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Mann kocht

Mann kocht

Titel: Mann kocht
Autoren: Ludger Fischer
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Kochen, das Männer betreiben, ist ein Phänomen, das fast ausschließlich in Bevölkerungsgruppen mit höherem Einkommen auftritt. Hier ein paar Fakten dazu, die Sie wenig interessieren dürften. Aber um dem Ganzen einen unwiderlegbaren Anstrich zu geben, habe ich mich dazu bereitgefunden, sie aufzuführen.
    Putz- und Wichskasten, gewöhnlich, eichenfarbig lackirt, mit Aufschrift »Putzkasten« oder »Wichskasten«. Genau wie Kochen ist auch Putzen keine Tätigkeit, der sich Männer heutzutage ganz entziehen können. Ein klarer Erfolg der Frauenaufholbewegung.
    Sie ahnen ja nicht, wie nervtötend Leser sein können, die einem schreiben: »Da habe ich ganz andere Erfahrungen gemacht, und die sind doch wohl nicht weniger wertvoll als das, was Sie beschreiben, oder?« Meine Standardantwort ist: »Sie haben recht.« Ganz beiläufig lasse ich dann die Statistik sprechen, in die die entsprechenden Kritiker überhaupt kein Vertrauen setzen. Ich dafür umso mehr.

Keine Kinkerlitzchen – Mehr Essen, weniger Deko
    Eine Unmenge an Büchern und einige spezielle Zeitschriften befriedigen den Drang ihrer ausschließlich weiblichen Leserinnen, ihr Heim anheimelnd zu gestalten. Der Esstisch bietet dazu einige Quadratmeter, die ungestaltet zu lassen vielen Frauen schwerfällt. Es gibt Tischdekoration – zu jeder Jahreszeit wechselnd – unter Verwendung von Obst, Gemüse, Gebäck, Grün- und Braunzeug. Es werden Zweige, Zapfen, Zierrat verwendet. Es gibt Länderdekorationen aus Nord, Süd, Ost und West. Es gibt Dinge, die einen Mann zittern lassen: Serviettenfalttechniken, Menü- und Einladungskarten, Kerzenarrangements. Für Männer ganz schlimm und nur mit sehr viel Liebe zu ertragen: romantische Dekorationen, liebevoll, verspielt, gut gemeint, atemberaubend. Es gibt Gegenstände, die Frauen auf Tische räumen, bei denen sich Männer fragen, ob sie im falschen Raum sind: Wäscheklammern, Wollknäuel, Wärmflaschen aus Kupfer. Papierstreifen mit Sprüchen zum Tage, Glaswiederfindehilfen an der Zahl, kaum noch dichte Krüge mit (deswegen) Trockenblumen. Platzkärtchenideen zu Tausenden. Teelichter, in gefährlichen Gruppen arrangiert, in Gläschen übereinandergetürmt, in beklebte Gläser versenkt, auf wackelige Ständer gestellt. Serviettenringe werden beschriftet, bemalt, beklebt, bedruckt, bis jeder Gast sich endlich seinen eigenen Namen merken kann. Es kommen Brötchen in Gläser und Getränke in Papiertüten. Es werden gehäkelte Blümchen auf dem ganzen Tisch verteilt, echte Blüten in Muffinförmchen gesetzt. Es werden Schleifchen appliziert. Es werden Knöpfe aufgenäht, wo auf aufgenähte Knöpfe gut zu verzichten wäre. Es wird »ganz in Weiß«, »ganz in Blau«, »ganz in Grün« dekoriert. Es wird für Kinder, für Alte, für’s Frauenkränzchen dekoriert.
    Wofür nie und nimmer dekoriert wird: für die Männerrunde.
    Kaffeebretter, rundeckig mit umgelegtem Rand, fein schwarzlackirt, in Goldsternen, Arabesken, Broncedruck, Schattenbildern, Landschaften und
farbigen Verzierungen sortirt. Viele Frauen scheinen nicht einmal zu ahnen, WIE egal es Männern ist, wie viel Dekoration sich auf dem Tisch befindet. Sie erhoffen Anerkennung für allerlei Arrangements und ernten allenfalls ein »nett«. Für rundeckige Kaffeebretter mit umgelegtem Rand nicht einmal das.
    Ich habe mir das alles nicht ausgedacht, sondern in den Zeitschriften Living at Home und Brigitte recherchiert. Darin stehen Tipps zu den wundervollsten Tischdekorationen. Ich habe mir die Autoren von 100 Büchern angesehen, die derzeit zum Thema Tischdekoration angeboten werden. Darunter sind 80 Bücher, die von einer oder mehreren Frauen verfasst wurden, 15, bei denen Frauen und Männer zusammenarbeiteten, und ganze fünf wurden nur von einem Mann verfasst.
    Kein Wunder. Denn was macht stattdessen der Mann? Selbst wenn er nicht allein isst, stellt er normalerweise den Topf auf den Tisch und kommentiert: »Stört euch doch nicht, oder?« Die weiblichen (nicht die männlichen) Gäste murmeln ein »Nö, nö« und denken sich: »Banause.«

Boystoys – Männer geben für Küchengeräte eine Mörderkohle aus
    Es sind augenscheinlich vorwiegend Frauen, die in der Küche allerlei hilfreiches Gerät benutzen, vom Zwiebelschneider über den Kaffeekapselständer bis zur Spülbürste mit Spülmittelfüllungsgriff: Ein unbedachter Druck auf den Griff und schon kommt vorn ein weiterer unnötiger Spritzer Spülmittel zwischen die Borsten. Schönen Gruß an die Fische!
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