Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Manchmal muss es eben Mord sein

Manchmal muss es eben Mord sein

Titel: Manchmal muss es eben Mord sein
Autoren: F Mey
Vom Netzwerk:
leisten kann. Na, zum Glück ist sie jetzt weg, und wir können die Terrasse genießen«, fügte sie in normaler Lautstärke hinzu.
    »Sie scheint um einiges älter zu sein als ihr Mann.«
    »Ja, ich glaube, so um die zehn Jahre.«
    Jenny ließ sich auf einen Stuhl fallen, um gleich wieder aufzuspringen und ein paar Sitzkissen zu holen. Dann schob sie Elfie einen Stuhl zurecht.
    »Wirklich hübsch hier«, meinte Elfie.
    Sie wollte sich gerade setzen, als ihr Blick auf die Blumenkästen fiel, die an der Außenseite des Geländers angebracht waren.
    »Die armen Osterglocken!«, rief sie. »Die sind ja schon fast vertrocknet.«
    In einer Nische neben dem Kamin entdeckte sie eine Gießkanne mit etwas Wasser. Vorsichtig goss sie die Erde zwischen den Osterglocken und zupfte dann einige welkeStängel heraus. Das Schlechte musste doch immer raus, damit das Gute wachsen und gedeihen konnte! Obwohl sie dafür kaum Kraft aufwenden musste, begann der Blumenkasten zu wackeln.
    Über die Blumen hinweg sah sie auf die Straße hinunter. Das war aber ganz schön hoch. Dann beugte sie sich noch einmal vor. Auf dem Gehsteig, genau unter den Blumenkästen, ging jemand hin und her und rauchte. Das war doch dieser Stefan Windisch. Hatte seine Frau vielleicht gar nicht nach ihrem Auto, sondern nach ihrem Mann Ausschau gehalten? Jedenfalls rauchte er zum Glück nicht hier oben, sondern unten auf dem Gehweg.
    Elfie ließ den Wagen ausrollen und parkte ihn in dem kleinen Hof neben Paul-Friedrich Spechts Antiquariat. Hier war er gut geschützt, niemand würde ihn zerkratzen oder einen Spiegel abbrechen. Sorgfältig verriegelte sie die Beifahrertür von innen, stieg dann aus und vergewisserte sich, dass auch die Fahrertür abgeschlossen war. Liebevoll strich sie mit der Hand über den alten VW Käfer.
    Zusammen mit Ludwig hatte sie damals die Farbe ausgesucht. Stratosphärensilber. So etwas gab es heute gar nicht mehr. Und nach seinem Tod hatte sie das Auto übernommen, es immer gut gepflegt, keine Inspektion ausgelassen, obwohl der Wagen erst knapp dreißigtausend Kilometer auf dem Buckel hatte.
    Sie war stolz auf den blausilbernen Glanz und die Tatsache, dass nirgends auch nur die kleinste Roststelle zu sehen war. Allerdings fuhr sie auch selten mit dem Wagen. Eigentlich war sie eine richtige Sonntagsfahrerin. Dann genoss sie es, bei schönem Wetter auf freien Straßen spazieren zu fahren.
    Ansonsten nutzte sie lieber die öffentlichen Verkehrsmittel. Da konnte sie in ihrem Gedichtbüchlein lesen oder ihren Gedanken nachhängen, ohne sich auf den Verkehr konzentrieren zu müssen.
    Inzwischen war sie am Eingang des Antiquariats angelangt. Die Ladentür war noch nicht abgeschlossen. Elfie schob den schweren russischgrünen Samtvorhang, der als Windschutz diente, zur Seite. Ein melodisches Glöckchenspiel erklang.
    »Hallo Paul-Friedrich!«, rief sie und sah zunächst nur seine Schuhe, wie immer auf Hochglanz poliert, dann die dunkle Hose mit den scharfen Bügelfalten, schließlich ihn zur Gänze, wie er sich, auf der höchsten Sprosse einer Leiter stehend, in die Höhe reckte, um ein Buch ins oberste Regal zu stellen.
    »Hallo Elfie«, kam es etwas gepresst zurück, dann geriet Paul-Friedrich hoch oben ins Schwanken. Mit knapper Not gelang es ihm, das Gleichgewicht zu halten. Elfie eilte ihm zu Hilfe, hielt die Leiter fest.
    »Was machen Sie denn da? Sie können sich bei einem Sturz sonst was brechen! Sie wissen doch, die meisten Unfälle passieren bei solchen Gelegenheiten.«
    »Wem sagen Sie das, Elfie? Gerade heute habe ich in der Zeitung die neueste Unfallstatistik gelesen. Die meisten Unfälle geschehen allerdings im Haushalt, nicht am Arbeitsplatz.«
    »Na ja«, Elfie wiegte den Kopf, »das mag schon sein. Andererseits ist das Berufsleben auch nicht ungefährlich.«
    »Da mögen Sie recht haben. Aber, kommen Sie, Elfie. Gehen wir nach oben. Im Samowar ist frischer Tee. Der tut uns beiden sicher gut.«
    Paul-Friedrich stellte die Leiter in die Ecke, schloss dieLadentür und stieg hinter Elfie die steile Wendeltreppe hinauf.
    »Gab es nicht auch in der Firma, wo Sie zuletzt für Ordnung gesorgt haben, einen tödlichen Unfall? Elfie, passen Sie bloß auf !«, mahnte Paul-Friedrich.
    Elfie nickte nur.
    Oben angekommen, fiel ihr Blick auf einen kleinen Tisch unter dem Fenster. »Was ist denn das?«
    Paul-Friedrichs Augen strahlten vor Begeisterung. »Das ist ein richtiger Roulettetisch. Nur ein bisschen kleiner als im Spielcasino. Ich habe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher