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Mannerfreie Zone

Mannerfreie Zone

Titel: Mannerfreie Zone
Autoren: Papa Ariella
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jenen Nächten, wo sie auf den richtigen Einwanderer trifft, schickt sie mich in einem Dienstwagen nach Hause. Danke, Onkel Pres!
    Ich würde alles dafür geben, einen Job, wie Tabitha ihn hat zu bekommen, aber wenigstens habe auch ich etwas von ihren Vergünstigungen. Ich weiß nicht, wie ich sonst das Leben im Haus meiner Eltern in New Jersey überleben würde. Es gibt Wochen, in denen ich praktisch ab Donnerstag in Tabithas Miniapartment wohne. Meistens lassen wir uns donnerstags in der Mittagspause die Nägel maniküren, um für eine Nacht voller Verrücktheiten und toller Kerle vorbereitet zu sein. Den Freitag im Büro können wir kaum noch aushalten, später machen wir ein kurzes Nickerchen, ziehen dann wieder los, und alles verschwindet im Nebel – bis zu dem Moment, an dem Tabitha am Sonntagnachmittag ihren starken Kaffee schlürft und mir den Modeteil der
New York Times
vorliest. Im besten Fall gehen wir zum Brunch und beginnen mit dem Getränk, mit dem wir die Nacht zuvor aufgehört haben. Danach schwanke ich zurück nach New Jersey, schaue mir mit meinen Eltern
60 Minutes
an und frage mich, warum immer so schnell Sonntagabend ist und wie ich die nächsten vier Tage überstehen soll.
    Montag ist der beste Tag für Entschuldigungen. Ich könnte wirklich alles falsch machen und es achselzuckend mit „Montagmorgen“ erklären. An einem Montag nimmt einem das keiner übel.
    An diesem Montag bin ich von etwas anderem abgelenkt – von der Serviette, auf der Zekes Name und verschiedene Telefonnummern stehen. Zeke hat er mit großen klobigen Buchstaben geschrieben, eine normale männliche Handschrift, etwas unsicher vom Alkohol, und dann die Ziffern. Das Interessanteste daran ist, dass er einen Strich durch die Sieben macht. Meine italienische Großmutter hat die Sieben genauso geschrieben. Wie europäisch! Ich habe zwar das Bedürfnis, ihn heute Abend endlich anzurufen, aber das würde doch sehr verzweifelt wirken. Aber könnte er sich auf der anderen Seite nicht auch darüber ärgern, dass ich dieses „Ich ruf dich nicht an“-Spielchen mit ihm spiele? Ich bin sicher, dass er über solchen Dingen steht, aber ach – ich leider nicht.
    Am Dienstag habe ich dann ein echtes Problem. Welche Nummer soll ich wann anrufen? Wenn ich ihn bei der Arbeit anrufe, ist er vielleicht kurz angebunden, weil er gerade einen erstaunlichen neuen Künstler berühmt machen muss, und das fände ich ziemlich unangenehm. Im schlimmsten Fall hätte ich dann nicht mal die Möglichkeit, ihm meine Nummer zu geben. Dann müsste ich abwägen, ob ich ihn noch mal anrufe oder nicht, ob er wirklich beschäftigt war oder mich womöglich körperlich abstoßend findet.
    Bei ihm zu Hause werde ich nur den Anrufbeantworter erreichen und er würde sich fragen, warum ich ihn an einem Arbeitstag zu Hause anrufe.
    Wenn ich ihm eine Nachricht auf seinem
Beeper
hinterlasse, wird er die unbekannte Nummer nicht erkennen und nicht zurückrufen, was mich wiederum zwingt, ihn erneut anzubeepen oder eine seiner anderen Nummer anzurufen. Doch das würde schon wieder so verzweifelt wirken und alles ruinieren. Es kann aber auch sein, dass er grundsätzlich alle Nummern, die auf seinem
Beeper
erscheinen, anruft, weil es sich vielleicht um einen geschäftlichen
Beeper
handelt, so dass ich ihn geradezu zwinge, mich anzurufen, und das will ich nicht.
    Aber ich will
unbedingt
mit ihm sprechen, also beschließe ich eine Nummer anzurufen, von der ich glaube, dass ich eine
Mailbox
erreiche. Ich könnte ihn zum Beispiel in der Mittagszeit im Büro anrufen – aber was, wenn er viel zu beschäftigt ist, um Mittagessen zu gehen, und das Telefon abnimmt? Natürlich könnte ich, sobald jemand drangeht, einfach auflegen, doch was soll ich tun, wenn er meine Nummer im Display sieht und mich zurückruft und ich abnehme muss? Dann wird er denken, ich benehme mich wie ein Teenie. Ich überlege, ob ich Tabitha anrufen soll, aber dann würde ich vom Teenie zum Kleinkind werden.
    Okay, ich rufe ihn zu Hause an. Jetzt ist nur noch die Frage, was ich sagen soll. Ich senke meine Stimme um eine Oktave. (Gott, ich wünschte, ich würde rauchen und genug Wodka trinken, um eine so aufreizende Stimme wie Kim Carnes zu bekommen. Wie soll man denn pure Sinnlichkeit ausstrahlen, wenn man klingt wie eine normaler zwanzigjähriger Single?)
    Mögliche Nachrichten: „Hey, Zeke, hier ist Eve. Ich habe Lust auf Sushi und frage mich, ob dein Angebot noch gilt.“ Aber was, wenn er sich an diese
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