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Malory

Malory

Titel: Malory
Autoren: 08. Gefangener des Herzens
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weniger als eine Minute gedauert, doch schließlich war James Malory mit den Fäusten schon immer schnell und tödlich präzise gewesen.
    Im Aufstehen sagte Drew zu James: »Gute Arbeit, aber du hättest mich vorwarnen können.«
    »Habe ich das nicht getan?«, erwiderte James. »Dachte, wenn ich Morts Kiefer breche, kapierst du schon.«
    »Die Fesseln?«, sagte Drew ungeduldig. Nun da sie sozusagen den Spieß umgedreht hatten, wollte er keine weitere Minute vergeuden und sich sofort auf die Suche nach Gabrielle machen.
    James nahm einem der Piraten einen Dolch ab und kam zu ihm, um die Fesseln durchzuschneiden. Und in einer Aufwal-lung von Mitgefühl, das er außer seiner Frau selten jemandem zeigte, sagte er: »Sie wird schon klarkommen, Drew.«
    »Ich weiß. Sie muss einfach. Aber ich möchte mich so schnell wie möglich selbst davon überzeugen.« Er fügte nicht hinzu, »ehe er ihr etwas antut«, doch natürlich verfolgte ihn der Gedanke und ließ ihn umso hastiger zur Festung eilen.

Kapitel 50
    »Wenn er dich anfasst, werde ich dich umbringen müssen.«
    Nicht nur die Worte verrieten Gabrielle, dass jemand anders als Pierre ins Zimmer gekommen war, sondern auch die Klinge, die sie an ihrer Kehle spürte. Schon wieder? Waren denn alle in Pierres Umgebung aufs Halsabschneiden fixiert?
    Gabrielle hatte sich zwar auf das Bett gelegt, in dem sie auf Pierre warten sollte, doch sie hatte sich nicht dazu durchringen können, ihre Kleider auszuziehen. Als sie die Augen auf-schlug, sah sie eine Frau, die mit einem Bein auf dem Bett kniete und sich über sie beugte. Das leuchtend rote Haar ließ keinen Zweifel daran, um wen es sich handelte.
    Sie hatte Red nie zuvor getroffen oder gesehen und war überrascht festzustellen, dass sie eine attraktive Frau war, viel zu hübsch für jemanden wie Pierre. Sie hatte zwar einige Nar-ben auf der linken Wange, doch sie waren so klein und ver-blasst, dass sie kaum zu sehen waren. Red schien Mitte dreißig zu sein und trug eng anliegende Männersachen. Die Knöpfe ihres Hemdes standen so weit offen, dass man ihre kaum verhüllten prallen Brüste sehen konnte. Um den Kopf hatte sie einen schmalen schwarzen Schal geschlungen, um sich das wild zerzauste Haar aus dem Gesicht zu halten. Daher konnten die ineinander verschlungenen goldenen Ringe an ihren Ohren ungehindert herabbaumeln.
    Ihre Bemerkung kam Gabrielle seltsam vor. Die Frau musste Pierres Pläne doch kennen.
    »Warum bringst du nicht besser ihn um?«, fragte Gabrielle neugierig.
    »Ihn töten? Ich liebe diesen Bastard.«
    »Dann hilf uns zu fliehen.«
    Gabrielle machte sich große Hoffnungen, als Red tatsächlich über diesen Vorschlag nachzudenken schien, doch dann schüttelte die Piratin den Kopf. »Für mich kommen nur zwei ganz einfache Möglichkeiten infrage. Entweder ich bringe dich um oder ich verschandele dich ein bisschen. Was ist dir lieber?«
    Das klang eher nach wütender Prahlerei, daher ignorierte Gabrielle die Drohung und fragte: »Wie bist du hier hereingekommen, ohne dass er dich gesehen hat?«
    »Er hat nicht auf meine Tür geachtet. Ich brauchte nur zu warten, bis er nach draußen ging, um sich zu erleichtern.«
    »Wenn du mir nicht helfen willst, kannst du mich ebenso gut umbringen. Der Mann, den ich liebe, oh Gott, ich weiß nicht einmal, ob er noch lebt!« rief Gabrielle.
    Red richtete sich schnaubend auf. »Wie melodramatisch, damit beeindruckst du mich nicht. Aber um deinen Vater brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ich mag den alten Kauz. Ich werde mich darum kümmern, dass er freikommt.«
    Wehte da etwa ein Hauch von Mitleid durch die Mörder-grube? Gabrielle hatte das Gefühl, dass Red vielleicht gar nicht so blutrünstig war, wie sie tat, daher schöpfte sie nach einer Nacht voller Sorgen neue Hoffnung.
    »Danke«, sagte Gabrielle. »Aber ihn habe ich nicht gemeint.«
    »Wen dann ...?«
    In dem Moment hörten beide die Schritte, die sich der Tür näherten. Red geriet in Panik, sprang über das Bett und duck-te sich dahinter. Was Gabrielle spürte, war schlimmer als Panik. Ihre Zeit war um, ihre kurze Galgenfrist vorüber.
    Die Tür öffnete sich. Pierre schwankte kurz, ehe er sein Gleichgewicht wiederfand. Seine Augen stierten glasig. Er war betrunken.
    Seiner Stimme war jedoch nichts anzumerken. »Du bist nicht sehr gehorsam, chérie, aber du wirst es noch lernen. Tut mir leid, dass ich dich so lange hab’ warten lassen, ich musste diesen Triumph einfach noch eine Weile auskosten. Ich will
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