Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen

Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen

Titel: Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
Maximes Geburt fehlten noch 10 Kapitel, die ich innerhalb eines Monats fertigschreiben musste.
    Mein bester Freund Aram ist kurz vor Maximes Geburt zu einer langen Reise aufgebrochen. »Erfinde dich neu, Arami«, hatte ich ihm zum Abschied am Flughafen zugerufen. Aram, der, seit wir uns kannten, im Seidenbademantel darüber gegrübelt hatte, was wohl aus ihm und seiner Musik werden sollte. Immer wieder hatte er im Studio gesessen, geschrieben, komponiert und sich seinem Weltschmerz hingegeben. Ich war damals noch Gesellschaftsreporterin, hetzte von einer Party zur anderen, Berlinale, Fashion Week, Bambi-Verleihung und bewunderte Aram für seine Ruhe und seinen Müßiggang. Er hatte drei Jahre gebraucht, um die Platte zu machen, die er immer machen wollte, und diese entpuppte sich als Volltreffer. Heute ist Aram ein erfolgreicher und renommierter Künstler.
    Was aber würde ich aus meinem neuen Leben machen? Ich würde darüber nachdenken müssen. Und das tun zu dürfen, während ich mein Baby im Arm hielt, fühlte sich plötzlich an wie ein Stück vom Paradies.

Ideen für Zerstreuung und Müßiggang nach der Geburt
    (Bitte abschreiben, ausschneiden, durchmischen und jeden Tag einen der Zettel ziehen)
Albert Camus L’Exile et le Royaume lesen und beim Buggy-Schieben über die Geschichten und ihre philosophischen Botschaften nachdenken.
Enten füttern.
Mit dem (schlafenden) Baby ins Café gehen und eine große heiße Schokolade bestellen – im Sommer natürlich eine Eisschokolade!
Den ersten Urlaub mit Baby planen.
Einen Baby-Massage-Kurs besuchen und mit anderen Mamis bei Stilltee und Keksen (die gibt’s da immer, also meistens!) quatschen.
Dem Baby zu Hause auf der Couch erzählen, was es alles mit Mama erleben wird.
Ein Bad mit dem Baby nehmen (am besten, der Papa, die Oma oder Freunde spielen den Bade-Butler. Dann muss man nicht sich und das Baby auf einmal abtrocknen).
Seinen Kleiderschrank aufräumen und alle Schwangerschaftsklamotten verbannen/in die Altkleidertonne werfen/ aufheben und verwahren für die nächste Schwangerschaft.
Alle alten und neuen Freunde anrufen und ihnen vom Wunder des Mamaseins erzählen und sich bei ihnen wieder auf den neuesten Stand bringen!
Und ansonsten natürlich schlafen, so oft es möglich ist!

2. Ich glaub, mich tritt ein Kind: Von Teilzeit-Stellen, Bewerbungsfallen, Kündigungen und Karriereknicks
    »Ach, das ist aber schade! Also nicht, wie Sie denken, verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Aber wir dachten, wir könnten Sie nach Ende Ihres Praktikums ab dem nächsten Monat fest einstellen, aber jetzt sind Sie ja schwanger …«
    Das war’s! Sachen packen, bitte! Die Personalleiterin hatte gesprochen. Die Karriere meiner Freundin Charlotte in der Verwaltung einer großen Hotelkette würde auf einen Schlag zum Monatsende, also in genau zwei Tagen, beendet sein. Charlotte, 26 Jahre alt, seit drei Jahren verheiratet, war damals im fünften Monat schwanger, und irgendwie hätte sich der erste feste Job nach zwei Jahren Ausbildung und vier Jahren Studium richtig gut im Lebenslauf gemacht.
    Nach diesem Gespräch habe sie den ganzen Nachmittag in ihrem Sessel gelegen und geheult, erzählte mir Charlotte ein paar Tage später. Denn obwohl viele ihrer Freunde sie damit beruhigen wollten, dass ihr Mann genug verdiene, um die Familie zu versorgen, kam dies für Charlotte nicht in Frage. Sie wünsche sich etwas anderes, als den ganzen Tag zu Hause zu hocken und das Abendessen zu planen, sagte sie.
    Charlotte blickte genervt ins Leere. Wir saßen auf ihrer Couch im Wohnzimmer, dort, wo sie die nächsten Monate sehr, sehr oft sitzen würde. »Cooking, Cleaning and Vagina« nennt es ein amerikanischer Macho-Comedian inseinem Youtube-Video. Doch das sagte ich ihr jetzt besser nicht.
    Ich selber war in einer ähnlichen Situation gewesen – nur unter leicht veränderten Vorzeichen. Als ich gerade die letzte Computertaste für meine Chinesisch-Bachelorarbeit runterdrückte, erfuhr ich, dass ich schwanger war. Ich arbeitete zu der Zeit seit mehreren Jahren als freie Redakteurin für eine Berliner Tageszeitung. Ich ging also zu meinem Chefredakteur und teilte ihm mit, dass ich jetzt mit dem Studium fertig sei und eine Festanstellung bräuchte. Er zog die Augenbrauen hoch und stimmte zu. Dann nuschelte ich, dass die Sache allerdings einen kleinen Haken habe und ich schwanger sei. Er blieb jedoch bei seinem Wort, und zwei Wochen später lag mein unbefristeter Arbeitsvertrag als Redakteurin
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher