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Manchmal muss es eben Mord sein

Manchmal muss es eben Mord sein

Titel: Manchmal muss es eben Mord sein
Autoren: F Mey
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Stiefmütterchen immer wieder für frische Farben sorgen.«
    »Sie kennen sich aber gut aus. Da brauche ich ja gar keinen Gärtner mehr«, entgegnete Alex.
    »Nun ja, im Laufe der Jahre habe ich schon viele Gräber gesehen. Wenn Sie möchten, stehe ich Ihnen bei der Umgestaltung gern zur Seite.«
    Alex zögerte. Sie war es gewohnt, alles allein zu regeln. Doch der mütterlichen Freundlichkeit von Elfie Ruhland konnte sie nicht widerstehen.
    »Das wäre nett. Was treibt Sie so regelmäßig her, kümmern Sie sich auch um ein Grab?«
    »Ja, da hinten, auf der anderen Seite.« Die Handbewegung fiel sehr vage aus. »Aber nun muss ich los. Der Friedhof schließt gleich. Wir sehen uns sicher bald wieder. Dann plaudern wir weiter.«
    »Das würde mich freuen. Auf Wiedersehen, Frau Ruhland.«

5 Während Elfies Hände ganz automatisch Stöße von Papier lochten und hefteten, dachte sie an ihre Begegnung mit der jungen Frau auf dem Friedhof. Endlich hatte sie den Kontakt hergestellt. Sie war ihr auf den ersten Blick sympathisch erschienen und brauchte offenbar Unterstützung  – nicht nur bei der Grabbepflanzung. Die Eltern waren früh gestorben, beide an einem Tag, sicher ein Unfall. Wie schrecklich für ein Kind. Kein Wunder, dass sich die junge Frau einen Schutzpanzer zugelegt hatte und sich ziemlich herb gab. Doch die burschikose Kleidung und Frisur konnten nicht über ihren weichen und einfühlsamen Kern hinwegtäuschen, den Elfie zu erkennen glaubte. Sie hatte sich sogar mit einem Männernamen vorgestellt  – Alex. Dabei hieß sie sicher Alexandra. Was für ein hübscher Name.
    »Die Sonne scheint heute so schön«, riss sie Jennys Stimme aus ihren Gedanken. »Wollen wir die Mittagspause auf der Dachterrasse verbringen?«
    »Gern, ich kann ein bisschen frische Luft gebrauchen.« Als Elfie aufstand, rutschte ihr der kleine Locher, den sie immer bei sich trug, aus der Rocktasche.
    Jenny versuchte, ihn aufzufangen, griff jedoch ins Leere.
    »Huch, was haben Sie denn da?«
    Elfie hielt ihr den Locher entgegen, der an einer Kettebefestigt war. »Den habe ich immer bei mir, falls es etwas zu lochen gibt.«
    Jenny schüttete sich aus vor Lachen. »Nicht böse sein, ich lache nicht über Sie. Aber so was hab ich noch nie gesehen. Das ist wohl ein Locher to go ?«
    Jenny holte ihren Salat aus dem Kühlschrank in der Teeküche, Elfie griff nach Butterbrotdose und Thermoskanne und folgte Jenny die Treppe in den dritten Stock hinauf, wo die Büros der Führungsetage und die Dachterrasse lagen.
    »Vorsicht, Frau Ruhland, in der obersten Stufe fehlt ein Stück. Da kann man leicht hängen bleiben.«
    Vor allem mit hohen Absätzen, dachte Elfie und musterte die fehlerhafte Stelle. Nicht ganz ungefährlich, dieses Loch in der Stufe.
    Oben angekommen, betraten sie einen etwas sterilen Aufenthaltsraum, von dem aus eine breite Glastür auf eine Terrasse führte. Drei Tische und ein paar Stühle aus weiß lackiertem Schmiedeeisen wirkten ausgesprochen einladend. Auf einem der Stühle lag eine große Handtasche mit goldgeflochtenen Henkeln.
    »O nein«, entfuhr es Jenny, noch bevor Elfie die Besitzerin der Tasche entdeckte, die ganz am Rand der Terrasse stand und über die Brüstung nach unten spähte. Als die beiden ins Freie traten, zuckte die Frau zusammen und drehte sich um. Eine elegante Erscheinung: honigfarbener Hosenanzug, dazu passende Sommerstiefeletten, blondgesträhnte Hochsteckfrisur.
    »Ach, hallo. Sie wollen wohl auch frische Luft schnappen?«, sagte die Frau.
    Mit fahrigen Bewegungen ließ sie ihre Hände in den Jackentaschen verschwinden, förderte ein Päckchen und ein goldenes Feuerzeug zutage. Hastig steckte sie sich ein Zigarilloan und inhalierte tief. Dann griff sie nach ihrer Tasche und ging Richtung Tür.
    »Ich will Sie nicht stören. Ich habe nur nach meinem Auto gesehen. Es steht im Parkverbot«, sagte sie im Vorbeigehen.
    Bevor sie im Gebäude verschwand, drückte sie das gerade erst angezündete Zigarillo wieder aus.
    Jenny holte tief Luft und begann zu husten. Nicht nur ihre Sommersprossen leuchteten, sie hatte außerdem rote Flecke an Hals und Ausschnitt. Elfie sah sie fragend an.
    »Das war die Frau von Stefan Windisch, dem Abteilungsleiter von Feuer, Wasser, Sturm «, flüsterte Jenny. »Außerdem ist sie die Schwester vom Chef, also von Direktor Wolter. Im ersten Stock ist ihr Büro. Da hat sie ihre Immobilienagentur. Sie verkauft und vermietet aber nur solche Luxusschuppen, die sich kein normaler Mensch
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