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Malloreon 5 - Seherin von Kell

Malloreon 5 - Seherin von Kell

Titel: Malloreon 5 - Seherin von Kell
Autoren: David Eddings
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gewöhnlich verspüren. Einmal blieben sie am Bach stehen, der sich durch das Gehöft schlängelte. Belgarath blickte in das klare Wasser und bemerkte mehrere Forellen. »Hast du dir hin und wieder Zeit zum Angeln genommen?« fragte er Durnik.
    »Nein«, antwortete Durnik mit traurig klingender Stimme. »Und irgendwie habe ich auch kein Verlangen mehr danach.« Sie alle wußten, warum, aber keiner sagte es.
    Poledra brachte ihnen die Mahlzeiten hinaus, bestand jedoch darauf, daß sie draußen blieben. Am Spätnachmittag wies sie die drei an, Wasser über Durniks Esse im Schuppen zu kochen.
    »Ich habe den Grund dafür nie verstanden«, gab Durnik zu, während er nach einem weiteren dampfenden Kessel langte. »Wozu brauchen sie ständig kochendes Wasser?«
    »Brauchen sie auch gar nicht wirklich«, antwortete Belgarath. Er hatte es sich auf einem Stoß aufgeschichteten Brennholzes bequem gemacht und begutachtete die kunstvoll geschnitzte Wiege, die Durnik gezimmert hatte. »Es dient nur dazu, die Männer zu beschäftigen und sie sich aus dem Weg zu halten. Irgendein weibliches Genie ist vor Tausenden von Jahren auf diese Idee gekommen, und seither haben die Frauen es zum Brauch gemacht. Also koch Wasser, Durnik. Es macht sie glücklich, und gar so schwere Arbeit ist es nun auch nicht.«
    Der Mond ließ sich mit dem Aufgehen Zeit, aber die Sterne verzauberten mit ihrem Licht den Schnee, und die ganze Welt schien in sanftes blauweißes Glühen gehüllt zu sein. Unter allen Nächten, die Garion je erlebt hatte, war es eine der vollkommensten. Selbst die Natur schien den Atem anzuhalten.
    Garion und Belgarath, denen Durniks wachsende Nervosität nicht entging, schlugen vor, den Hügel hinaufzusteigen. Sie wußten aus langjähriger Erfahrung, daß Durnik seine Unruhe gewöhnlich bezwang, indem er sich beschäftigte.
    Der Schmied blickte zum Nachthimmel, als sie durch den tiefen Schnee den Hang hinauf stapften. »Es ist wirklich eine besondere Nacht, nicht wahr?« Er lachte ein wenig verlegen. »Ich nehme an, das würde ich auch denken, wenn es regnete.«
    »Mir geht es jedenfalls immer so«, gestand Garion. Dann lachte auch er, und sein Atem dampfte in der frostigen Nachtluft. »Ich weiß allerdings nicht, ob zweimal bereits als immer bezeichnet werden kann«, räumte er ein. »Aber ich verstehe, was du meinst. Ich hatte heute abend bereits ebenfalls dieses Gefühl.« Er blickte über das Haus auf die Weite, die sich weiß und still unter dem Licht der Sterne erstreckte. »Findet ihr zwei auch, daß es außergewöhnlich still ist?«
    »Ja, nicht das geringste Lüftchen regt sich«, bestätigte Durnik, »und der Schnee verschluckt jeden Laut.« Er legte den Kopf schief. »Nun, da du es erwähnt hast, erscheint es auch mir ungewöhnlich still, und die Sterne leuchten besonders hell. Aber dafür gibt es sicher eine ganz vernünftige Erklärung.«
    Belgarath lächelte sie an. »Ihr zwei habt wohl nicht einen Funken Romantik in euch, oder? Seid ihr noch gar nicht auf die Idee gekommen, daß dies tatsächlich eine ganz besondere Nacht sein könnte?« Sie blickten ihn fragend an.
    »Überlegt doch«, forderte er sie auf. »Pol hat den größten Teil ihres Lebens damit zugebracht, Kinder großzuziehen, die nicht ihre eigenen waren. Ich habe sie dabei beobachtet und einen unbewußten Schmerz in ihr gespürt, wann immer sie ein neues Baby auf den Arm nahm. Das wird sich heute nacht ändern, also ist es wirklich eine besondere Nacht. Polgara wird ein eigenes Baby im Arm halten. Das wird der übrigen Welt zwar nicht viel bedeuten, aber ich glaube, uns sehr wohl.«
    »Das tut es wahrhaftig«, sagte Durnik inbrünstig. Dann blickte er sehr nachdenklich drein. »Ich habe in letzter Zeit über etwas nachgedacht, Belgarath.« »Worüber?«
    »Ist es euch nicht aufgefallen, daß wir alle irgendwie dorthin zurückkehren, wo wir angefangen haben? Es ist natürlich nicht ganz das gleiche, aber irgendwie kommt einem alles so vertraut vor.« »Ja, mit ähnlichen Gedanken habe ich mich auch schon beschäftigt«, gestand Garion. »Es ist so ein seltsames Gefühl.«
    »Es ist doch völlig natürlich, daß man nach einer langen Reise nach Hause zurückkehrt, oder nicht?« sagte Belgarath und trat nach einem Schneeklumpen.
    »Ich glaube nicht, daß es so einfach ist, Großvater.«
    »Ich auch nicht«, stimmte Durnik ein. »Aus irgendeinem Grund erscheint es mir bedeutungsvoller.«
    Belgarath runzelte die Stirn. »Ich glaube, mir auch«, sagte er
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