Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Manchmal muss es eben Mord sein

Manchmal muss es eben Mord sein

Titel: Manchmal muss es eben Mord sein
Autoren: F Mey
Vom Netzwerk:
Radieschen, das sie übersehen hatte. Sie hob die Überreste auf und betrachtete sie nachdenklich. Dann ging sie zum Grab und drückte das zerquetschte Radieschen in die Erde. Die anderen Ausreißer putzte sie mit einem Taschentuch ab.
    »Du weißt ja, wie das ist. Ich glaube, ich werde ein Auge auf sie haben müssen. Meinst du nicht auch, Ludwig?«
    Erwartungsvoll blickte sie zum Grablicht. Es flackerte. Ludwig war also auch ihrer Meinung.
    Am Montagmorgen streikte der Kopierer auch beim dritten Versuch. Elfie verließ den Kopierraum, um Jenny um Rat zu fragen.
    »Da müssen Sie unseren Helden anrufen  – Durchwahl sechs-sechs«, sagte Jenny. Auf Elfies ratloses Gesicht hin erklärte sie: »Das ist unser Hausmeister. Der heißt Heldt mit Nachnamen, allerdings mit dt. Aber Sie brauchen ihn gar nicht mehr anzurufen. Da kommt er schon.«
    Elfie sah auf dem Flur etwas Rosafarbenes vorbeihuschen und machte sich schnell auf den Weg zum Kopierraum.
    »Das darf doch wohl nicht wahr sein! Wer hat denn schon wieder den Kopierer geschrottet?«, scholl es ihr bereits auf dem Flur entgegen. »Wie oft habe ich gesagt, dass die Papierkassette nicht bis zum Anschlag gefüllt sein darf ? Aber die feinen Herrschaften wissen ja immer alles besser. Und ich kann den Schlamassel wieder ausbaden.«
    Der Mann im Kopierraum schnaufte so heftig, dass Elfie fürchtete, sein enganliegendes rosa T-Shirt würde jeden Moment aus den Nähten platzen. Darunter zeichnete sich ein schmächtiger Körper ab. Elfie konnte seine Rippen zählen.
    »Wahrscheinlich ist das meine Schuld«, sagte sie schnell, bevor er wieder zu schimpfen anfing.
    Der Hausmeister sah zu ihr auf. Er war höchstens 1,60 Meter groß. Sein Gesicht war genauso schmal wie der Rest und momentan ziemlich rot angelaufen.
    »Wen haben wir denn da? Sind Sie neu?«
    »Ich arbeite nur vorübergehend hier und bringe Ordnung in die Akten der Firma. Mein Name ist Elfie Ruhland.«
    »Ich bin Will Heldt, der Hausmeister, oder besser gesagt das Mädchen für alles in diesem Laden. Sie glauben gar nicht, was die mir hier alles aufhalsen. Ständig ist irgendwas kaputt. Und dann soll alles am besten schon vorgestern repariert sein. Manchmal weiß ich gar nicht, was ich zuerst machen soll.«
    »Da kann die Firma aber froh sein, jemanden wie Sie gefunden zu haben. Sie haben übrigens einen sehr interessanten Vornamen – Will. Den hört man selten.«
    Der Hausmeister strahlte, warf sich in die Brust und schien gleich um zehn Zentimeter gewachsen zu sein.
    »Na ja, eigentlich heiße ich Wilfried. Aber das klingt so altmodisch und passt gar nicht zu mir. Deswegen nenne ich mich Will – Sie wissen schon, wie Will Smith, der Schauspieler. Haben Sie seinen neuesten Film schon gesehen? Der Typ ist einfach stark. Und dann erst Kevin Costner. Ich hab mir extra die Haare so schneiden lassen wie er.«
    Will Heldt fuhr sich mit der rechten Hand über seinen Kopf mit den kurzen braunen Stoppeln. Elfie fühlte sich eher an einen Igel als an den Hollywoodstar erinnert.
    Ein Mann in elegantem Anzug und mit grauen Schläfen sah zur Tür herein.
    »Geht der Kopierer endlich wieder?«, fragte er ungehalten.
    »Bin ja schon dabei«, entgegnete Heldt und machte sich sofort an dem Gerät zu schaffen.
    Sobald der Mann verschwunden war, wandte er sich wieder Elfie zu.
    »Das war der Leiter von Feuer, Wasser, Sturm, Stefan Windisch«,erklärte er. »Sieht er nicht aus wie George Clooney?« In seiner Stimme schwang unverkennbar Bewunderung mit. »Na, jetzt wollen wir doch mal sehen, ob wir die Kiste nicht wieder hinkriegen.« Erneut beugte er sich über das Innenleben des Kopierers, bis er nach einer Weile die Abdeckung schloss. »So, das hätten wir. War ein ordentlicher Papierstau.« Er senkte die Stimme: »Aber sagen Sie bloß der Zicketantz nicht, dass es so schnell gegangen ist. Die weiß meine Arbeit überhaupt nicht zu würdigen und scheucht mich den ganzen Tag rum.«
    Zicketantz?! Wie passend, dachte Elfie.
    »Bei mir heißt die Schicketantz nur Zicketantz – so wie die sich immer aufführt«, fuhr der Hausmeister auch schon fort. »Die ist ein richtiges Biest und macht hier jedem das Leben schwer. Vor allem die kleine rothaarige Miss Flower Power, die jetzt ihre Assistentin ist, stampft sie regelmäßig unangespitzt in den Boden. Wie das arme Ding das nur aushält?«
    »Wie lang geht das denn schon so, Herr Heldt?«
    »Ach, Will reicht. Miss Flower Power ist jetzt, glaube ich, an die sechs Monate bei uns.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher