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Manchmal muss es eben Mord sein

Manchmal muss es eben Mord sein

Titel: Manchmal muss es eben Mord sein
Autoren: F Mey
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machen.« Gutbein blätterte in seinen Unterlagen. »Du weißt, dass du gleich noch am Schießstand dran bist? Dein Chef übrigens zur gleichen Zeit mit dir. Hoffentlich vergisst der Herr Hauptkommissar seinen Termin nicht, sonst kann ich wieder hinter ihm hertelefonieren.«
    Es lohnte nicht, zurück ins Büro zu gehen, also holte sich Alex einen Kaffee aus dem Automaten, setzte sich auf eine der Bänke vor den Schießkabinen und beobachtete die Kollegen.
    Alex mochte es, mit Waffen umzugehen, hatte es schon als Kind gelernt, natürlich unter der strengen Aufsicht von Großvater und Onkel, die begeisterte Jäger waren.
    Noch ein letzter Schluck Kaffee, dann warf Alex den Pappbecher in den Papierkorb und betrat den Schießstand.Die gewohnte Routine begann: Kopfhörer aufsetzen, zur Waffe greifen, die korrekte Haltung einnehmen, sich auf das Ziel konzentrieren und feuern. Nach dem Probetraining überprüfte Alex mit Gutbein die Ergebnisse. Da klappte eine Tür, und aus einer der anderen Schießkabinen erschien Brause mit einem triumphierenden Lächeln im Gesicht.
    »Na, wie war ich?«, fragte er und biss in seine Leberkässemmel.
    »Sehr gut, wie immer. Aber du solltest mal die Ergebnisse von Alex sehen. Sie schießt erstklassig. Da kannst nicht mal du mithalten. Hier, schau mal.« Gutbein präsentierte stolz Alex’ Schießergebnisse, so als ob er selbst dafür verantwortlich wäre.
    Brauses Gesicht verfinsterte sich. »Bei Adels wird einem das Schießen wohl in die Wiege gelegt. Glaub bloß nicht, dass ich jetzt Schützenkönigin zu dir sage.« Er starrte Alex böse an und polterte hinaus.
    Gutbein kicherte. »Das hat ihm aber gar nicht geschmeckt, dass ihm jemand den Rang abgelaufen hat – und dann auch noch eine Frau. Gut gemacht.« Er hieb Alex derb auf die Schulter. Dann sah er sich um, ob sie auch wirklich allein waren, und senkte die Stimme. »Ab und zu machen die Kollegen hier ein kleines Wettschießen. Es ist zwar nicht erlaubt, aber was keiner weiß, macht keinen heiß. Brause zieht sie immer alle ab. Aber nun sieht es so aus, als ob er seinen Meister gefunden hätte.«

4 Es war ein herrlicher Samstagmorgen. Wie immer nahm Elfie den Bus um 9.53 Uhr.
    »Na, geht’s wieder zum Waldfriedhof ?«, fragte der Busfahrer, als sie einstieg.
    Elfie nickte und deutete auf ihren Picknickkorb.
    »Heute ist es auch das erste Mal warm genug, um dort zu frühstücken.«
    Sie setzte sich auf einen Einzelplatz am Fenster und holte ihren Ewigen Quell aus ihrer Handtasche. Sie schlug eine beliebige Seite auf und begann zu lesen.
    Frühling läßt sein blaues Band
    Wieder flattern durch die Lüfte;
    Süße, wohlbekannte Düfte
    Streifen ahnungsvoll das Land .
    Mörike war heute genau das Richtige.
    Erst als der Fahrer an der Endhaltestelle den Motor abstellte, tauchte sie wieder aus ihrer Lektüre auf. Sie steuerte den Blumenladen an und kaufte ein Bund roter Tulpen.
    Auf dem Friedhof war noch nicht viel los. An ihrer Bank angekommen, legte Elfie sich das Sitzkissen zurecht. Dann entfernte sie die Folie von den Tulpen und drehte sich mit dem Strauß zum Grab.
    »Hallo mein Lieber, schau, was ich dir mitgebracht habe. Ist das nicht ein wundervolles Rot?«
    Zärtlich strich sie über den Namenszug auf dem Grabstein und zündete ein neues Grablicht an. Dann machte sie es sich auf der Bank gemütlich und packte den Korb aus.
    Dank der neuen Thermoskanne war der Kaffee noch wunderbar heiß. Sie nahm sich ein hartgekochtes Ei und schälte es ab.
    »Du kannst dir nicht vorstellen, Ludwig, was für eine Unordnung in diesem Büro herrscht. In dieser Abteilung weiß die linke Hand nicht, was die rechte tut. Da habe ich sicher wochenlang zu tun.«
    Gedankenverloren streute sie ein wenig Salz auf das Ei.
    »Die Jenny ist ein so nettes Mädchen, so frisch und natürlich. Ich glaube, sie hat genauso viele Sommersprossen wie du.«
    An der frischen Luft schmeckte das Frühstück gleich doppelt so gut. Herzhaft biss sie in ihr Butterbrot. Das zweite Ei klopfte sie energisch gegen die Bank, bevor sie es pellte.
    »Aber diese Frau Schicketantz, bei der habe ich kein gutes Gefühl. Alle haben Angst vor ihr, und sie ist furchtbar ungerecht. Dass es solche Menschen geben muss!«
    Elfie nahm die Plastikdose mit den Radieschen und öffnete sie so schwungvoll, dass ein paar herausfielen. Sie stand auf und sammelte sie wieder ein. Zwei waren bis ans Grab gekullert. Gerade als sie sich wieder setzen wollte, trat sie auf etwas Hartes – ein letztes
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