Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Manche moegen's reicher

Manche moegen's reicher

Titel: Manche moegen's reicher
Autoren: Kim Schneyder
Vom Netzwerk:
Glatze.«
    Oh Mann. Ich und mein loses Mundwerk. Immer, wenn ich über unsere Produkte rede, geht es mit mir durch, das war schon damals mit Philip so. Ich könnte mich ohrfeigen.
    »Nicht doch, Frank, ich habe das nur als Beispiel gemeint«, beeile ich mich zu sagen und lege dann voller Überzeugung nach: »Du siehst großartig aus!« Vicky ist gerade mit unseren Cappuccinos zurückgekehrt. »Nicht wahr, Vicky, Frank sieht großartig aus?«, suche ich mir sicherheitshalber eine Bestätigung.
    Vicky sieht zuerst mich und dann Frank verwundert an und sagt dann: »Ja sicher, wenn du meinst. Hier bitte, zweimal Cappuccino.« Sie knallt die Tassen um einiges weniger behutsam auf den Tisch als vorhin den teuren Kopi Luwak.
    »Siehst du, Frank.« Er scheint aber noch nicht ganz überzeugt zu sein, also lege ich nach: »Für einen Mann deines Alters wirkst du sogar noch ziemlich jugendlich. Wie alt bist du überhaupt? Siebenundvierzig? Achtundvierzig?«, rate ich.
    »Zweiundvierzig«, antwortet er.
    »Wie bitte, zweiundvierzig?«
    Okay, ganz ehrlich, unter uns, dann könnten bei ihm ein oder zwei Lasersitzungen vielleicht wirklich nicht schaden.
    »Sag ich doch, irgendwas um die vierzig«, nicke ich ihm aufmunternd zu.
    »Lass gut sein, Molly«, unterbricht er mich. »Das ist nicht weiter schlimm. Bei meiner Familie dürfte sich ein Chinesischer Faltenhund in den Stammbaum verirrt haben, wir Lessings sehen alle so aus, daran bin ich längst gewöhnt.«
    »Ehrlich?«, stoße ich verblüfft hervor.
    »Ja, es ist mir völlig egal.« Er lächelt. »Ich bin Wirtschaftsfachmann und kein verdammtes Model.«
    »Ja, dann … ist es ja gut. Und nur zur Klarstellung, Frank, das war gerade rein geschäftlich gesprochen, mich persönlich stören ein paar Falten bei einem Mann nicht, ganz im Gegenteil, ich finde, das verleiht einem erst das richtige Profil, weil es …« Ich suche nach dem richtigen Ausdruck. »… von Lebenserfahrung und Weisheit zeugt. Das finden übrigens die meisten Frauen. Nicht wahr, Vicky?« Inzwischen wird sie ja wohl kapiert haben, worum es hier geht.
    »Was denn?«, fragt sie stattdessen jedoch, weil sie mir anscheinend gar nicht zugehört hat.
    »Dass ein paar Fältchen einen Mann erst richtig interessant machen«, helfe ich ihr auf die Sprünge.
    Sie braucht ein paar Sekunden für ihre Antwort. Dann verzieht sie abfällig das Gesicht und sagt: »Machst du Witze, Molly? Ich bin erst neunzehn, für mich beginnt ab dreißig schon die geriatrische Abteilung. Okay, kann ich sonst noch was für euch tun?«, erkundigt sie sich dann fröhlich.
    »Nein, danke, Vicky, du hast uns schon genug geholfen«, sage ich lahm, und sie rauscht schwungvoll davon.
    »Eines muss man ihr lassen: Sie ist wenigstens ehrlich«, meint Frank grinsend.
    Ich mustere ihn überrascht.
    »Jetzt mach nicht so ein Gesicht, Molly. Ich bin keine dreißig mehr, und nachdem ich ohnehin nicht auf junges Gemüse stehe … Kommen wir lieber zurück zu unserem Thema. Molly, es ist so: Ich persönlich mache mir überhaupt keine Sorgen, was die Zukunft von Winners only betrifft.«
    »Echt nicht?«, frage ich verblüfft.
    »Nein, kein bisschen. Ich weiß zwar nicht, wie du deine Geschäfte im Allgemeinen planst – oder ob du sie überhaupt planst –, aber wenn ich im letzten Jahr eines gelernt habe, dann dass du diesbezüglich so eine Art Naturtalent zu sein scheinst. Worum es mir im Augenblick also geht, sind einfach ein paar gute Argumente, um unsere Investoren bei Laune zu halten.«
    Ich bin mir nicht ganz sicher, was er damit meint – was aber auch daran liegen könnte, dass ich ein bisschen benommen bin von seinen Komplimenten.
    Dr. Frank Lessing, Mr. Wirtschaftsguru höchstpersönlich, hält mich für ein Naturtalent! Das muss ich unbedingt Lissy und Tessa erzählen, und meinen Eltern und Philip, ach ja, und vor allem Fräulein Berhammer, meiner ehemaligen Wirtschaftskundelehrerin, die mich immer Miss Pleitegeier genannt hat, bloß weil ich einmal bei der theoretischen Renditeberechnung einer Hühnerfarm zwei Millionen Miese gemacht habe. Jetzt mal ehrlich, wer interessiert sich schon für eine Hühnerfarm?
    Wie durch einen Nebel höre ich Franks weiteren Vortrag: »Ich weiß aus Erfahrung, wie wichtig das bei solchen Sitzungen ist. Wie du sicher mitgekriegt hast, ist unser Aktienkurs im letzten Halbjahr stark gesunken, was aber angesichts der allgemeinen Börsenflaute nicht weiter verwunderlich ist, im Gegenteil, umso besser können wir jetzt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher