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Manche moegen's reicher

Manche moegen's reicher

Titel: Manche moegen's reicher
Autoren: Kim Schneyder
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die dieses Aroma erzeugen.«
    »Und wie, wenn ich fragen darf?«, meint Frank mit einem geduldigen Lächeln. »Sind sie als Erntehelfer tätig, oder wie?«
    »Nein, natürlich nicht.« Vicky schüttelt energisch den Kopf.
    Ich habe meine Tasse abgestellt und merke, wie sich ein leichtes Kribbeln an meinem Hinterkopf einstellt. Täusche ich mich, oder waren ihre Worte tatsächlich: Erst muss er schleichen durch die Katz?
    »Könntest du vielleicht etwas präziser werden, Vicky?«, fordere ich sie auf. »Was genau machen denn diese Katzen?«
    »Sagt bloß, ihr wusstet das nicht«, meint sie erstaunt. Und als wir beide die Köpfe schütteln, erklärt sie: »Die Katzen fressen die Kaffeebohnen und scheiden sie danach wieder aus.«
    »Wie bitte?!« Frank hat seine Tasse mit einem deutlich vernehmbaren Klirren abgestellt. »Dieser Kaffee wird aus Bohnen gemacht, die von Katzen … verdaut worden sind?«
    »Ja, sicher, dadurch kommt dieses besondere Aroma zustande, diese Säure, und das Fruchtige und … äh … das Ganze halt«, nickt Vicky, und plötzlich wirkt sie gar nicht mehr so überzeugend. »Und macht euch keine Sorgen, die Bohnen werden in der Katze nicht wirklich verdaut, sondern kommen in einem Stück wieder heraus«, fällt ihr noch ein, als würde das einen großen Unterschied machen.
    Frank und ich glotzen auf unsere Kaffeetassen, als wären sie mit Schlachtabfällen gefüllt.
    Cesare! Was hat er mir von diesem Kaffee vorgeschwärmt, wie köstlich er sei und wie exklusiv und dass jeder Laden, der etwas auf sich halte, den in Zukunft führen müsse. Aber dass er das Verdauungsprodukt einer dämlichen Katze ist, das hat der Mistkerl mit keinem Wort erwähnt!
    »Okay, ich glaube, das ist dann doch nicht ganz mein Geschmack, so ohne Zucker und Sahne«, höre ich mich langsam sagen, und plötzlich verspüre ich das brennende Verlangen, mir die Zähne zu putzen und den Mund mit Seife auszuspülen.
    »Geht mir genauso«, nickt Frank.
    »Aber Sie trinken Ihren Kaffee ansonsten doch auch immer schwarz, Dr. Lessing«, wendet Vicky ein.
    Man kann Frank ansehen, dass er sie am liebsten erwürgen würde.
    »Gut beobachtet«, bringt er mühsam beherrscht hervor. »Das war auch so, bis vor Kurzem, aber jetzt habe ich mich umgestellt, weil mein Blutzuckerspiegel zu niedrig ist, daher hätte ich jetzt gerne einen stinknormalen Cappuccino, wenn’s recht ist.«
    »Ja, für mich auch«, schließe ich mich an. »Und dazu ein großes Glas Wasser, bitte!«
    »Schön, wie ihr wollt.« Vicky wirkt fast ein bisschen beleidigt. »Dann trinkt ihr den also nicht mehr aus?«
    »Nein!« Frank und ich sagen es wie aus einem Mund und schütteln gleichzeitig hastig die Köpfe.
    »Aber es war eine sehr interessante Erfahrung«, füge ich hinzu und nehme mir vor, gleich morgen die Präsentation dieses Kaffees zu überarbeiten. Vor allem sollten darin keinesfalls die Worte Katze und verdauen vorkommen.
    Als sie weg ist, langt Frank in seinen Aktenkoffer, zieht ein kleines Mundspray hervor und sprüht sich damit mehrere Male kräftig in den Rachen.
    »Auch?« Er hält es mir fragend hin.
    »Oh ja, danke.« Ich neble meine Mandeln ein, bis mir die Tränen kommen.
    »Nicht zu fassen, wie dekadent die Welt geworden ist.« Frank schüttelt angewidert den Kopf. »Was kommt als Nächstes: Wein aus Hühnerpisse?«
    Mir entfährt ein Kichern.
    »Beschrei’s nicht. Aber ganz abgesehen von dieser besonderen Art der … Erzeugung – wie hat er dir geschmeckt?«
    »Ganz ehrlich? Überhaupt nicht«, gesteht er und verzieht sein Gesicht zu einem schrägen Grinsen. »Ein bisschen zu sehr nach Katzenhintern für meinen Geschmack.«
    Ich muss erneut lachen.
    »Ich hatte ja keine Ahnung«, bekenne ich. »Cesare kriegt was zu hören, wenn ich ihn das nächste Mal sehe.« Dann komme ich wieder zurück zu unserem eigentlichen Thema: »Aber jetzt Schluss mit Kaffeeklatsch. Wir wollten über die Firma sprechen.«
    »Ja, stimmt.« Auch Frank wird wieder ernst. »Also, es geht hauptsächlich um das KGV …«, hebt er an, doch ich unterbreche ihn sogleich.
    »Bitte nur die Kurzfassung, Frank, und, wenn möglich, in Normalbürgersprache.«
    »Oh, ja, klar.« Er denkt kurz nach, bis er eine geeignete Formulierung findet. »Kurz gefasst geht es wieder einmal darum, dass Winners only zwar gute Umsätze erzielt, aber durch die hohen Ausgaben keine Gewinne macht.«
    »Wie bitte, wir machen keine Gewinne?«, frage ich verwundert.
    »Nein, unterm Strich bleibt sogar ein
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