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Man Down

Man Down

Titel: Man Down
Autoren: André Pilz
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Klammern zusammengerafft, die einzige Frau, die ich jemals mit so einer Frisur gesehen hatte, war Doris Day gewesen, und die hatte damit schon in den Filmen aus den 60ern beschissen ausgesehen. „Ihr seid wohl völlig bescheuert geworden.“
    „Was ist los?!“, brummte Shane und runzelte die Stirn.
    „Größer geht’s wohl nicht, oder?“
    Shane hob die Riesentüte lächelnd in die Höhe und schloss die Augen. „Für Senol Aydin nur das Größte! Für Senol Aydin nur das Beste!“
    „Das ganze Stiegenhaus stinkt nach Gras, Shane.“
    „Ich werd’ dir zeigen, dass Gras nicht stinkt!“ Shane nahm einen tiefen Zug, packte die Kleine und setzte sie auf seinen Schoß, er grapschte nach ihren Titten und drückte seine Lippen auf ihre, aber sie wehrte sich heftig und sprang auf. Sie sagte etwas, das wie „ Ma bitte goarschen! “ klang und darauf schließen ließ, dass sie irgendwo aus den österreichischen Bergen kam. Sie trug einen braunen Minirock und ein graues T-Shirt. Und darüber eine dünne, schwarze Jacke. Ich weiß auch noch, dass ihre Füße ohne Söckchen in ihren schwarzen Sandalen steckten. Ihre Zehennägel waren weiß angemalt. Ich war zugedröhnt, aber ich erinnere mich an jedes Detail. Alles war verschwommen, alles floss dahin, nur sie war ganz klar, nur sie stand still. Ihre Zehennägel waren weiß.
    Sie gab Shane ein Kuvert, sah kurz zu mir rüber, dann war sie schon wieder verschwunden.
    Ich war zu müde, um zu fragen, wer sie war und wie sie hieß und was sie wollte. Hätte ich es getan, alles wäre bestimmt ganz anders gekommen.
    So sagte ich nur: „Ich würde alles geben, sie zu küssen.“
    „Ist sie nicht ein bisschen billig?“
    „Sie ist heiß!“
    „Dir steigt das Zeug zu schnell ins Hirn.“
    „Sie ist heiß.“
    „Das meinst du nicht ernst.“
    „Ich würd sterben für nen Kuss, ich schwör.“
    „Sowas zu sagen bringt Unglück.“
    „Mein Leben für nen Kuss.“
    „Du kannst sie haben.“
    „Ich kann sie haben?“
    „Scheiße, ja.“
    „Für nen Kuss? Ne Nacht? Eine Woche?“
    „Von mir aus für immer.“
    Ich stand auf, nahm Shane die Tüte aus der Hand, zog daran, gab sie ihm wieder und warf mich zurück auf die Couch. „Das hast nicht du zu bestimmen. Du solltest sie nicht so behandeln, hörst du? Ich mag das nicht. Du kannst kein Mädchen so behandeln.“
    Shane winkte ab und streckte seinen Arm aus, um die Regler zu bedienen und die Lautstärke höherzufahren. Der Bass ließ die Fensterscheiben vibrieren. Er zog an seinem Joint wie ein Baby an seinem Schnuller. „Ich könnte Öcal fragen, ob er einen Job für dich hat.“
    „Danke, nein.“
    „Warum nicht?“
    „Ich kenne deine Brüder.“
    „Kennst du nicht.“
    „Ich hab von ihnen gehört, Shane. Das genügt.“
    Ich spürte, wie das Gras einfuhr. Ich tauchte ein in die Musik, ich schwamm in der Musik, mit der Musik, ich war Musik, oh fuck, ich konnte mein Hirn nicht mehr beisammenhalten. Alles flog auseinander. Die ganze Scheiße explodierte.
    „Du bist jetzt 25. Du hast kein Auto, keinen Fernseher, du hast nicht mal n Bett, dein Handy gehört mir und dein Arsch gehört meinen Brüdern. Ich mach mir Sorgen.“
    „Ich hab meine Musik. Ich hab die Sonne, ich hab das Gras. Du bringst mich zum Lachen, meine rechte Hand bringt mich zum Abspritzen. Was brauche ich mehr?“
    Shane stand auf und setzte sich auf die Sessellehne. „Arbeite für Öcal und du hast richtig große Musik. Arbeite für Öcal und die Sonne scheint für dich auch in der Nacht und du musst nie mehr wichsen in deinem Leben, verstehst du?“
    Shane zog ein paar Scheine aus seiner Hosentasche. Er schnupperte an ihnen und warf sie auf den Tisch. „Habe ich am Wochenende verdient!“
    „Ich wette, das war keine ehrliche Arbeit.“
    „Was ist ehrliche Arbeit?“
    „Ich weiß, was dreckige Arbeit ist.“
    Shane griff nach den Scheinen, knüllte sie zusammen und steckte sie wieder ein. „Ich muss dich enttäuschen. Ehrliche Arbeit gibt’s nicht mehr. Bescheißen oder beschissen werden, so läuft’s heute. Reich werden nicht die Klügsten, nicht die Fleißigsten, reich werden die Skrupellosesten, die Gewissenlosesten.“
    „Ich will gar nicht reich werden.“
    „Das denk ich mir. Gutmenschen wie du verhungern und fühlen sich dabei auch noch schuldig.“
    „Mit Drogen will ich nichts zu tun haben.“
    Shane zog an dem Joint, legte den Kopf in den Nacken und blies den Rauch mit geschlossenen Augen aus. „Dann eben nicht. Der Job ist
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