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Malory

Malory

Titel: Malory
Autoren: 08. Gefangener des Herzens
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ver-schaffen?
    Und falls die Piraten gewonnen hatten? Was machten Piraten mit gekaperten Schiffen? Wurden sie versenkt? Oder behielt man sie, um sie zu verkaufen oder mit eigenen Mannschaften zu bestücken? Und was passierte mit der eigentlichen Crew und den Passagieren? Wurden sie allesamt umgebracht?’
    Der Schrei entschlüpfte ihr in dem Moment, in dem der De-ckel von ihrem Fass gerissen wurde.

Kapitel 2
    Piraten! Den unwiderlegbaren Beweis, dass Piraten keineswegs ausgestorben waren, erhielt Gabrielle, als sie an den Haaren aus ihrem Versteck gezogen, unter Lachen und Ge-johle an Deck geschleift und dem hässlichsten der Piraten vor die Füße geworfen wurde – dem Kapitän.
    Sie hatte einen solchen Schrecken bekommen, dass sie sich nicht vorstellen konnte, was man als Nächstes mit ihr anstellen würde. Doch sie war überzeugt, dass es etwas Grässliches sein musste. Das Einzige, was ihr einfiel, war, so schnell wie möglich über Bord zu springen.
    Der Mann, der auf sie herabschaute, hatte dünnes, struppiges braunes Haar, das ihm bis auf die Schultern fiel. Auf dem Kopf saß ein alter Dreispitz mit einer rosa gefärbten Feder, die schlaff herabhing, da sie an mindestens zwei Stellen gebrochen war. Zudem trug er eine leuchtend orangefarbene Satinjacke und eine wallende Seidenkrawatte, die direkt aus einem anderen Jahrhundert zu stammen schienen. Jedenfalls waren die Kleidungsstücke in einem derart traurigen Zustand, dass sie durchaus so alt sein konnten.
    Bevor Gabrielle auf die Füße kommen und über Bord springen konnte, sagte er: »Mein Name ist Kapitän Brillaird, zu Ihren Diensten, Miss.« Dann hielt er inne und lachte. »Zumindest ist das der Name, den ich diesen Monat benutze.«
    Wenn er sich schon Fantasienamen gab, dachte Gabrielle, sollte er es mal mit Kapitän Leberfleck versuchen. Noch nie hatte sie derart viele Leberflecke auf einem einzigen Gesicht gesehen.
    Immer noch zitternd verzichtete sie auf eine Entgegnung und ließ den Blick erneut zur Reling des Schiffes gleiten.
    »Sie haben nichts zu befürchten«, sprach der Kapitän weiter. »Sie sind viel zu wertvoll, als dass ich Sie zu Schaden kommen ließe.«
    »Wertvoll, inwiefern?«, gelang es Gabrielle zu fragen, während sie sich langsam aufrappelte.
    »Als Geisel natürlich. Passagiere bringen viel mehr ein als Ladungen; die können verderben, ehe wir einen Markt für sie finden.«
    Gabrielle begann, einen Hauch echter Erleichterung zu verspüren, gerade genug, um die Augen von der Reling abzuwenden. »Was ist mit den Männern?«
    Er zuckte die Achseln. »Der Kapitän und die Offiziere eines gekaperten Schiffes bringen in der Regel auch ein ordentliches Lösegeld ein.«
    Gabrielle konnte nicht beurteilen, ob der Kapitän ernsthaft versuchte, sie zu beruhigen, oder ob er nur gern redete, denn er begann nun, einen regelrechten Vortrag über das Thema Lösegeld für Gefangene zu halten.
    So erfuhr Gabrielle, dass sie und Margery von ihren Familien freigekauft werden sollten. Dabei fragte der Kapitän nicht einmal, ob sie Familie hatte, er ging einfach davon aus, dass es so war. Ihr bliebe nur zu sagen, wen er für das Lösegeld ansprechen musste, und anscheinend hatte es mit dieser Information keine Eile. Zuerst hatten er und seine Kumpane sich um andere Dinge zu kümmern, wie etwa um den Rest der gefangenen Mannschaft.
    Gabrielle schaute über das Deck. Falls bei dem Kampf Männer gestorben waren, hatte man jeden Hinweis beseitigt, ehe sie an Deck geschleppt worden war. Avery lag mit einer klaffenden Kopfwunde offenbar bewusstlos am Boden; gefesselt – wie die anderen Offiziere und Passagiere würde auch er in Kürze auf das Piratenschiff transportiert werden. Ihres hatte so schweren Schaden erlitten, dass bereits Wasser eindrang.
    Margery war ebenfalls da, gefesselt und als Einzige zusätzlich noch geknebelt. Wahrscheinlich hatte sie den Piraten zu deutlich zu verstehen gegeben, was sie von ihrem frechen Angriff hielt. Wenn sie sich schlecht behandelt fühlte, kümmerte es sie nicht, mit wem sie sich anlegte.
    Die gemeinen Matrosen wurden vor die Wahl gestellt, sich den Piraten anzuschließen und auf der Stelle einen Schwur zu leisten oder über die Planke zu gehen, was bedeutete, dass man sie ins Meer werfen würde.
    Erwartungsgemäß entschieden die meisten von ihnen sich daraufhin relativ rasch für das Piratenleben. Einer allerdings, ein tapferer Amerikaner, weigerte sich lauthals.
    Voller Schrecken musste Gabrielle mit ansehen, wie
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