder bestimmt war - und der falsche Junge, um es auszufüllen. Ich lebte sein Leben, und es war alles falsch, alles falsch.
    Aber dann dachte ich, daß der Fehler nun einmal gemacht war, und es zu spät war, ihn zu korrigieren, und daß doch nicht alles verloren sein würde, wenn ich so viel davon rettete, wie ich nur konnte. Was ich zu tun hatte, war. Nun, ich mußte etwas in der Weise daraus machen, wie er es wohl gemacht hätte, verstehen Sie? Ich mußte beweisen, daß es vielleicht doch kein großer Fehler war, sondern nur ein kleiner, und daß sich letzten Endes doch nicht so viel geändert
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