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Malory

Malory

Titel: Malory
Autoren: 08. Gefangener des Herzens
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Besitzer dieses bestimmten Schatzes war zwar selbst kein Pirat gewesen, doch handelte es sich immerhin um einen englischen Lord, der geschickt worden war, um die See von den Piraten zu befreien. Daher hatte man immer vermutet, dass der Schatz, den er vergraben hatte, von einem der besiegten Pira-tenschiffe stammte.
    Drew stand hinter Gabrielle und hatte die Arme um ihre Taille geschlungen. Sie lehnte an seiner Brust, während sie beim Graben zusah.
    »Wirst du auch nicht enttäuscht sein, wenn sie nichts finden?«, fragte er.
    »Natürlich bin ich dann enttäuscht«, erwiderte sie leichthin. »Aber diese Schatzkiste wird nicht leer sein. Da das letzte Stück der Schatzkarte in meiner Familie von Generation zu Generation weitergereicht worden ist, ohne dass irgendjemand überhaupt ahnte, worum es sich handelte, muss der Schatz noch an Ort und Stelle sein.«
    Drew küsste sie auf den Hals. »Ich hoffe, du hast recht, Schätzchen, deinetwegen.«
    Sie hörte den Zweifel in seiner Stimme, aber sie ignorierte ihn. Sie war viel zu aufgeregt, um etwas Negatives zu denken.
    Und dann riss einer der Männer ihres Vaters mit einem Ju-belruf die Kiste in die Höhe. Es war nur ein Kästchen, kaum mehr als dreißig Zentimeter im Quadrat. Und es hatte nicht einmal ein Schloss, das zerbrochen werden musste. Schnell überreichte der Mann es Nathan, der es ohne Umschweife öffnete.
    Da all seine Männer um ihn herumstanden und vor Anspannung den Atem anhielten, kam ihr enttäuschtes Schnau-fen gleichzeitig. Gabrielles Schultern sackten ein wenig nach unten. Leer. Sie hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass diese Kiste leer sein würde.
    Und ganz so war es auch nicht. Drew führte sie zu Nathan, der sie verlegen anlächelte. »Sieht so aus, als bekämst du zur Hochzeit nur einen Haufen Andenken«, sagte er, indem er ihr das Kästchen reichte.
    Gabrielle erblickte einen Stapel alter Briefe, eine getrock-nete, gepresste Rose, ein Samtband, eine Haarlocke und eine Menge anderer Kleinigkeiten. Selbst ein winziger Baby-strumpf war dabei! Außer für den Mann, der das Kästchen vergraben hatte, hatte nichts davon irgendeinen Wert. Für ihn jedoch waren diese Dinge unschätzbar wertvoll gewesen ...
    Nathan sagte: »Ich denke, eins von den Schiffen, die ich gerade mit nach Hause gebracht habe, wäre wohl ein besseres Geschenk. Such dir eins aus, Junge, und stock’ damit die Skylark-Linie auf.«
    Drew nickte. »Gern, danke. Ich jedenfalls habe meinen Schatz schon gefunden.«
    Gabrielle drehte sich langsam um. Der Ausdruck in Drews dunklen Augen war unschwer zu deuten und ließ Tränen des Glücks in ihr aufsteigen.
    »Du meinst, was du sagst, nicht wahr?«, sagte sie leise.
    »Von ganzem Herzen, Schätzchen ... Weib.«
    Da schlang sie die Arme um seinen Hals und küsste ihn.
    Und schon Sekunden später war sie so in diesen Kuss vertieft, dass sie gar nicht mehr an die Zuschauer dachte.
    Ihr Vater räusperte sich und sagte: »Ich vergaß, diese Ur-kunde ganz unten im Kästchen zu erwähnen. Ich bin nicht besonders gut darin, Altenglisch zu lesen, doch es sieht so aus, als würde diese Insel jetzt dir gehören.«
    Zuerst riss Gabrielle die Augen auf, dann quietschte sie begeistert und quetschte Drew vor lauter Aufregung die Hand.
    Er lachte schallend darüber, wie schnell sie von einem echten Schatz abgelenkt werden konnte.
    Als Gabrielle sich endlich wieder beruhigte, sagte sie zu ihm: »Ich liebe es! Sieh dich nur um, es ist wunderschön hier.
    Und ist dir unterwegs der kleine Wasserfall aufgefallen?«
    »Nein, kann ich nicht behaupten, wahrscheinlich weil ich nur Augen für dich hatte.«
    Gabrielle lächelte und schmiegte sich in seinen Arm. »Vielleicht sollten wir uns hier ein Haus bauen, in dem wir zwischen unseren Reisen wohnen können.«
    Drew blickte auf sie hinunter. »Zwischen unseren Reisen?
    Meinst du das ernst?«
    »Hast du gedacht, ich rede nur so daher, als ich erzählt ha-be, dass ich gern zur See fahre?«
    »Der Gedanke hat mich gestreift.«
    Gabrielle lächelte. »Jemand hätte dich davor warnen sollen, eine Frau zu heiraten, die das Meer liebt – aber den Kapitän, der es befährt, noch viel mehr.«
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