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Malory

Malory

Titel: Malory
Autoren: 08. Gefangener des Herzens
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für Sie am besten, nicht aufzufal-len. Ich weiß, dass es für eine so wunderschöne Frau wie Sie schwer ist, aber ...»
    »Bitte, Sie brauchen nicht weiterzureden«, unterbrach Gabrielle ihn errötend. »Ich weiß, dass wir erst in Sicherheit sind, wenn wir diese Halsabschneider von hinten sehen. Ich werde mich so unauffällig wie möglich benehmen.«
    Als einer der Piraten Avery in den Rücken stieß, um ihm Beine zu machen, wurden sie getrennt.
    Den ersten Hinweis darauf, dass die Insel bewohnt war, erhielten sie durch einen Wachtturm an ihrem Trampelpfad. Er war aus Baumstämmen gebaut und hoch genug, um in mindestens drei Richtungen uneingeschränkte Sicht auf das Meer zu bieten. Ihr Weg führte hinauf in die Hügel, die er schützte. Der Turm war zwar bemannt, doch der Wächter in seiner kleinen Hütte oben war eingeschlafen, als sie vorbeizogen. Kein besonders gewissenhafter Aufpasser, dachte Gabrielle, während einer der Piraten gegen den Turm trat, um den Mann zu wecken, und ein anderer ihn mit einem Schwall französischer Schimpfwörter bedachte.
    Auch Margery hielt nicht mit ihrer Meinung hinter dem Berg, als sie an Gabrielles Seite aufrückte. »Alles nur Faulen-zer und Tunichtgute, die ganze Bande. Hoffen wir, dass die Wache auch schläft, wenn Hilfe naht.«
    Gabrielle hätte Margerys Optimismus gern geteilt, doch die Chance, vor Eintreffen des Lösegeldes befreit zu werden, war gering. »Wenn sie meinen Vater finden ...«
    »Falls sie ihn finden«, unterbrach Margery. »Da wir nicht einmal sicher waren, dass wir es schaffen würden, stehen ihre Chancen noch schlechter, oder? Wir hätten diese Reise niemals unternehmen sollen. Habe ich dir nicht gesagt, dass es ge-fährlich werden würde?«
    »Du hättest ja zu Hause bleiben können«, warf Gabrielle ein. »Es sollte doch völlig ungefährlich sein. Hättest du etwa geglaubt, dass es heutzutage noch Piraten gibt, wenn man dich gewarnt hätte? Nein, du hättest bloß gelacht und dich darüber lustig gemacht.«
    »Darum geht es nicht«, erwiderte Margery. »Aber hör mir zu, ehe wir wieder getrennt werden. Such dir eine Waffe, irgendeine, von mir aus auch eine Gabel, wenn du eine in die Finger kriegst, und trag sie immer bei dir. Falls einer dieser Lumpen dich irgendwie belästigt, rammst du sie ihm direkt in den Bauch, verstanden? Hab keine Angst.«
    »Ich werd’s mir merken.«
    »Das solltest du auch, Mädchen. Wenn dir etwas zustößt, weiß ich nicht, was ich tue.«
    Es sah aus, als würde Margery gleich anfangen zu weinen.
    Sie war besorgter, als sie zugeben wollte. Und ihre Trübsal steckte an. Am liebsten hätte Gabrielle sich auf der Stelle an der Schulter ihrer Freundin ausgeweint, doch es gelang ihr, sich zu beherrschen und einige aufmunternde Worte zu finden. »Du machst dir zu viele Sorgen. Es wird schon nichts geschehen. Kapitän Brillaird hat es mir versprochen.«
    Das stimmte zwar nicht ganz, doch es war das, was Margery hören wollte, und es entlockte ihr ein schwaches Lä-
    cheln.
    Etwa eine Stunde später erreichten sie hoch in den Hügeln so etwas wie ein großes Dorf inmitten von Bäumen. Im Zentrum stand ein geräumiges Haus, das aus echtem Bauholz er-richtet war, welches, wie Gabrielle später erfuhr, von einem Schiff stammte, das die Piraten auf See geplündert hatten. Die anderen Bauten ringsherum waren zumeist kaum mehr als palmbedeckte kleine Hütten. Durch die türlosen Eingänge konnte Gabrielle sehen, dass viele dieser Hütten voller Kisten und Kästen standen und somit wohl als Lagerräume für die unrechtmäßig erworbenen Schätze der Piraten dienten.
    Avery und die anderen männlichen Gefangenen wurden zusammen in eine Hütte gesperrt; Margery brachte man zu einer anderen, doch vorher rief sie Gabrielle noch zu: »Denk dran! Direkt in den Bauch!«
    »Wo bringt ihr sie hin?«, protestierte Gabrielle.
    Der Pirat, der sie auf das große Haus zuschob, griente.
    »Für Diener gibt’s kein Lösegeld, aber sie kommt mit Ihnen frei, sobald der Kapitän sein Geld hat. Sie sind wertvoll, also bleiben Sie hier, wo’s leichter ist, Sie zu bewachen. Wir wollen doch nicht, dass einer von den Matrosen Sie anfasst und uns um die hübsche Summe bringt, die Sie uns garantieren.« Er zwinkerte ihr anzüglich zu und Gabrielle zuckte unwillkürlich zusammen.
    Im Haus angekommen, führte der Pirat Gabrielle an einen langen Tisch in einem hallenartigen Raum, drückte sie auf einen Stuhl und ging davon. Eine Köchin stellte einen Teller Essen
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